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Neue Perspektive auf Wolfenbüttel

Die eigene Stadt neu zu entdecken, ist ja oft gar nicht so einfach. Ständig geht man die gleichen Wege, trifft sich in den gleichen Lokalen und meint, eigentlich alles bestens zu kennen. Ich habe ein Experiment gewagt, denn ich finde, es ist Zeit für einen neuen Blick auf mein Wolfenbüttel und seine Sehenswürdigkeiten. Zeit sich mal wieder überraschen zu lassen. Zeit die eigene Stadt neugierig zu erkunden, als wäre man zum ersten Mal dort. Zum Anlass nehme ich den Reiseführer des Zufalls von Lena Grossmüller. Ein Vorschlag darin heißt „Perspektivwechsel: Fotografiere auf dem Kopf, Deine Lieblingsfarbe, durch eine Brille, immer zu gleichen Zeit … von hinten.“

Sehenswürdigkeiten von hinten

Ich entscheide mich, unsere Sehenswürdigkeiten von hinten zu fotografieren. Eine spannende Aufgabe, denn teilweise weiß ich gar nicht, ob die Rückseite zugänglich ist. Und dann frage ich mich auch, wie sehenswert sind Schloss, Bibliothek und Co. von hinten. Stoße ich auf ungepflegte Hinterhöfe mit Mülltonnen oder hält Wolfenbüttel noch so manche schöne Überraschung bereit? Schaut doch mal durch die Bilder, was ihr erkannt hättet oder begebt euch auf einen Streifzug durch Wolfenbüttel, um die Vorderseite der Rückseiten zu erkunden. Viel Spaß dabei!

Schloss Wolfenbüttel von hinten

Das Wolfenbütteler Schloss ist ein Fachwerkschloss mit einem kleinen Türmchen, einem Schlossgraben und teilweise aufgemalten Fenstern, damit alles schön symmetrisch wirkt. Es ist vermutlich eines der am meisten fotografiertesten Sehenswürdigkeiten in Wolfenbüttel, aber: Immer von vorne!

Das Wolfenbütteler Schloss von hinten ©Stephanie Angel, Stadt WF

Spiegelschloss

Auf dem Weg zur Rückseite, schlendere ich durch den Innenhof und weiter durch den Durchgang zum Gymnasium. Hier blicke ich auf das sogenannte Spiegelschloss. Das Spiegelschloss ist ein moderner Neubau des Gymnasiums im Schloss. Das tolle daran: Die Fassade ist aus Glas und ermöglicht so einen ganz besonderen Blick auf die Rückseite des Fachwerkschlosses. Die sieht total anders aus als die Front. Hättet ihr das als Schloss erkannt?

Das „Spiegelschloss“ zeigt die Rückseite des Schlosses ©Achim Meurer, Stadt Wolfenbüttel

Herzog August Bibliothek von hinten

Vom Schloss spaziere ich weiter zur HAB, so nennen wir hier die Herzog August Bibliothek. Mit meiner Kollegin habe ich schon spekuliert, ob ich überhaupt an die Rückseite gelangen kann. Der erste Weg, der hinter die HAB führen könnte, ist als Privatgelände gekennzeichnet. Schon etwas enttäuscht, gehe ich einfach mal weiter und suche nach Alternativen. Und das lohnt sich!

Idyllisches Kleinod hinter der HAB

Ich nehme den Weg zum Eingang des neuen Magazin-Gebäudes. Hier werden jede Menge Bücher gelagert. Drum herum wächst ein Meer von blühenden Wildblumen. Ist das schön! Mit dem Rücken zum Eingang des Magazingebäudes, eröffnet sich mir ein toller Blick auf die Rückseite der HAB. Hier gefällt es mir richtig gut. Der Reiseführer des Zufalls hat sich für mich spätestens jetzt gelohnt. Bestimmt komme ich mal in einer Mittagspause wieder.

Herzog August Bibliothek von hinten ©Stephanie Angel, Stadt WF

Bankhaus Seeliger von hinten

„Alles mit Bedacht“ steht über dem Eingang und war der Wahlspruch von Herzog August dem Jüngeren. Die Privat-Bank ist eines der wenigen aus Stein errichteten Bürgerhäuser und hebt sich damit deutlich von den Fachwerkhäusern der Altstadt ab. Vor ein paar Jahren hatte ich die Gelegenheit bei einer Führung die Räumlichkeiten von innen zu besichtigen. Damals ist mir erst die Rückseite aufgefallen. Die sieht nämlich ganz anders aus, als die weiße Front, die den Beginn (oder das Ende) der Langen Herzogstraße markiert. Noch ein Tipp: Schaut euch mal an, wie das Steinhaus mit dem angrenzenden Fachwerkhaus verbunden ist. Da treffen drei Baustile aufeinander und ich finde es richtig gelungen.

Links das Bankhaus Seeliger vn hinten ©Stephanie Angel, Stadt WF

Klein Venedig von hinten

Mein Foto vom Bankhaus Seeliger ist dort entstanden, wo die meisten Touristen auf Motivjagd sind, denn hier ist „Klein Venedig“. Klein Venedig wird ein Überbleibsel des Wolfenbütteler Grachtensystems genannt, dass die Holländer hier anlegten. Viele Fragen, warum Venedig, wenn es von den Holländern stammt. Das liegt daran, dass die Oker – so heißt der Fluß in Wolfenbüttel – hier mit einer Brücke überbaut ist, auf der Häuser stehen. Wenn man durch die Krambuden spaziert, dann läuft man quasi über die Oker. Tipp: Man kann dort sogar unter einem Gullideckel das Wasser sehen. Aber nun zurück zu meinem Versuch, die Sehenswürdigkeiten von hinten zu fotografieren. In den Krambuden gibt es ein Optikergeschäft, die einen Blick auf Klein Venedig haben und zwar von hinten. Was für ein fantastischer Arbeitsplatz. Wer hier eine Brille kauft, kann gleich mal testen, ob er die fotografierenden Touristen auf der anderen Seite besser erkennen kann als vorher 😉

„Klein Venedig“ von hinten. ©Stephanie Angel, Stadt WF

Standesamt von hinten

Das Standesamt in Wolfenbüttel ist von vorne gut an Herzen im Giebel und im Pflaster vor dem Eingang zu erkennen. Doch wie sieht es eigentlich von hinten aus? Ich muss gestehen, dass ich durch den Innenhof, der dahinter liegt, schon unzählige Male gegangen bin, aber mit Bewusstsein nach oben geguckt, habe ich bisher kaum. Interessanterweise finde ich, dass das Gebäude von vorne, fast genauso aussieht, wie von hinten – nur die Herzen fehlen. Der kleine Pavillion im Hof ist jedenfalls ein seeeehr beliebtes Motiv für die ersten Fotos nach der standesamtlichen Trauung.

Trinitatiskirche von hinten

Richtig neugierig bin ich, als ich mich auf den Weg zur Rückseite der St. Trinitatis-Kirche am Holzmarkt mache. Meistens komme ich aus Richtung Kornmarkt und fahre mit dem Rad durch einen der beiden Torbögen, da bietet sich wenig Gelegenheit zum Umdrehen. Daher weiß ich echt nicht, wie die Kirche von hinten aussieht. Vielleicht liegt es auch an dem reisigen Baum, der direkt davor steht? Ich werde zukünftig mehr darauf achten, wie Gebäude von hinten aussehen. Das hat der Reiseführer des Zufalls auf jeden Fall bewirkt.

St. Trinitatis-Kirche von hinten ©Stephanie Angel, Stadt WF

Fußgängerzone von hinten

Zum Abschluss meines Fotospaziergangs entlang der Sehenswürdigkeiten, zeige ich euch noch die Rückseite unserer Fußgängerzone. Aufgenommen habe ich das Bild in der Kanzleistraße. Wenn man shoppt, dann guckt man ja oft nur in die Schaufenster. In Wolfenbüttel lohnt es sich aber definitiv nach oben zu schauen. Seit ich entdeckt habe, dass die Häuser in der Langen Herzogstraße auch in der Kanzleistraße zu sehen sind, achte ich verstärkt darauf. Manche Fassaden sind auf der jeweils anderen Seite ganz einfach wieder zu entdecken, bei manchen bin ich mir immer noch nicht sicher. Auf jeden Fall wurden die Fassaden in den letzten Jahren teils aufwändig saniert. Danke an die Eigentümer, ich freue mich täglich darüber. Wenn ihr genau schaut, findet ihr in der Kanzleistraße auch das älteste datierte Fachwerkhaus Wolfenbüttels.

In der Kanzleistraße sieht man die Fußgängerzone von hinten ©Stephanie Angel, Stadt WF

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Mehr vom Reiseführer des Zufalls

Ich hoffe, euch hat mein kleiner Wolfenbüttel Spaziergang gefallen. Mir hat es wirklich Spaß gemacht und ich werde das sicherlich in anderen Städten mal wiederholen. Ich finde, Wolfenbüttels Sehenswürdigkeiten können sich „von hinten“ durchaus sehen lassen. Wie ist das in euren Städten? Schon mal geschaut?

Was meine Blogger-Kolleginnen und Kollegen mit dem Reiseführer des Zufalls erlebt haben, das könnt ihr hier nachlesen: Mit dem Reiseführer des Zufalls durch Niedersachsens Städte.

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