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Gibt es ein Leben nach den Domfestspielen?*

Verdener Domfestspiele

Der Dom steht nicht nur geografisch mitten in Verden, sondern ist auch fest verankert im Herzen vieler Verdener:innen. 1997 hat sich darum der Verein „Verdener Domfestspiele e.V.“ gegründet, um vor Publikum historische und unterhaltsame , teils wahre, Ereignisse rund um den Dom zu erzählen.

Bei Tageslicht beginnen die Festspiele und enden bei Nacht © Annkathrin Sommer/ Stadt Verden (Aller)

Seitdem richtet der Verein vor der eindrucksvollen Kulisse das Open-Air Theater aus. Die Domfestspiele zählen zu einem „Must-have“ der Kulturfreunde Verdens und der weiteren Umgebung. Um die 10.000 Gäste locken sie zu jeder Festspielsaison an.
Die aktuelle Festspielsaison lässt nicht mehr lange auf sich warten:
Am 29. Juli 2022 feiern die Domfestspiele Premiere. Bis zum 13. August haben Interessierte die Möglichkeit, sich das Stück „Die rebellische Hexe“ von den überdachten Tribünen aus anzusehen.

Die rebellische Hexe

Im diesjährigen Theaterstück geht es um Hexerei, Intrigen, Macht, Kirche und vielem mehr © Verdener Domfestspiele e.V. © Verdener Domfestspiele e.V.

Dieses Jahr wird das Stück „Die rebellische Hexe“ von Hans König aufgeführt – es spielt im Jahre 1616. Rund 120 Mitwirkende vor und hinter der Bühne führen das Publikum auf eine Zeitreise durch das historische Verden. Das Stück erzählt die Geschichte von der 15jährigen Margarethe Sievers, die unter Folter gesteht, mit dem Teufel im Bunde zu stehen und nach einer überraschenden Haftentlassung mit dem Ruf als Hexe ein lukratives Geschäft aufzieht. Sie gerät in die Fänge eines freischaffenden Hexenjägers und Inquisitors und bezichtigt eine Frau des Adels der Hexerei. Das Domkapitel ist überfordert, der Skandal perfekt. Autor und Regisseur Hans König hat sich von einer tatsächlichen Begebenheit inspirieren lassen – dichterische Freiheit ist ja immer auch ein Stück weit erlaubt. Entstanden ist erneut ein spannendes Theaterstück Verdener Zeitgeschichte um Frauenhass, Intrigen und Macht, Kirche, Bürgertum und Adel zwischen Irrationalität und Vernunft.

Die Schauspieler performen unter freiem Himmel – die Zuschauertribünen sind überdacht © Stadt Verden (Aller)

Leibliches Wohl rund um die Domfestspiele

Wie auch in den vergangenen Jahren gibt es wieder ein prächtiges Festzelt mit guter Bewirtung für die Gäste. Das Team der Domschänke tischt vor der Show und auch in der Pause Leckereien auf, die für alle etwas bieten. Zum leckeren Essen gibt es ein kühles Bier oder eine erfrischende Schorle und die Show kann los- oder weitergehen.

Geschichte der Domfestspiele

Auch bei den früheren Domfestspielen sind viele Stücke entstanden, die sich mit der Geschichte Verdens beschäftigen. Bisher gab es schon folgende fantastisch-historische Bühnenwerke zu bestaunen:

1) Spektakel „Das Geheimnis des Bischofs von Verden“ von Dieter Jorschik (1998/ 2000)

2) Posse „Liebesleid und Mauerstreit“ von Gabriele Müller, Björn Emigholz und Beate Ambroselli; Autor und Regisseur Gabriel Reinking (2003/2005)

3) Krimikomödie „Der Raub des Domschatzes“ von Gabriele Müller und Ralph Oehme (2008)

4) Legende „Der steinerne Mann“ von Gabriele Müller und Hans König (2011)

5) Gerücht „Das geheime Attentat“ von Gabriele Müller und Hans König (2014) und

6) Untat „Der brennende Mönch“ von Hans König (2017).

Die „Domis“ – eine große Familie

Viele der Laienschauspieler sind bei jedem Festspiel wieder dabei © Verdener Domfestspiele e.V.

Der Verein engagiert etwa ein Dutzend Professionelle für die Regie, Bühnenarbeit, Technik und ausgebildete Schauspieler für die Domfestspiele. Hauptsächlich „wuppt“ der Verein die Aufführungen mit mehr als 100 Freiwilligen in den verschiedensten Bereichen. Laien und Professionelle bilden gemeinsam eine große Familie, liebevoll „Domis“ genannt, stecken viel Herzblut in ihre Auftritte und nehmen zum Teil privat Schauspiel- oder Reitunterricht, um im nächsten Jahr noch besser zu sein. Ihre Leidenschaft fürs Theaterspielen ist tief in der Stadt und im Verein verwurzelt und das sieht und spürt man auch!

Ein Blick hinter die Kulissen

Seit Monaten proben die „Domis“ bereits fleißig und zauberhafte Kostüme werden auch genäht. Alles wird für den Aufbau des Festspielgeländes organisiert, nach passenden Requisiten gesucht, an der Maske der Darstellenden gefeilt und noch vieles mehr gemacht, um die Domfestspiele wieder zu einem spektakulären Erlebnis zu machen. Nur so viel sei verraten, die Zuschauer dürfen sich auf ein spannendes Stück mit Augenschmaus freuen.

Alle fiebern der Premiere voller Vorfreude entgegen. © Sylvia Bothmer, Volker Schwennen/ Domfestspiele 2022

Tickets für „Die rebellische Hexe“ sind über Ticketmaster und die dazugehörigen Vorverkaufsstellen erhältlich.

Führungen zur Einstimmung auf das Theaterstück

Einen Einblick in die gesamte Arbeit der Verdener Domestspiele gibt es bei der Führung „Blick hinter die Kulissen“ © Sylvia Bothmer/ Domfestspiele 2022

Neugierige, die auf dem Festspielplatz einen „Blick hinter die Kulissen“ werfen möchten, haben an drei Terminen die Gelegenheit. Im Rahmen eines Rundgangs auf dem Festspielgelände wird spannendes über Kostüme, Requisiten, Maske, aufwendige Ton- & Lichttechniken berichtet und die Möglichkeit geboten, sich mit den Darstellenden auszutauschen.

Der Dom ist einer von mehreren Originalschauplätzen während der „Führung durch die Zeit“ © Annkathrin Sommer/ Bildarchiv der Stadt Verden (Aller)

Alle, die mehr über den geschichtlichen Hintergrund des Stücks und den damaligen Hexenwahn in Verden erfahren möchten, können an einer „Führung durch die Zeit“ teilnehmen, in der der Glaube an die Hexen noch ganz real war. Ihr besucht Originalschauplätze und erfahrt, wie es zu diesem Glauben kam.

Mehr Infos zum Blick hinter den Kulissen und der Führung durch die Zeit gibt es hier.

Die Geschichte des Domes

Ähnlich wie in anderen Städten ist den Verdener:innen ihr Dom heilig. Auch Gäste kennen ihn vielleicht: Blickt man von dem Aussichtspunkt auf der anderen Seite der Aller auf die Stadt, so kann man das massive Bauwerk im romanischen Stil kaum übersehen.
Der Dom St. Maria und Cäcilia hat eine lange und beschwerliche Zeit hinter sich. Er wurde im 12. Jahrhundert erbaut und brannte im 13. Jahrhundert bis auf die unteren Geschosse ab. Ein schwerer Schlag für die Stadt. Nach diversen Renovierungen im Laufe der Jahrhunderte nahm sich der Baumeister Leo Bergmann 1829 dem Dom an und befreite den Bau von den Einflüssen des Barocks und der Renaissance.

Heute erstrahlt der Verdener Dom wieder im alten Glanz © Tanja Hildebrandt/ Stadt Verden

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* Seitdem halten die Mitglieder des Vereins ihm die Treue, denn sie lieben ihre Domfestspiele und ließen deshalb 1998 einen Aufkleber mit dem Spruch „Gibt es ein Leben nach den Domfestspielen?“ drucken.

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