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Unverpackt einkaufen in Niedersachsens Städten

Früher war es ganz normal, unverpackte Waren im Laden seines Vertrauens zu kaufen, die Eier vom Bauern nebenan zu beziehen oder Gemüse vom Markt direkt in den eigens mitgebrachten Einkaufskorb zu legen- Ohne Plastiktüte und ohne zusätzliches Verpackungsmaterial. Heute stellt dies eher die Ausnahme dar, veränderte Lebensbedingungen und Konsumgewohnheiten bedingen dies.

Die deutsche Müllflut und die beginnende Trendwende

Doch, bereits in den 80er Jahren fingen die ersten Geschäfte in den USA an, eine Trendwende einzuläuten und auf Verpackungsmaterial zu verzichten. Wir hier in Deutschland brauchten aber noch ein bisschen… ganze 34 Jahre um genau zu sein, bis im Jahr 2014 endlich auch hier die ersten „Unverpackt“-Geschäfte ihre Türen öffneten. Im Jahr zuvor, 2013, erreichten wir hier in Deutschland einen neuen Müllrekord mit 17,1 Millionen Tonnen Verpackungsmüll. Und die Tendenz ist weiter steigend, denn auch im Jahr 2018 sieht unsere Bilanz nicht besser aus. Mit 220,5 kg Verpackungsmüll pro Person in Deutschland, liegen wir satte 53,2 kg über dem europäischen Mittel von 167,3 kg pro Kopf. Die Relevanz und Daseinsberechtigung dieser Läden wird also deutlich.

Einkaufen ohne Verpackung

Die Aufrufe um den Umweltschutz sind gerade durch die Freitagsdemos vieler Schüler wieder relevanter denn je. Spätestens aber, seitdem unsere großen Supermarkt-Ketten Plastiktüten abgeschafft haben, ist die Diskussion um Müllvermeidung bei jedem von uns angekommen. Müll zu vermeiden sollte jedem ein Bedürfnis sein, denn wir haben nur diesen einen Planeten und jeder von uns kann etwas dazu beitragen, diesen zu erhalten. Angefangen mit so alltäglichen Dingen, wie dem Einkaufen. Wir finden den Trend gut und richtig und verraten dir deshalb in diesem Blogbeitrag, wo in unseren Städten du einkaufen kannst, ohne Massen an Verpackungsmaterial. Einfach mit deiner Tupperdose oder dem Einmachglas los und nur die Mengen abfüllen, die du benötigst. Ohne Plastikbeutel, ohne Pappkarton- ohne die Umwelt zu belasten!


Hannover: Unverpackt – der Umwelt zuliebe

Hannover folgt dem Trend, der eigentlich keine Mode, sondern schon aus der Zeit unserer Großeltern stammt: Einkaufen ohne Verpackungsmüll. Das geht inzwischen an vielen Orten in Hannover. „Unverpackt-Läden“ bieten lose Lebensmittel und auch Hygiene-Artikel ohne Plastikmüll an. Nüsse, Getreide oder Kaffee gibt es in großen Behälter, die selbst abgefüllt werden können, fertige Tomatensoße gibt es in Pfandgläsern. Das Konzept: Wiegen der mitgebrachten Behälter, Abfüllen des Produktes, Bezahlen des Inhalts.

Läden und Vereine, in denen du unverpackte Lebensmittel und Hygiene-Artikel kaufen kannst:
EKG Nordstadt e.V. (Haltenhoffstraße 38, 30167 Hannover)
Barrique Hannover (Ernst-August-Platz 2, 30159 Hannover)
Wendland Kooperative (Konkordiastraße 2, 30449 Hannover)
Bombay Basar (Stephanusstraße 2, 30449 Hannover)
Calenberger Bioladen (Calenberger Str. 47, 30169 Hannover)
LoLa (Stephanspl. 13, 30171 Hannover)
Erdkorn Biodiscount Hannover (Sutelstraße 75, 30659 Hannover)


Göttingen: Lose Nudeln und Cocktails mit ’nem Glashalm

Die Vermeidung von Plastikmüll hat sich Denise Gunkelmann auf die Fahne geschrieben. Nach ihrem überwältigenden Erfolg in Braunschweig, bietet sie auch in ihrem Göttinger Laden „Wunderbar unverpackt“ an der Groner-Tor-Straße 22 Lebensmittel und viele Dinge des täglichen Bedarfs zum Selbstabfüllen und ohne Plastik an.

„Das Prinzip“, so erklärt die Geschäftsfrau, „ist denkbar einfach. Die Kunden wiegen das Leergewicht ihrer mitgebrachten Behältnisse, Dosen, Gläser oder Leinenbeutel. Ein Etikett aus der Waage wird aufgeklebt. Danach füllen sie die gewünschten Waren in der benötigten Menge in die abgewogenen Behälter. An der Kasse werden die befüllten Gefäße erneut gewogen, das Leergewicht laut Etikett abgezogen und nur noch die abgefüllte Ware bezahlt.“ 

Bei „Wunderbar unverpackt“ gibt es nahezu alles, was Mensch im täglichen Leben an Nahrungsmitteln braucht – und mehr: Kaffee, Tee, Kakao, Nudeln, Hülsenfrüchte, Reis, Flocken, Müsli, Gewürze, Backzutaten. Auch an frischem Obst, Gemüse, Eiern und Milchprodukten fehlt es nicht. „Wir haben alles außer Fleisch“, sagt Gunkelmann. Sie verkauft sogar Shampoos in fester Form oder Bambus-Zahnbürsten und Glas-Trinkhalme, wie sie beispielsweise auch der Göttinger Gastronom Robert Vogel in seinem Bar/Café „Esprit“ den Gästen anbietet. Seit Mai 2018 verzichtet er auf Plastik-Trinkhalme und hat dazu ausschließlich positives Feedback erhalten. Pro Jahr verbrauchte Vogel rund 41.000 Halme hat bis jetzt bereits rund 30.000 eingespart. „Natürlich“, sagt Vogel, „kostet ein Glashalm ein Vielfaches eines Plastik-Trinkhalms, aber ich gehe davon aus, dass sich diese Mehrkosten in eineinhalb Jahren amortisiert haben.“

Lose Ware: Unverpackt-Mitarbeiterin Djaya Münsterberg füllt Schokoknuspis ab. Foto: Christoph Mischke

Wolfenbüttel: Viele kleine Schritte

Seit September 2021 gibt es nun endlich auch einen Unverpacktladen in Wolfenbüttels Altstadt. Doch nicht nur dort gibt es die Möglichkeit, um Plastik und Verpackungen einzusparen.

Bei Barrique gibt es allerlei vom Fass, ganz  besonders zu erwähnen sind dabei Whiskey und Rum, die im Fass reifen. Ihr könnt euch ein Fassanteil sichern und dann ein Jahr später bei einer Abfüllparty in Empfang nehmen. So macht Plastiksparen Spaß. Die Inhaberin vom Café »Kaffeezeit« hat mir erzählt, dass sie im Kaffeebetrieb bereits komplett auf Plastik verzichtet und bei Bäcker Richter gibt es schon eine ganze Weile Brotbeutel aus Stoff. Ich bin gespannt, was da die nächsten Jahre noch kommt. Mehr Ideen für einen nachhaltigen Konsum in Wolfenbüttel findet ihr auf echtlessig.de.

Unverpackte Spirituosen, Wein und vieles mehr gibt es bei Barrique ©Achim Meurer, Stadt Wolfenbüttel

Hann. Münden: Wochenmarkt und Überraschungsgemüse

Zugegeben, ein Unverpackt-Laden fehlt Hann. Münden aktuell noch. Wer Wert auf bewusstes, regionales und verpackungsfreies Einkaufen Wert legt, wird aber auf dem Hann. Mündener Wochenmarkt fündig. Der Wochenmarkt findet mittwochs und samstags zwischen 7.00 und 13.00 Uhr vor der Kulisse des historischen Rathauses statt. Zum Renner auf dem Markt hat sich bei meinen Kollegen und mir übrigens die Gemüsetüte der Gärtnerei Malkomeß entwickelt. Für 6,- Euro erhaltet ihr eine randvoll gefüllte Tüte (auf Wunsch natürlich eure eigene) mit aktuellem Saisongemüse, Salat und Kräutern. Durch die gemischte Zusammenstellung  entstehen auch immer wieder neue Rezeptideen und der Speiseplan wird bunt und abwechslungsreich.

Einkauf auf dem Hann. Mündener Wochenmarkt (c) Blåfield

Zero Waste in der Löwenstadt

Louisa Dellert, Denise Gunkelmann und viele andere junge Menschen in Braunschweig haben sich einem großen Thema verschrieben: Sie versuchen so nachhaltig und müllfrei durchs Leben zu kommen, wie es geht. Dafür vermeiden sie Plastik, betreiben Plogging und achten darauf, nachhaltig zu konsumieren. Louisa Dellert und Denise Gunkelmann sind noch einen Schritt weiter gegangen: Sie haben eigene Geschäfte eröffnet, die Plastikverpackungen vermeiden. Vor mehr als zwei Jahren eröffnete Denise Gunkelmann in der Fallersleber Straße 36 Wunderbar Unverpackt, verkauft hier alle Dinge des täglichen Bedarfs ohne Verpackung – die bringen die Kunden nämlich selbst mit. Seit Anfang 2018 betreibt Louisa Dellert ihren Shop naturalou in der Kasernenstraße und online. Hier gibt es ebenfalls Produkte rund ums alltägliche Leben – plastikfrei und nachhaltig produziert. Und natürlich gilt auch in der Löwenstadt: Auf sämtlichen Wochenmärkten könnt ihr verpackungsfrei einkaufen 🙂

Louisa Dellert vor ihrem Zero-Waste-Shop naturalou in Braunschweig. Foto: BSM

Celle: Ein „Bissen“ Nachhaltigkeit in Celle

In der Celler „Saft- und Salat-Bar“ wurde den Einwegverpackungen der Kampf angesagt. Kunden bringen hier nun ihre eigenen Behälter mit, um ihren Salat „to go“ zu bekommen. Ganz ähnlich ist es auch bei „Genusscelle“. In dem BIO zertifizierten Bistro kann man sein Mittagessen in der wiederverwendbaren Clickbox mitnehmen. Und selbstverständlich kann man in Celle auch ganz traditionell gänzlich „unverpackt“ einkaufen gehen: Auf dem Celler Wochenmarkt. Immer mittwochs und samstags stehen die Händler vor dem Alten Rathaus am „Markt“, auf der Stechbahn, neben der Stadtkirche St. Marien bis hin zum Schlossplatz und bieten ein vielfältiges Angebot aus der Region an.

Regionale Produkte auf dem Celler Wochenmarkt (© CTM GmbH)

Oldenburg: In die eigene Tasche packen

Weniger Verpackungen sind auch in Oldenburg ein Trend. Immer mehr Geschäfte öffnen sich dem Thema. Ohne Verpackungen kommt man bei Ecocion aus, hier hängen Papiertüten bereit, wenn man Trockenwaren wie Nudeln, Nüsse oder Hülsenfrüchte kaufen möchte. Auch die Gummibärchen gibt es hier unverpackt 🙂 Waschmittel gibt es zum Abfüllen in eigene Flaschen, Gemüse, Käse Brot sind auch unverpackt. Ähnlich auch bei Veggimaid, natürlich hier ohne „Käsetheke“, denn hier gibt es alles für die vegane Kost. Biokisten gibt es verschiedene Anbieter in der Stadt. Auch die SoLaWi hat einige Depots mit wachsenden Teilnehmern. Na ja und für alle Wochenmarktliebhaber: Außer am Montag kann man in Oldenburg an jedem Tag die Waren frisch auf dem Markt in die eigenen Taschen packen.

Weitere Tipps:

Bei Ecosion in Oldenburg kannst du verschiedene  Müsli-Sorten, Trockenfrüchte und sogar Gummibärchen in die eigenen Gefäße füllen.

Osnabrück: Schön und praktisch ohne Plastik

Tara – unverpackt genießen ist der verpackungsfreie Supermarkt mit Bistro im Herzen von Osnabrück. Mit dem Charme eines Tante-Emma-Ladens und der Sortimentsgröße eines kleinen Supermarktes können Kunden unverpackt einkaufen und bekommen fast alles für den täglichen Bedarf: Lebensmittel, Naschwaren, Getränke, Kosmetik, Reinigungsmittel sowie Schönes und Praktisches ohne Plastik. In der Bistroküche bereiten das Tara-Team mit viel Liebe täglich frische, leckere Mittagessen, belegte Brötchen und Kuchen zu.


Wolfsburg: „Unverpackte“ Wochenmärkte

Die Wochenmärkte in den verschiedenen Stadtteilen Wolfsburgs bieten von dienstags bis samstags eine große Auswahl an frischen und größtenteils regionalen Lebensmitteln an. Der Verzicht auf Verpackungen, insbesondere Plastikverpackungen, wird von den Anbietern, allerdings auch von den Wolfsburgern selbst, groß geschrieben. Im Gespräch mit einer Verkäuferin eines Obst- und Gemüsestands stellte sich heraus, dass bereits circa 80% der Wolfsburger selbst sehr darauf achten, eigene Taschen für ihre Errungenschaften des Marktes mitzubringen. Einen „Unverpackt“-Laden an sich gibt es in Wolfsburg noch nicht, jedoch ist der Wochenmarkt eine super Alternative – und gleichzeitig gut für die Umwelt!

Unverpackt in Wilhelmshaven – auf zum Wochenmarkt

Unverpackt einkaufen? Das ist doch nur was für Großstädter, die in hipper Nachbarschaft einen dieser Unverpackt-Läden um die Ecke haben! Wir müssen nicht alle zu Verfechtern des „Zero-Waste“ Lifestyle werden, etwas auf die Umwelt zu achten schadet aber Gewiss nicht. Also habe ich Augen und Ohren in unserer Hafenstadt offengehalten und siehe da – der klassische Wochenmarkt ist eine gute Adresse, um Lebensmittel unverpackt einzukaufen. Mittwochs und samstags von 7 bis 12 Uhr reihen sich auf dem Rathausplatz Stände mit buntem Obst und Gemüse aneinander. Auch am Börsenplatz und Bismarckplatz kann man zwei Mal wöchentlich seinen Einkauf erledigen. Also auf zum Wochenmarkt – Aber nicht die eigenen Taschen für Obst und Gemüse oder die Brotdose für die Käsetheke vergessen!

Einkaufen auf dem Wochenmarkt – in Wilhelmshaven gleich an mehreren Plätzen möglich – besonderes Highlight sind die regelmäßig stattfindenen Bauernmärkte. | Foto Barbara

Unverpackt in Verden: Lass doch den Müll…

Auch in Verden bekommt ihr unverpackte Lebensmittel. Ich bin im E-Center direkt am Verdener Bahnhof und sehr begeistert über die große Auswahl an verschiedenen Lebensmitteln – von Hülsenfrüchten, Nudeln, Nüssen, Körnern, kandiertem Obst und Cerealien in verschiedenen Formen und Farben bis hin zu Gummibärchen. Jede:r kann ihr oder sein „Naturgut“ direkt aus den sogenannten „Gravity-Bins“, die ein hygienisches Abfüllen erlauben, in eigens mitgebrachte Gläser oder Schalen abfüllen und in der nachhaltigen Verpackung nach Hause transportieren. Wer mag, kann sich gleich auch nachhaltiges Verpackungsmaterial zulegen, um diese auch in Zukunft zu allen Einkäufen wieder mitzubringen. Alle Lebensmittel sind von „ecoterra“, mit dem Bio-Siegel versehen und günstiger, als ich dachte. Was haltet ihr von einer kleinen Unverpackt-Challenge? Versucht doch mal, einen Monat lang, soviel Verpackungsmüll wie möglich einzusparen, indem ihr eure Lebensmittel (oder so viele wie möglich) in einem Unverpackt-Store kauft. Das gibt doch ein wirklich schönes Gefühl, etwas Gutes für die Umwelt und unser aller Klima beigesteuert zu haben, oder?!

Macht mit und spart Verpackung!

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