Mehr als 15 Jahre war ich für die Stadtfeste und den Weihnachtsmarkt in Wolfenbüttel verantwortlich. Seit nunmehr gut zwei Jahren machen das tolle Kolleginnen und als jetzt mal wieder das große Altstadtfest vor der Tür stand war das schon ein spannendes Erlebnis, mal nicht für die Orga zuständig zu sein. Wie sich das anfühlt, nach so langer Zeit (s)ein Stadtfest mal wieder als Besucher zu erleben und was die Wolfenbütteler so alles auf die Beine stellen, um es ordentlich krachen zu lassen, darüber möchte ich Euch an dieser Stelle berichten.
Altstadtfest – seit 43 Jahren der Höhepunkt
1974 fand es zum ersten Mal statt, das mittlerweile legendäre, erste Altstadtfest. Eigentlich war es nicht nur ein Fest, sondern eine ganze Festwoche, die erste Altstadtwoche. Damals hat die Wolfenbütteler Altstadt noch nicht so gut ausgesehen, wie heute. Natürlich gab es die vielen alten Fachwerkhäuser, aber ihr Zustand war zum Teil nicht wirklich schön. Darum machte sich seinerzeit der Wunsch breit, das zu ändern. Mehr Leben sollte in der Altstadt einkehren, mehr junge Menschen sollten in ihr wohnen. So war die Idee geboren, den wunderbaren Mittelpunkt der Lessingstadt mit einem großen Fest zu erleben, zu feiern aber auch miteinander über die Zukunft zu sprechen. All das kenne ich nur aus Erzählungen, denn zu jener Zeit war ich noch zu klein, um schon dabei sein zu können. Aber spannend sind die alten Geschichte dennoch und das führt mich gleich zur ersten Station.
Stadtflimmern mit Super 8-Filmen aus den 70ern
Vor einigen Wochen hat der Wolfenbütteler Filmemacher Jürgen Lossau dazu aufgerufen, ihm Super 8-Filme aus den 70er Jahren für ein Projekt zur Verfügung zu stellen. Herausgekommen ist das Stadtflimmern. Was das genau ist? Ein Kunstprojekt, ein Stück Zeitgeschichte, eine Film-Installation – oder von allem etwas. Ort dafür waren die Kasematten im Seeligerpark, unsere historischen Wehrgänge als Teile der alten Befestigungsanlagen, die ihr noch heute besichtigen könnt. Darin wurden 35 Super 8-Projektoren aufgebaut, die in ständigen Wiederholungen große und kleine Bilder an die Wände und Decken der Gewölbeanlage projiziert haben. Von Aufnahmen aus den Altstadtfesten bis hin zu Feten in privaten Partykellern wurde ein Stück Nostalgie neben dem anderen sichtbar. Liebenswürdig, schrullig, kultig – alles war dabei und die ganze Art der Präsentation war einfach gelungen. 3.000 Gäste haben sich durch die enge Gänge gezwängt und waren bestimmt genauso begeistert wie ich.
Viele neue Gesichter beleben die Stadt
Wie viel Arbeit in einem so großen Fest steckt, das weiß ich. Wie viel Arbeit sich meine Kolleginnen in diesem Jahr gemacht haben, davor kann ich nur meinen Hut ziehen. Seit den 70er Jahren war es ganz bestimmt das größte Altstadtfest, das wir hatten. Von der St. Trinitatiskirche im Osten der Altstadt zog sich die Festmeile mit Bühnen und Aktionsflächen bis ganz in den Westen und endet im Schlosshof sowie vor der Herzog August Bibliothek. Überall habe ich fröhliche Menschen erleben dürfen und viele Leute getroffen, die ich kenne. Einer, ein echtes „Wolfenbütteler Original“ sagte mir „Heute kenne ich hier 90% der Menschen nicht“. Ich würde von mir selbst nicht behaupten, dass ich bei einem solchem Fest auch nur annähernd 10% der Menschen überhaupt persönlich kenne, auch wenn Wolfenbüttel keine riesengroße Stadt ist und man sich hier oft begegnet. Aber ich habe auch so verstanden, was er mir damit sagen wollte. Es waren unglaublich viele Menschen unterwegs und ganz besonders viele junge Menschen, die nicht immer das Stadtbild prägen. Aber es gibt sie und es ist schön, wenn alle gemeinsam feiern können. Und dass die Wolfenbütteler feiern können, das will ich Euch sagen.
Die Jägermeister-Stadt kann Feste feiern
Wo tagsüber noch Aktionen für Kids und das Landestrachtenfest ein Programm für die ganze Familie boten, herrschte abends die Party pur. Unglaublich viele, tolle Bands brachten auf allen Bühnen gute Stimmung. Es wurde gelacht, getanzt und gefeiert und natürlich auch lecker was getrunken. Das absolute unbestrittene Highlight des Festes war der Auftritt der „JÄGERMEISTER Blaskapelle“. Wer jetzt an zünftige Blasmusik denkt, der trifft nicht direkt ins Schwarze.
Die hippe, 19-köpfige Blaskapelle begeisterte mit einer wie ich fand echt coolen Mischung aus traditioneller Blasmusik (ist sonst eher nicht so mein Ding) gepaart mit aktuellen Sounds von Rock bis Pop und von Elektro bis Hip Hop. Wie ich am Rande erfahren habe, war die Blaskapelle auch schon auf Festivals wie „Wacken“ oder „Rock am Ring“ sowie on Tour mit The Boss Hoss und Scooter. Bei uns kochte jedenfalls der Stadtmarkt und das Rathaus, so ganz in Orange gehüllt und mit dem fetten JÄGERMEISTER-Logo sah echt gut aus. Auf jeden Fall habe ich ganz viele Stimmen gehört, die stolz darauf sind, dass wir mit den Hauptsitz der MAST-JÄGERMEISTER SE ein so trendiges Unternehmen in Wolfenbüttel haben.
Bis spät in die Nacht zogen sich die Programme der Bands noch hin und ich ziehe meinen Hut davor, dass viele Innenstadtbewohner einfach mitgefeiert haben, statt zu Hause nicht in den Schlaf zu finden. Aber alle drei Jahre, denn so oft findet unser größtes Fest (leider) nur statt, finde ich das eigentlich auch ganz okay. Und weil das alles ein Grund zur Freude ist, freue ich mich umso mehr, dass das nächste Altstadtfest bereits 2018 sein wird, denn da wird die Stadt 900 Jahre alt und das geht natürlich nicht ohne eine fette Party. Dazwischen gibt es aber auch viele andere Feste oder das feine Summertime-Festival, „so watch out for more“.
Sonntags darf es wieder traditionell sein
Den Mittelpunkt am Sonntag bildet seit nunmehr 43 Jahren neben einem bunten Familienprogramm vor allem der traditionelle Festumzug. Dieses Jahr, mit Unterstützung zahlreicher Trachtengruppen des Landestrachtenverbands Niedersachsen, wurde in gewohnter Weise die Stadtgeschichte von der ersten Erwähnung im Jahr 1118 bis heute in 111 Bildern (also Gruppen) dargestellt. Neben dem Bürgermeister in historischer Tracht mit fescher Strumpfhose gesellten sich fast 2.000 Bürgerinnen und Bürger als Einzeldarsteller, als Gruppen, als Vereine, Handwerkerinnung oder Unternehmen dazu, um in Trachten, historischen Kostümen und Zunftbekleidung die bunte Geschichte lebendig zu machen. Obwohl man jedes Mal eine Facette aus der Stadtgeschichte lernt finde ich das Besondere darin, dass es die Menschen der Stadt sind, die im Umzug mitlaufen. Man erkennt Freunde, Kollegen und Bekannte und das wird immer mit einem großen Jubel und Hallo begleitet, was den Umzug für mich sehr sympathisch macht.
Mein Fazit: Feste veranstalten macht unglaublich viel Spaß, Feste auch mal selber zu feiern ist noch schöner :-). Wenn dann zum Abschluss auch noch so ein feines Musikprogramm wie das der X-Faktor-Gewinner „Mrs. Greenbird“ das Fest abrundet, dann finde ich das sehr gelungen. Mit viel Charme gehen somit drei Tage für mich zu Ende, die ich zum ersten Mal aus der Perspektive als Gast erleben durfte. Ich kann Euch nur eines zurufen:
„Kommt zum nächsten Altstadtfest und probiert das mal selber aus, es macht Spaß. Wir sehen uns 2018 in der Lessingstadt!“.
Bye, Bye und bis 2018 …
Titelfoto: JÄGERMEISTER Blaskapelle by Dirk Mathesius