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Mit den Hörgängen Oldenburg Vergangenes zum Leben erwecken

Die historischen Wallanlagen vor dem Kulturzentrum PFL sind ein Zeugnis der Gartenkunst in der Oldenburger Stadtgestaltung.

Kopfhörer rein und in spannende Momente der Stadtgeschichte am Ort des Geschehens eintauchen. Genau das versprechen die Hörgänge Oldenburg. Hörgänge? Das sind verschiedene Hörspiel-Folgen, mit denen bestimmte Orte in der Stadt ganz neu erlebt werden können. Da ich selbst noch nicht so lange hier lebe, bin ich neugierig und begebe mich auf eine Zeitreise durch die Oldenburger Geschichte, um mehr über meine neue Wahlheimat zu erfahren.  

Besonders praktisch ist, dass ich auf diese Stadtführung der besonderen Art zugreifen kann, wann immer ich möchte. Die Audiodateien können ganz einfach auf das eigene Smartphone geladen werden. Zudem sind alle Folgen unabhängig voneinander, wodurch ich meinen Stadtspaziergang ganz flexibel planen kann. Egal, ob ich Lust auf ein, drei oder alle sieben Hörspiele habe. Beim Hören lerne ich historische und fiktive Personen sowie ihre persönlichen Geschichten kennen – stets unterfüttert mit interessanten Hintergrundwissen. Ich möchte euch zu einigen Stationen mitnehmen und den Geschichten gemeinsam lauschen.

Ein Krankenhaus für Buch- und Kulturfans

Als erstes führt mich mein Weg zum Kulturzentrum PFL, das die Stadtbibliothek beheimatet und Veranstaltungsort für Kulturevents ist. Eindrucksvoll ruht der klassizistische Bau mit dem markanten Säulenportal an der Peterstraße. Nur die Inschrift im Giebel verrät, dass der Zweck mal ein ganz anderer war: Peter Friedrich Ludwigs Hospital. Tatsächlich war das PFL noch bis 1984 ein Krankenhaus. Der Hörgang startet an einem Schaukasten rechts vor dem Gebäude, von wo aus ich einen guten Blick auf die imposante Fassade habe. Ich starte die Folge und ein Erzähler und Hintergrundgeräusche entführen mich in die Vergangenheit, wo ich einen ehemaligen Arzt kennenlerne. Er war in 70er Jahren im PFL tätig und ich werde mit seinen Erinnerungen in das Jahr 1974 zurückversetzt.

Den Erzählungen folgend nähere ich mich dem Eingang und betrete vorsichtig das Foyer. Auch hier stehen große Säulen und zeugen von vergangenen Zeiten. Zunächst muss ich noch schmunzeln, als ich höre, dass früher zur Adventszeit Sanitäter in Eile fast den riesigen Weihnachtsbaum im Foyer mitgerissen haben. Doch bald bin ich auf meinem Weg durch das PFL ganz in die dramatische Geschichte eines kleinen Jungen versunken, der mit hohem Fieber in die Notaufnahme eingeliefert wurde. Ob unser Arzt den Jungen retten kann? Der Hörgang endet wieder draußen zwischen den mächtigen Säulen. Gedanklich noch ganz in das Gehörte versunken schlendere ich in durch die grünen Wallanlagen, die ehemalige Stadtbefestigung, in Richtung Innenstadt. Unterwegs überquere eine kleine Brücke, wo ich einen letzten Blick auf das PFL werfe.

Das ehemaligen Peter Friedrich Ludwigs Hospital an der Peterstraße wurde von 1838 bis 1841 als Krankenhaus errichtet im spätklassizistischen Stil. Heute ist es ein Kulturzentrum mit Veranstaltungsräumen und der Stadtbibliothek.

Vom Markttrubel eines ehemaligen Busbahnhofes

Weiter geht es für meine Kopfhörer und mich einmal quer durch die Innenstadt zum Rathausmarkt. An Markttagen locken verschiedene Stände mit einer Vielzahl frischer Produkte, doch auch heute ist einiges los und ich begegne Passanten auf ihrem Weg in angrenzende Geschäfte oder Restaurants. Kaum zu glauben, dass vor 200 Jahren noch keines der Gebäude, die das Stadtbild hier heute prägen, existiert hat. Damals war die imposante St. Lambertikirche nur ein schlichtes Kirchenhaus ohne Turm und auch das Rathaus mit seiner markanten dreieckigen Form ist erst 1888 erbaut worden, wie ich im Hörspiel erfahre.  

Doch meine Zeitreise führt mich weiter ins Jahr 1954, als der Marktplatz der zentrale Busbahnhof Oldenburgs war. Bus an Bus statt Marktstand an Marktstand also. Ich treffe eine Schaffnerin, die seit einer unfreundlichen Begegnung mit einem Fahrgast ganz aufgelöst ist und aus dem Bus stürmt. Woher kennt sie diesen Mann? Auf der Suche nach einer Antwort begebe ich mich den Anweisungen des Hörgangs folgend kreuz und quer über den Platz. Und so hocke ich mitten in der Innenstadt neben einer nur für mich sichtbaren Schaffnerin, während die Menschen um mich herum ihrem Alltag nachgehen. Erschüttert von der Geschichte, deren Auflösung ich euch an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte, lasse ich die Innenstadt wenig später hinter mir und begebe mich zum Stadthafen. 

Schicksals- und Freizeitort am Wasser 

Am Hafen angekommen schlendere ich gemütlich die Kaimauer entlang und verweile immer wieder mit Blick aufs Wasser und verschiedene Gebäude, während ich mich vom Hörgang Hafen in die Jahre 1933-1945 zurückversetzen lassen. Dort lerne ich den ehemaligen Oberbürgermeister Heinrich Rabeling kennen und erfahre, wie er die Geschicke der Stadt zur Zeit des Nationalsozialismus geleitet hat. Und so folge ich ihm an jenem schicksalsreichen Tag 1945 zum Hafen, an dem er von den Siegermächten aufgefordert wurde, die Stadt zu übergeben. Welch starker Kontrast zwischen den fröhlichen Trubel der Gegenwart und den düsteren und unsicheren Zeiten der Vergangenheit. Bei all den Menschen, die um mich herum den herbstlichen Sonnenschein im Außenbereich der verschiedenen Restaurants genießen oder entspannt spazieren gehen, ist zudem kaum vorstellbar, dass hier einst Güterzüge langgefahren sind und viele Arbeiter mit dem Umschlag der Waren beschäftigt waren. Aber gerade diese Kontraste machen für mich den Reiz der Hörgänge Oldenburg aus.  

Neue Perspektiven gewinnen

Erfüllt mit vielem neuen Eindrücke beschließe ich, die Erkundungstour bei einem erfrischenden Getränk mit Blick auf die Boote im Hafen ausklingen zu lassen. Ich habe viel Neues erfahren habe und bin mir den Spuren der Vergangenheit in unserer direkten Umgebung viel bewusster geworden. Zu viel möchte ich euch aber nicht verraten, sondern einladen, die Hörgänge Oldenburg selbst auszuprobieren und euch auf das spannende und ungewohnte Hörerlebnis einzulassen. Ich kann euch versichern, dass ihr die Orte aus einer ganz neuen Perspektive kennenlernen und wie ich an der einen und anderen Stelle Gänsehaut bekommen werdet. Vergangenes wird nicht über Fotos und Texte erlebt, sondern direkt am Ort des Geschehens in meiner Fantasie zum Leben erweckt. Für mich steht fest, dass ich die weiteren Hörgänge bald ebenfalls gehen werde.

Die sieben Hörgänge befinden sich am Kulturzentrum PFL*, in der Katharinenstraße, am Pferdemarkt, am Rathausmarkt, am Alten Rathaus*, am Hafen sowie im Schlossgarten*. Eine Übersicht über die verschiedenen Stationen der Hörgänge und die Audiodateien zum Download könnt ihr ganz einfach auf oldenburg-tourismus.de finden.  

*Bitte beachtet, dass einige Hörgänge auch ins Innere der Sehenswürdigkeiten führen und nur zu den Öffnungszeiten direkt am Ort gehört werden können.

Im Alten Rathaus kann man einer spannenden Geschichte zum Ende des zweiten Weltkrieges lauschen.
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