…weiß jeder: „das kleine Röstwerk“ ist am Kaffeerösten!
Als ich mich letzte Woche auf den Weg in das Café „Das kleine Röstwerk“ in Hildesheim begeben habe, kam ich mir vor wie die Maus „Samson“ aus der Zeichentrickserie „Chip und Chap – Die Ritter des Rechts“ – nur mit dem Unterschied, dass ich statt des Käsedufts vom Kaffeeduft angezogen wurde. Denn an dem Tag lag eine Duftwolke aus Kaffee über Hildesheim.
Die Mischung macht’s
Das kleine Röstwerk befindet sich in der Innenstadt von Hildesheim in direkter Nachbarschaft zur St.- Andreas-Kirche. Zu verfehlen ist es nicht, denn es befindet sich in einem der skurrilsten Häuser von Hildesheim – im „Umgestülpten Zuckerhut“. Das Fachwerkhaus wurde 1510 gebaut, im Zweiten Weltkrieg zerstört und 2009 wieder aufgebaut. Im Erdgeschoss beträgt die Grundfläche ca. 17 m², im Obergeschoss hingegen 29 m². Auffällig sind die Auskragungen der drei Fensterfronten auf den einzelnen Etagen. Durch die umgekehrte, konische Form erhielt das Gebäude letztendlich seinen Namen und ist bekannt als „Umgestülpter Zuckerhut“. Seit November 2014 befindet sich das kleine Röstwerk im Zuckerhut und betreibt die angrenzende Kaffeebar unter gleichem Namen. Das Konzept setzt sich aus drei Bereichen zusammen: Kaffeerösterei, Kaffeebar und Schokomanufaktur. Wie ich finde, eine optimale Mischung! Die Kaffeerösterei befindet sich im Zuckerhut, die Kaffeebar und Schokomanufaktur im benachbarten Gebäude – hier ist auch deutlich mehr Platz.
Das Wohnzimmer der Welt
Für mich ist das Café mein „Wohnzimmer der Welt“. Modern und wohnlich eingerichtet, mit einem Hauch von Rustikalität und Natürlichkeit und der passenden Entspannungsmusik a la Chillout-Lounge lädt das Café zum Fernträumen ein. Die eingerahmten Fotos der weit entfernten Kaffeeplantagen, das große Wandtattoo aller Kontinente und die an der Wand hängenden Informationen zu den Kaffeesorten lassen meine Gedanken abschweifen – die bequemen Sessel tun ihr Übriges dazu.
Vielfalt im kleinen Röstwerk
Mein Weg vom Marktplatz bis zum Zuckerhut dauert ca. zwei Minuten. Am Zuckerhut angekommen werde ich von den Geschäftsführern Manuela Pein und Thorsten Tessmer freundlich begrüßt. Bei einer Tasse peruanischen Kaffee aus der Stempelkanne erzählen mir die beiden, wie sie auf bzw. in den Zuckerhut gekommen sind. Aus dem Wunsch nach einem Café und der Leidenschaft vom Kafferösten wurde Realität. „Als Kaffeebohne aufgewachsen“ und in Hildesheim studiert, war Thorsten Tessmer auch schon auf der Kaffeeplantage „Finca Rosenheim“ in Peru und hat sich die Arbeit und den Kaffee vor Ort angeschaut. Dass der Kaffee fair gehandelt wird versteht sich von selbst. Neben Kaffeesorten aus Mexiko, Guatemala, Brasilien, Kolumbien, Peru, Kenia und Äthiopien und weiteren Kaffeespezialitäten bietet das kleine Röstwerk auch bezaubernde, teils exotische Teesorten an. Meine Favoriten sind ganz klar der Früchtetee „wilde hilde“, der intensive Minztee „irgendwie“ und der Gemüse-/Früchtetee „tomango“ mit Tomatenstücken – verrückt! Auch für Schokitrinker ist der passende, handgeschöpfte Schokostick dabei: edel-Vollmilch, edelbitter oder weiße Schokolade. Frühstück, Snacks zum Mittag und viiiiel Kuchen gibt’s natürlich auch.
Bitte pressen Sie jetzt
Nach exakt vier Minuten piept der kleine Wecker, den die Bedienung beim Kaffeeservieren auf den Tisch gelegt hat – nicht etwa, weil ich gehen soll. Zeit zum French Press! Tsssss…chuuuu…sssssch… Kaffeetrinken wird zum Erlebnis! Der peruanische Kaffee war die richtige Wahl für mich: schön aromatisch und nicht zu stark. Kurzum: hervorragend!
Ich genieße meine Tasse Kaffee in allen Zügen, bevor mich die Geschäftsführer in die heiligen Hallen der Kaffeeröstung führen.
Nichts geht über den Geruch von frischem Kaffee
Die Röstmaschine befindet sich in der dritten Etage im Zuckerhut. Dort hin müssen übrigens auch die rund 60 Kilo schweren Jutesäcke mit den rohen Kaffeebohnen transportiert werden – Telepathie? Fehlanzeige! Nach der Röstung haben die Kaffeebohnen immerhin etwas an Gewicht verloren!
Die Maschine unterteilt sich in drei Abschnitte: der Rohkaffee wird oben in den Metallfilter geschüttet und gelangt in den Bauch der Maschine, wo sich die Rösttrommel befindet. Je nach Kaffeesorte dauert der Röstvorgang ca. 20 Minuten. 20 Minuten, die über Aroma, Geschmack und Haltbarkeit des Kaffees entscheiden. Kurz vor Ende platzt die Bohne unüberhörbar auf – es knackt wie bei der Popcornherstellung. Jetzt ist das Gespür und die Erfahrung des Kaffeerösters gefragt: er entscheidet, wann die Bohnen dunkel genug sind und wann sie aus der Trommel befreit werden können. Dann öffnet er die Luke und der Kaffee gelangt in eine Vorrichtung zum Abkühlen. Später wird der Kaffee traditionell per Hand abgefüllt.
Mitten im Schokoladenparadies
Mein Einblick in die Kaffeeröstung war super! Beim Verlassen des Gebäudes schlendere ich noch im Erdgeschoss an zahlreichen Produkten auf der Verkaufsfläche vorbei. In meinen Pupillen spiegeln sich die vielen Schokoladentafeln – sabbere ich etwa gerade?! Schokolade weit und breit und mit Zutaten, die das Herz begehrt! Früchte, Gewürze, Kräuter… die Auswahl ist riesig. Und das Beste: die handgeschöpften Schokoladen werden in der Kaffeebar im gläsernen Büro hergestellt. Bei der Schokiherstellung kann man live dabei sein.