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Gemeinsam auf den Spuren des Weines in Stade

Der Sommer hält Einzug an diesem Sonnabendnachmittag in Stade: Die Sonne scheint und endlich zeigt das Thermometer wieder zweistellige Werte. Das schöne Wetter lockt die Menschen in die Stader Altstadt, die Kneipen am Fischmarkt servieren draußen. Ich stehe inmitten einer Menschentraube vor dem Weinkeller am Wasser West. Wir möchten eintauchen in die Welt des gegorenen Traubensaftes und das kulinarische Kunstwerk auf neue Weise erleben, somit kann die Weinerlebnistour durch Stade beginnen.

Die erste Station der Tour befindet sich direkt am malerischen Hansehafen in Stade. © Martin Elsen

Einkehr in den Weinkeller

Die Weinerlebnistour in Stade beginnt im Weinkeller. Erwartungsvoll blickt Hausherr Joachim Tomischat in unsere Augen. „Ich habe mir viele Gedanken gemacht“, sagt der Weinkenner. Auch für ihn ist diese Weinprobe eine Premiere: Vier Weinhandlungen haben sich im Stadtzentrum zusammengetan. Sie laden Einheimische und Auswärtige zu einem erlebnisreichen Rundgang durch ihre Geschäfte und die Altstadtgassen ein. Im Fokus steht dabei die Verkostung edler Tropfen aus aller Welt und für mich als gebürtigen Stader eine wunderbare Gelegenheit, mir die Weinhandlungen in meiner Heimatstadt mal etwas genauer anzuschauen.

Im Weinkeller am Wasser West bei Joachim Tomischat (links) beginnt die Weintour. © Daniel Beneke

Mit einem Weinglas in der Hand stehen wir im Weinkeller. Joachim Tomischat macht es spannend: Mehrere Flaschen hat er mit Geschenkpapier verhüllt, dann packt er langsam eine aus. Immer wieder hält er inne und fragt uns: „Sie ahnen etwas?“ Wir haben Spaß an dem launigen Schauspiel und staunen einmal mehr, als wir erkennen, was Joachim Tomischat für uns ausgesucht hat: Ein Secco vom Weingut Kleinmann aus Birkweiler bildet den Auftakt dieser etwas anderen Weinprobe.

Die Flasche wird reichlich herumgereicht bei der Weinerlebnistour in Stade

Erst geht ein Raunen durch den urigen Laden, dann ein herzliches Lachen. Der Weinexperte möchte wissen, was wir in privater Runde am liebsten trinken würden und unsere Gruppe ist in Sachen Wein sehr heterogen, von Weiß- über Rotweine bis zu Rosé-Sorten ist alles vertreten. Für Joachim Tomischat keine Überraschung: Der gegorene Traubensaft erfreut sich in Deutschland zunehmender Beliebtheit. Darüber hinaus fanden Wein- und Winzerfeste zuletzt auch in Stade immer größeren Zulauf.

Der Weinhändler lässt die Flasche rumgehen, seine Gäste schenken ordentlich nach. © Daniel Beneke

Zeit für den zweiten Tropfen, einen kräftig leuchtenden Rosé vom Weingut Hensel aus Bad Dürkheim. Der wird aus zwei Rebsorten gewonnen, erklärt Joachim Tomischat: Der Winzer mischt Cabernet Sauvignon und Merlot. „Das ist ein Terrassenwein“, urteilt der Weinhändler. „Er vereint zwei verschiedene Geschmackssorten, hat etwas Herbes und etwas Samtiges.“ Uns gefällt’s, im Nu sind die Flaschen geleert. Nach einer halben Stunde machen wir uns auf den Weg zur nächsten Station, am Fischmarkt vorbei und durch die Hökerstraße.

Ein wenig Sightseeing auf dem Weg zur nächsten Station

Auf dem Fußmarsch kommen wir miteinander ins Gespräch: Nicht nur Stader sind dabei, einige Weinfreunde kommen aus Hannover und Pinneberg. Sie bestaunen die historischen Gebäude mit ihren renovierten Fassaden. In der Neuen Straße hat Monika Schmücker-Reich die Türen der Vinothek bereits weit geöffnet: 2011 wagte sie den Sprung in die Selbstständigkeit. Mit ihrem Mann Detlef betreibt sie das Geschäft. Die beiden waren schon fleißig, für uns stehen eine Brot- und Käseauswahl, Erdbeeren, Blaubeer-Balsamico und Feigensenf bereit, dazu einen fränkischen Rotling. Ein herrliches Bild.

In der Vinothek heißt Monika Schmücker-Reich die Teilnehmer der Tour willkommen. © Daniel Beneke

„Ich sehe nur glückliche Gesichter“

Der gehaltvolle Traubensaft vom Weingut Möslein aus Zeilitzheim wird aus Rot- und Weißwein bereitet und schmeckt sehr frisch. Bei uns kommt die Reverenz an diese ursprünglich aus Sachsen stammende Weinsorte an: „Ich sehe nur glückliche Gesichter“, freut sich Monika Schmücker-Reich. Sie selbst gerät ins Schwärmen, als sie den offiziellen Wein der Hansestadt Stade aus dem Regal holt. „Bei uns hat jeder Wein eine Geschichte.“ Zur Hochzeit des Hansebundes wurde der „Rotspon“ auf Holzkähnen transportiert, erfahren wir. Die Fässer verfärbten sich rot, weiß Monika Schmücker-Reich, der Name „Rotspon“ war geboren.

Eine verlockende Auswahl an Weinen und anderen Leckereien lassen auch hier das Genießer-Herz höher schlagen. © Frank Tinnemeyer

Während die einen noch den „fruchtigen, nicht so schweren“ Wein kosten, stöbern die anderen im Sortiment der Vinothek. Da steht zum Beispiel ein „Wein mit Betriebsanleitung“ vom Weingut Wasem aus Ingelheim am Rhein. Das Etikett und das dazugehörige Handbuch hat der Winzer selbst entworfen. Wir hören aufmerksam zu, manch einer notiert sich die Namen einzelner Sorten oder fotografiert gleich ganze Regalreihen ab.

Prickelnd und unterhaltsam geht es weiter

Wieder zurück in der Hökerstraße machen wir bei Weinkost halt. Inhaber Hannes Gripp breitet uns eine prickelnde Freude – mit einem Secco vom Weingut Bamberger aus Meddersheim an der Nahe. Er enthält neben zwei Rebsorten (Grauburgunder/Weißburgunder) vor allem „sehr viel Restzucker“, erklärt der Fachmann.

Im Geschäft Weinkost werden Variationen von Flammkuchen zur Stärkung gereicht. © Daniel Beneke

Bei köstlichen Flammkuchen-Variationen ist Gelegenheit zum Plausch und schnell wird klar: Wein verbindet. Das Konzept der neuen Erlebnistour geht auf: Die Unterhaltungen werden intensiver, die Stimmung ausgelassener.

Das Vergnügen steht bei der Tour im Vordergrund, die Stimmung ist stets entspannt. © Daniel Beneke

Wir sind uns einig: Die Weinerlebnistour in Stade ist eine gute Idee. Hier lassen sich in ungezwungener Atmosphäre neue Weine und Menschen kennenlernen aber: „Man muss offen sein für etwas Neues.“ Anschließend serviert Hannes Gripp zum Abschied noch einen Rosé aus Früh- und Spätburgunder, danach zieht es den Tross wieder gen Fischmarkt.

Exotisch: Jennifer Zuber von der Weinbar Deluxxe hat chilenischen Rotwein im Angebot. © Daniel Beneke

Als letzte Station wartet hier die Champagner- und Weinbar Deluxxe. Wein lockert die Zungen, spätestens hier beginnt der gesellige Teil des Rundgangs: Die zwei chilenischen Rotweine, die Jennifer Zuber und Marvin Günther ausschenken, stehen längst nicht mehr im Vordergrund. Es wird geplaudert, gelacht und immer wieder ein Selfie geschossen. Diese Tour ist ein echtes Erlebnis.

Netter Plausch zum Abschluss: Eine gesellige Truppe zieht auf den Spuren des Weines durch Stade. © Daniel Beneke

Die Touren finden regelmäßig statt, sind aber gut gebucht. Eine Voranmeldung ist deshalb erforderlich. Weitere Infos und Termine: www.stade-tourismus.de/de/wein-erlebnistour

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