Kaffee ist in aller Munde und das gewiss nicht nur sprichwörtlich. Noch nie gab es ihn in so vielen Varianten – von Filterkaffee und Espresso bis Flat White und Cold Brew. War Kaffee früher schnöder Muntermacher am Morgen oder schneller Energiekick „to go“, steht heute der bewusste Genuss wieder ganz im Vordergrund. Auf einen fairen und nachhaltigen Anbau und eine behutsame Röstung für extra Frische und starke Aromen wird dabei besonders geachtet. Auch Osnabrücks vielfältige Szene kleiner Kaffeeröstereien hat sich diesen Qualitätsansprüchen verschrieben und bietet Kaffeeliebhabern so jede Menge Genusspotenzial.
barösta
Biegt man in die Redlingerstraße ein, strömt einem an manchen Tagen direkt der unverkennbare Geruch von frisch gerösteten Kaffeebohnen entgegen. Seit 2014 ist die Kaffeerösterei barösta hier anssässig und veredelt, traditionell von Hand bei niedrigen Temperaturen und langen Röstzeiten, ausgewählte Kaffeesorten aus der ganzen Welt. Slow Food – also der bewusste und verantwortungsvolle Genuss von Lebensmitteln – und Fairtrade sind gelebte Prinzipien. Ein Großteil der Bohnen werden von Kleinbauern aus Afrika, Indien, Mittelamerika und Australien bezogen. Auch die Qualitätskontrolle vor Ort erfolgt stets von Hand.
Für diese hohen Qualitätsstandards wurde barösta bereits mehrmals ausgezeichnet. In 2018 und 2022 wurde das Unternehmen vom Magazin Der Feinschmecker zu den „besten Cafés und Röstereien in Deutschland“ gewählt. Wer sich hiervon einmal selbst überzeugen möchte, findet im benachbarten barösta Kaffeehaus zusätzlich Platz zum Verweilen. Neben den hauseigenen Kaffeespezialitäten bietet die Karte außerdem ein leckeres Frühstücksangebot, hausgemachte Kuchen sowie eine Auswahl herzhafter Speisen. In der gegenüberliegenden Kaffee-Boutique „Coffee Lovers“ – bekommen barösta-Fans, neben den hauseigenen Röstungen, außerdem sämtliches Zubehör, das für die fachgerechte Kaffeezubereitung Zuhause benötigt wird.
caffewerkstatt
An einer sonnigen Ecke in der Lotter Straße befindet sich die caffewerkstatt. „Wir leben Kaffee“ steht auf der Webseite und das spürt jeder, der die Kaffeerösterei besucht. Für jede Sorte legt Röstmeister Jan-Christoph Prell ein eigenes Röstprofil an, bevor langsam und mit niedrigen Temperaturen geröstet wird. Dieser Prozess stellt sicher, dass der individuelle Charakter jeder Röstung besonders zur Geltung kommt. Hinter den Hausröstungen verbergen sich dabei oft interessante Herstellungsgeschichten, so zum Beispiel bei der Mischung Para Ela, was auf portugiesisch „für sie“ bedeutet. Ihr Herkunftsort ist die brasilianische Kaffeefarm Fazenda Serrinha. Auf ihr wird während der nur viermonatigen Saison exklusiv und nur von Frauen sorgfältig von Hand gepflückt und mit Liebe aufbereitet. Durch dieses Projekt werden Arbeitsplätze für die Frauen geschaffen und ihre Zukunft gesichert.
Neben einer hohen Röstqualität und fairem Einkauf wird auch Gastfreundschaft in der caffewerkstatt großgeschrieben. Jan-Christoph bereitet einer Dame einen Café Crema zu, ohne dass sie überhaupt sagen muss, was sie haben möchte; man kennt seine Kunden offensichtlich. Nebenbei zaubert er einen Schwan in den Milchschaum eines Cappuccinos, nimmt Pakete an und… röstet natürlich Bohnen. „Hauptsächlich bin ich Barista und Kaffeeröster, aber ich repariere auch Maschinen und, wenn ich im Café stehe, bin ich manchmal Seelenpfleger“, sagt Jan-Christoph lachend.
Ferdinands Kaffeerösterei
„Essen, feiern, das Leben genießen“ – das ist das Motto von Osnabrücks neuestem Gastrostandort. Wie der Name bereits verrät, vereinen sich in den Höfen der früheren Eisenfabrik Schmidt die verschiedensten kulinarischen Handwerke zu den Genusshöfen. Diese sind in einem Markthalle, Restaurant, Café, Manufaktur und Eventlocation zugleich. Hier wird Brot gebacken, Schokolade conchiert, Gin destilliert und eben Kaffee geröstet. Seit der Eröffnung der Genusshöfe im letzten Jahr ist nämlich auch Ferdinands Kaffeerösterei, eine von Osnabrücks etabliertesten Kaffeemanufakturen, hier ansässig. Unter den Dächern der ehemaligen Eisengießerei bietet der luftige Shop- und Cafébereich viel Platz für geselliges und entspanntes Miteinander. Die offene Backstube und die verglaste Rösterei hat man dabei immer gut im Blick.
Auch bei Ferdinands stehen Qualität und ein fairer Einkauf ganz oben auf der Prioritätenliste. Alle Rohkaffeesorten bezieht die Rösterei von kleinen Farmen aus Mittel- & Südamerika, sowie Afrika und dem asiatischen Raum. Im Gas betriebenen Trommelröster werden bis zu 12kg Rohkaffee sortenrein bei maximal 240° und mindestens 12 Minuten schonend geröstet, damit sich das individuelle Aromenprofil voll entfalten kann.
Last but not least: Wild – Der Kaffeeladen & boni Kaffeerösterei
Ein kleines bisschen versteckt, in einer Ladenzeile unterhalb der Stadtbibliothek und mitten in der Altstadt, liegt Der Kaffeeladen von Thomas Wild. Bereits seit 1998 stellt er seine eigenen Röstkreationen her und zählt damit zu den Kaffeepionieren der Stadt. Kaffee wird hier als Leidenschaft und Lebensgefühl zelebriert. Besonderes Augenmerk legt das Team auf die richtige Zubereitung und das passende Werkzeug. Nur so können sich Frische und Röstaromen optimal entfalten. Egal ob Handfilter, French Press, Vollautomat oder Siebträgermaschine – das Wild Team berät umfangreich zu den jeweiligen Produkten und schult die korrekte Bedienung. Wer es noch genauer wissen will, kann im speziellen Barista-Workshop die einzelnen Schritte der Zubereitung perfektionieren.
Klein aber fein ist die neueste Ergänzung in der Osnabrücker Röstszene. Die boni Kaffeerösterei produziert nicht nur ihre eigenen Röstungen für den Hausgebrauch sondern bietet diese seit dem vergangenen Jahr auch im eigenen Café im Osnabrücker Hafen an. Unter der Woche ist dies ein echter Geheimtipp für Frühstück und Mittagstisch. Auch bei boni sind Qualität und der persönliche Kontakt zu den Erzeugern in den Herkunftsländern der Garant für feinsten Kaffeegenuss. Seine Expertiese teilt das Team im Rahmen eigener Kaffeeschulungen rund um Anbau, Aufbereitung und Zubereitung – natürlich inklusive einer professionellen Verkostung!
Anmerkung: Bei diesem Artikel handelt es sich um eine umfangreiche Aktualisierung eines früheren Beitrags. Ursprünglich ist er unter dem Titel „Schwarzes Glück bei Kaffeeröstereien in Osnabrück“ von Janna Kamphof (16.03.2020) erschienen.