Mehl, Hefe, Milch zu einem Teig vermischen, mit Butter und Marzipan vermengen – Na, schon eine Idee, was daraus wird? Im Anschluss kommt ein Mix aus in Rum getränkten Rosinen, Mandeln, Orangeat und Zitronat sowie ein paar Gewürze wie Vanille und Zimt hinzu und alles ordentlich vermengen. Spätestens jetzt sollte klar sein, um welches weihnachtliche Traditionsgebäck es sich handelt: Weihnachtsstollen. Aber um nicht irgendein 08/15 Weihnachtsstollen, der womöglich bereits Mitte September in den Regalen der Supermarktketten liegt. Ich habe eine ganz besondere Bäckerei in Hildesheim besucht. Traditionsgemäß wird dort nach Buß- und Bettag mit der Produktion des Hildesheimer Domstollens und weiterer Weihnachtsleckereien gestartet.
Godi’s Backstube in Hildesheim
Die Backstube der Bäckerei „Godi’s Backstube“ befindet sich im Hildesheimer Ortsteil Ochtersum (St.-Godehard-Straße 42, 31139 Hildesheim). Der Geschäftsführer, Herr Godehard Höweling, backt dort seit dem Jahr 2000 Brötchen, Brot und Co. Seit 2009 befindet sich eine zusätzliche Verkaufsstelle in der Hildesheimer Oststadt (Orleansstraße 68, 31135 Hildesheim). Rund 10 Gehminuten befindet sich die Zweigstelle vom Hildesheimer Marktplatz entfernt.
Angefangen als Lehrling, aufgestiegen zum Bäckergesellen und anschließend zum Bäckermeister, stellt Herr Höweling Nacht für Nacht – denn sein Arbeitstag beginnt bereits um 1 Uhr morgens – die Leckereien für seine Kundschaft her. „Zuerst backen wir die Brote, danach den Kuchen und im Anschluss die Brötchen, damit die noch warm auf dem Frühstückstisch landen“, verrät mir Herr Höweling.
In der Vergangenheit hat die Backstube schon das eine oder andere Mal großes Aufsehen erregt und das im positivsten Sinne. Sein großes Engagement zeigte Herr Höweling u.a. bei der Herstellung eines XXL-Domstollens. Im Rahmen einer Spendenaktion wurde der Stollen während des Hildesheimer Weihnachtsmarktes für die Sanierung des Hildesheimer Doms verkauft. Auch die Aufstellung einer riesigen Stollenpyramide und der aus dem Verkauf der Stollen eingenommene Erlös kam der Domsanierung zugute. Das I-Tüpfelchen war die Audienz im Vatikan bei Papst Benedikt Ratzinger persönlich, dem Herr Höweling seinen Hildesheimer Domstollen überreichte.
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Der Hildesheimer Domstollen und weitere Köstlichkeiten
Genau dieser berühmt-berüchtigte Hildesheimer Domstollen, den Papst Ratzinger in Rom entgegengenommen hat, wird jedes Jahr ab Ende September bis Weihnachten in Godi’s Backstube in Ochtersum in Hildesheim zubereitet. Teig herstellen, Stollenzutaten hinzufügen, wiegen und portionieren, backen und eintüten – und zwischen den einzelnen Schritten immer wieder ruhen lassen und dem Produkt die nötige Zeit geben. Bis der Stollen im Verkauf ist, dauert das rund vier Wochen. Die meiste Zeit geht für das fachmännische Lagern des abgepackten Stollens drauf. 100 Stollen stellt Herr Höweling jeden Tag her. Vom traditionellen Stollen wie dem Hildesheimer Domstollen und dem Niedersachsenstollen bis hin zum „gefüllten“ Mohn- und Nußstollen – er kennt einfach die Vorlieben seiner Kundschaft und probiert gerne auch mal etwas Neues aus. „Der Mozartstollen geht dieses Jahr zum ersten Mal in den Verkauf“, verrät er mir stolz. Inspiriert von den gemeingefährlichen Mozartkugeln hat der Stollen einen Marzipankern mit Pistazien und ist mit Schokolade ummantelt. Und das Beste: Bei Godis Backstube wird partout auf Konservierungsstoffe verzichtet. Daher auch das relativ kurze Mindesthaltbarkeitsdatum der Weihnachtstollen (mit Füllung) von ca. 2 – 3 Wochen – „aber“, schmunzelt Herr Höweling, „erfahrungsgemäß halten sich die Stollen bei meinen Kunden gar nicht so lange.“
Mein Fazit: Ein Hoch auf das Traditionsgewerbe!
Mein Besuch in Godi’s Backstube hat mich einmal mehr überzeugt: Das deutsche Traditionsgewerbe muss unbedingt erhalten bleiben und darf nicht von Backstationen in Supermarktketten ersetzt werden. Ein Grund, warum ich den Hildesheimer Domstollen aus Godi’s Backstube auch in Zukunft kaufen werde? Herr Höweling beschreibt es so: „Beim Aufmachen der Stollenverpackung strömt ein zauberhafter Duft entgegen, der ganz persönliche Erinnerungen bei jedem Einzelnen von uns weckt“. Ich habe es selbst ausprobiert – meine Erinnerung? Weihnachten im Kreise meiner Liebsten.
