„Ein Haus mit außergewöhnlichen Schätzen“, „Unerhörte Geheimnisse der Augenschule“ oder „Alte Meister in neuem Glanz“ – das sind nur einige Überschriften, die seit dem 1. Dezember in diversen Medien zu lesen sind. Grund genug für mich, mir das nach zweijähriger Sanierung wiedereröffnete Augusteum in Oldenburg ein bisschen näher anzuschauen. Auch wenn Dornröschen für hundert Jahre in den Schlaf geschickt wurde, so hat dieses bedeutende Denkmal im Stil eines florentinischen Palastes immerhin einige Jahrzehnte sein „Dasein gefristet“.
In meinen Erinnerungen schwirren noch Nadelfilz und weiße Kassettendecken. Bei meinem jetzigen Besuch beschlich mich ein Gefühl von Ehrfurcht. Man betritt die fantastische Welt von Oz, die aber dennoch eine gewisse Vornehmheit ausstrahlt. Die Räume, in kräftigen abgetönten Farben gestrichen, wirken freundlich. Wenn man durch die fast unscheinbaren Glastüren schreitet, die zum Schutz vor Zugluft die Säle verbinden und gleichzeitig Sichtachsen bewahren, fühlt man sich wie in einer anderen Welt.
Bei einem Gang durch die Räume kommt man an stillen und mystischen Gemälden vorbei. Außerdem entdeckt man das wundervolle Deckengemälde im Treppenhaus, das einer umfassenden Reinigung unterzogen wurde (1878 vollendet vom in Oldenburg geborenen Wiener Akademiemaler Christian Griepenkerl). Dargestellt wird die Venus Urania als das Ideal aller Schönheit, umgeben von vier Bildern aus der Prometheussage (in der griechischen Mythologie wird er oft als Schöpfer der Menschen und Tiere bezeichnet).
Eine beeindruckende Sammlung an Kunstwerken
Ich bin kein besonders guter Kunstkenner geschweige denn Liebhaber, deswegen kann und will ich mich hier auch nur allgemein und kurz zu den Kunstwerken äußern. Dennoch wurde mir erst jetzt klar, über welche Kunstschätze das Museum verfügt. Sogar das New Yorker Metropolitan Museum zeigte mal eines der Werke. Das Augusteum in Oldenburg führt eine der traditionsreichsten Sammlungen klassischer Malerei in Deutschland mit 200 Gemälden aus der ursprünglich 380 Werke umfassenden Sammlung (leider wurde mit dem Ende des Kaiserreichs und des Großherzogtums Oldenburg 1918 die Großherzogliche Gemäldegalerie zerschlagen). Der Schwerpunkt der Sammlung ist italienische, niederländische, französische und deutsche Malerei vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. Das Augusteum an sich gibt es seit 1867. Schon damals zog die Sammlung in das eigens für diesen Zweck errichtete Museum ein.
Jetzt wurden 90 Spitzenwerke ausgewählt und in den neuen Räumlichkeiten neu präsentiert. Erwähnenswert ist noch, dass Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (ja, der Goethe-Tischbein) auf seiner Flucht vor der Französischen Revolution nach Oldenburg kam und hier dann sogar als Hofmaler wirkte. So kam es, dass die Stadt seine Privatsammlung von über 80 Barockgemälden erbte, die bis heute den Kern der Galerie bildet. Mir persönlich gefällt die detailreiche Vielfalt der kleineren Formate. Dass man es Petersburger Hängung nennt, habe ich in dem Zusammenhang auch erfahren. Vielleicht versuche ich diesen Stil der Hängung auch in meiner neuen Wohnung, natürlich mit anderen Bildern :-)?
Ab Sommer ist der große Galeriesaal im Obergeschoss für Sonderausstellungen zu nutzen. Wie mir der Direktor des Landesmuseums, Prof. Dr. Rainer Stamm, berichtete, sind hier bereits hochkarätige Ausstellungen geplant. Verraten darf ich nur leider noch nichts, aber so viel sei hier geschrieben: Wer den Stil des deutschen Expressionismus mag, sollte sich den Herbst vormerken…