Website-Icon about cities | Der Städteblog für Niedersachsen

Oldenburg und Grünkohl

Bernhard von Hagen mit einer Grünkohlpflanze im Botanischen Garten Oldenburg.

Oldenburg und Grünkohl – das ist eine lange Tradition. In den kalten Wintermonaten gibt es bei uns viele Gelegenheiten das Gemüse in den verschiedensten Varianten zu essen. Doch Grünkohl kann mehr als mit Pinkelwurst, Kassler und Kartoffeln serviert zu werden. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Oldenburger mit Grünkohl experimentiert. Inzwischen gibt es einige oftmals ungewöhnliche – aber dennoch leckere – Kombinationen. Einzigartig ist zum Beispiel das Bier mit Grünkohlzugabe „Oldenburger Palmenbräu„. Zum Beginn der kommenden Grünkohlsaison begebe ich mich in der Kohltourhauptstadt auf die Suche nach weiteren Kreationen.

Grünkohl trifft in Oldenburg auf italienische Küche

Wenn ich an Grünkohl denke, denke ich meistens an dampfende Teller – aber Grünkohl kalt essen? „Zur Saisoneröffnung ‚Hallo Grünkohl‘ vor einigen Jahren wollten wir mal ein anderes Produkt aus Grünkohl anbieten“, erklärt mir Thomas Weßels vom Feinkostspezialisten Bastwöste als ich ihn an seinem Stand auf dem Wochenmarkt beim Rathaus besuche. Doch wie lassen sich Grünkohl und mediterrane Küche miteinander kombinieren? In monatelanger Arbeit entstand ein Pesto, dass neben Grünkohl aus Parmesan, Cashewkernen und Olivenöl besteht. Die Kreation passt auf jeden Fall zu Nudeln, Brot und Kartoffeln. Aber Thomas Weßels sieht noch weitere Einsatzgebiete, die er mir direkt empfiehlt: „Ich esse das Grünkohlpesto gerne zu Gnocchi. Aber ich habe auch schon Lasagne, Flammenkuchen, Pizza und Aufläufe mit dem Pesto gegessen.“ In Oldenburg ist das Grünkohlpesto längst kein Geheimtipp mehr. „Jedes Jahr, wenn die Grünkohl-Saison bei uns in der Kohltourhauptstadt startet, gibt es am Stand schon ein kleines Gerangel. Für dieses Jahr werden wir noch mal deutlich mehr Gläser produzieren“, sagt Weßels. Sobald der erste Bärlauch geerntet wird, verschwindet das Pesto aber wieder aus den Holzbottichen des Feinkoststandes, aber nur bis zum Beginn der nächsten Grünkohlsaison.

Hallo Grünkohl“ in Oldenburg: Mitarbeiterin Heike von Bastwöste & Co. mit dem Grünkohlpesto.

Herzhafte Grünkohl-Kringel aus dem Holzofen

Der Kohl hat es aber in Oldenburg nicht nur in die südländischen Spezialitäten geschafft. Inzwischen findet sich Grünkohl auch in beliebten Snacks wieder. Auf dem Wochenmarkt finde ich bei der Holzofenbäckerei Ripken Grünkohl-Bagels. In der Auslage stapeln sich die Bagels, die es sowohl vegetarisch als auch mit Pinkel gibt. In Oldenburg ist der herzhafte Kringel inzwischen ein Muss. „Viele Kunden hängen sich den Bagel bei ihrer Kohlfahrt in der Kohltourhauptstadt an eine Schnur um den Hals und haben so einen tollen Snack dabei“, erklärt Alush Jakupi von der Holzofenbäckerei.  Das Laugengebäck lässt sich aber auch vielfältig belegen. „Mir schmeckt der Bagel am besten mit Käse – Schmierkäse darf dabei aber definitiv nicht fehlen“, betont Jakupi. Viele Kunden essen den Bagel aber auch gerne mit Kochschinken. Für etwa zwei Monate erweitert der Grünkohl-Bagel das Sortiment des Bäckers.

Grüner Tee mit Grünkohl im Abgang

Grünkohl kann man auch trinken. Das Superfood findet sich oft in grünen Smoothies. Aber in Oldenburg gibt es ein ganz besonderes Grünkohl-Getränk: den Grünkohl Tee. Doch wie verbindet man Tee und Grünkohl? Die Oldenburger Teehandel und Kaffeerösterei Nölker & Nölker hat sich seit 2014 dieser Aufgabe angenommen. „Wir haben experimentiert und Grünkohlpulver mit grünem Tee gemischt. Die Namen stimmen ja schon zu 50 Prozent überein, da dachte ich, das muss einfach passen“, sagte Hendrik Nölker lachend. Es hat zwar ein paar Versuche gebraucht aber nach einigen Wochen war Nölker mit seiner Rezeptur zufrieden und brachte den Tee auf den Markt. Seither bietet er den Tee auch gerne bei Blindverkostungen an und überrascht seine Kundschaft mit dem ungewöhnlichen Getränk. Geschmacklich bietet der Tee ein eher mildes Aroma. Ich finde, dass der Grünkohl sich beim Trinken nicht in den Vordergrund drängt. Erst im Abgang schmecke ich den herben Geschmack des Kohls. Besonders lecker wird der Tee durch die süße Pfirsichnote.

Schokopralinen mit frischem Grünkohl aus Oldenburg

Dass die Oldenburger experimentierfreudig mit dem Grünkohl umgehen, habe ich auf meiner Suche bereits festgestellt. Aber die ungewöhnliche Kombination von Schokolade und Grünkohl kann ich erst mal nicht in Einklang bringen, daher bin ich auf meinen Besuch im Café Klinge besonders gespannt. Hier hat der Oldenburger Chocolatier Christian Klinge mit Grünkohl und Schokolade experimentiert und die Grünkohl-Praline als kreative Variante kreiert. Die Praline besteht neben Grünkohl aus dunkler, heller und weißer Schokolade, Sahne, Butter, einem Schuss traditionelles Weizenkorn „Alter Hullmann“ und ein bisschen Spinat– für die grüne Farbe. Die Praline überrascht: sie ist süß und cremig, der Biss knackig und am Schluss gibt es eine leichte Schärfe. „Ich habe mit verschiedenen Grünkohlsorten rumexperimentiert. Die meisten schmeckten zu kohlig oder enthielten zu viele Bitterstoffe. Mit der italienischen Sorte Panizzo habe ich endlich die ideale süße, liebliche Grundlage für meine Praline gefunden“, erklärt Christian Klinge. Die Grünkohlpraline ist eine Oldenburger Gemeinschaftsleistung, denn Klinges Lieferant für diese spezielle Sorte ist der Botanische Garten.

Das grüne krustige Grünkohlbrot aus Oldenburg

Meine letzte Station ist die Oldenburger Stadtbäckerei. Schon beim Betreten begrüßt mich der Duft von frisch gebackenem Brot. Die Auslage ist mit vielen verschiedenen Brotsorten bestückt. Mein Blick bleibt jedoch an einem kross gebackenen Roggenbrot hängen – dem Kolhlkönigbrot. Bäcker- und Konditormeister Jan Schröder stellt mir seine Kreation vor: „Der Natursauerteig wird mit frischem Grünkohl und Speck verfeinert, was dem Brot seine besondere Würze und eine leichte Grünfärbung verleiht.“ Schröder empfiehlt das Brot zu verschiedensten Anlässen. Ob während einer Boßeltour mit Schinken belegt, mit Butter und Salz zum Abendbrot oder als Suppenbeilage zum Einstippen. Das Brot, das schon seit einigen Jahren die Auslage des Stadtbäckers erweitert, ist inzwischen so etwas wie ein moderner Klassiker in der Kohltourhauptstadt. Nach dem Beginn der Grünkohlsaison bleibt es jedoch nur wenige Wochen im Angebot. „Im Dezember drängen schon wieder die Christstollen in die Regale und wollen verkauft werden“, sagt Schröder.

Oldenburg und Grünkohl ist eine echte Liebesbeziehung. Warum könnt ihr hier nachlesen. Und wer Lust hat auf eine Grünkohl-Hotspot-Tour, kann im Beitrag von Bloggerin Bettina dazu etwas nachlesen.

Die mobile Version verlassen