Eines vorweg: Ich bin kein Motorradfahrer, habe nicht mal einen Führerschein der Klasse A. Ich bin zwei- oder dreimal als Sozius mitgefahren, das war’s. Aber: Das neue Classic Superbikes Motorradmuseum, in dem sich alles um Motorräder dreht, hat mich sehr beeindruckt. Für eine Reise oder einen Ausflug mit Freunden ist das Museum ein Highlight, ganz gleich, ob Motorradfan oder nicht.
Superbikes im Glockenpalast
Ein Motoradmuseum in einem monumentalen, einem Kloster nachempfundenen Prachtbau? Passt das zusammen? Ja, das tut es, und wie!
Ich gebe zu, mir fehlte die Fantasie, als ich das erste Mal hörte, dass ein Museum für Motorräder im Glockenpalast entstehen soll. Aber mittlerweile bin ich ein großer Fan dieses scheinbaren Kontrasts. Die Bikes sind kleine Kunstwerke, technisch und ästhetisch, die in einem großen Kunstwerk stehen und bilden ein absolut einzigartiges, stimmiges Ensemble.
Treffen mit dem Macher des Motorradmuseums
Am 28. März 2023 hatte das Museum erstmalig geöffnet. Ich bin bereits das dritte Mal da, diesmal habe ich mich mit Horst Edler, dem Macher des Museums verabredet. Edler brennt für Motorräder und ist bereits seit Jahrzehnten Teil der Motorradszene. Für Museen solcher Art braucht es jemanden, der zu einhundert Prozent dahintersteht, der Ideen und Visionen hat. So einer ist Edler. Man merkt ihm sofort an, dass er Lust auf das Museum hat und dass er sich auf viele Besucherinnen und Besucher freut. Zu jedem Motorrad und zu jedem der weiteren Ausstellungsstücke gibt es eine Geschichte, die Edler gerne erzählt. So gibt es zum Beispiel eine Maschine, eine Suzuki GS 550, die Peter Maffay einst gefahren hat. Diesem Motorrad ist ein ganzes Studio gewidmet, das mit Bildern, Schallplatten und Postern rund um den bekannten Musiker bestückt ist. Doch wie ist die Suzuki zu Horst Edler gekommen?
Edler ist gebürtiger Gifhorner und Gründer und Inhaber von Team Metisse–Motorradzubehör. Er betrieb 2019 bis 2020 sein erstes Classic Superbikes Museum in Braunschweig. Da die Resonanz überwältigend positiv war, wurde ein größerer Standort gesucht und mit dem Glockenpalast in Gifhorn gefunden.
Der Glockenpalast
Was hat es mit dem imposanten Gebäude auf sich, in dem das Motorradmuseum untergebracht ist? Horst Wrobel, Gründer und Betreiber des Gifhorner Mühlenmuseums, war der Vater und Erbauer des Glockenpalasts. 1996 legte der frühere Präsident der Sowjetunion Michail Gorbatschow gemeinsam mit seiner Frau Raissa den Grundstein. Gorbatschow hat auch die Schirmherrschaft übernommen. Das Gebäude ist mit seinen typischen goldenen Kuppeln einem Kloster im altrussischen Baustil nachempfunden. Unter dem Dach war ursprünglich ein Europäisches Kunsthandwerker-Institut mit Räumen vorgesehen, in denen osteuropäische Künstlerinnen und Künstler arbeiten und ausstellen sollten. Außerdem gab es eine Glockengießerei und Ausstellungs- und Versammlungsräume, die dem Wirken der Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer und Michail Gorbatschow gewidmet waren. Gekrönt wird der Glockenpalast von einer stilisierten Nachbildung der Zarenglocke, der größten Glocke der Welt. Über allem thront noch immer in Holz geschnitzt die Figur des Heiligen Joseph, Schutzpatron der Handwerker und Künstler.
Die Ausstellung
Das Museum liegt gleich neben dem Internationalen Mühlenmuseum. Mit 3.400 Quadratmetern Raumfläche ist es eines der weltweit größten Motorradmuseen. Die Ausstellung ist in 15 Sektionen aufgeteilt und verteilt sich über das gesamte Gebäude auf drei Etagen. Rund 120 Straßen- und Rennmotorräder der 1970er, 80er, 90er und 2000er Jahre können besichtigt werden.
Die Maschinen sind direkt in das extravagante Interieur des Glockenpalasts integriert. Das macht dieses Museum so besonders.
Sogar in der ehemaligen Glockengießerei sind Motorräder zu sehen. Das Ambiente hier ist ganz besonders, denn der ursprüngliche Charakter des Raumes wurde kaum verändert.
Die Motorräder
Die Motorräder stehen hier nicht dicht an dicht, das ist Horst Edler wichtig. Denn die Gäste sollen die Maschinen ganz genau betrachten und um sie herumgehen können. Die Ausstellungsstücke stehen auf extra angefertigten Podesten, denn so kann man alles sehen, die Motoren, Getriebe, Räder, Instrumente und Besonderheiten. Viele Details sind sehr sehenswert und tolle Fotomotive.
Ein Highlight für James-Bond-Fans
Eine weiteres Highlight des Gifhorner Motorradmuseums ist eine seltene Yamaha XJ 650 Turbo. So eine Maschine hat Sean Connery im James-Bond-Klassiker „Sag niemals nie“ gefahren. Neben dem besonderen Motorrad steht das einzige Auto des Museums, natürlich ein Aston Martin.
Motorradurlaub in der Südheide
Horst Edler ist gut vernetzt in der Motorradszene. Durch seine Kontakte werden immer mehr Motorradmedien und Fans auf das neue Museum aufmerksam. Sein Wunsch ist, dass Motorradfans sich das Museum anschauen und länger in der Region bleiben, um weitere Highlights in der Umgebung zu entdecken. Gifhorn ist ein idealer Standort, denn von hier aus kann man Touren in den Harz, in das Weserbergland oder Richtung Elbe machen. Es spricht also sehr viel für einen Wochenendtrip mit Freunden in die Südheide.
Alle Infos zum Motorradmuseum
Das Museum ist jedes Jahr von März bis Oktober geöffnet. Die Öffnungszeiten sind von 10 bis 17 Uhr, montags ist Ruhetag. Der Eintritt kostet 14,90 Euro pro Person, es ist nur bargeldlose Zahlung möglich.
Classic Superbikes Museum
Bromer Straße 2 a
38518 Gifhorn
Tel. 05371 813093
info@classic-superbikes.com
www.classic-superbikes.com