Die Sommerzeit lockt mich mit schönem Wetter in die Natur und meine Wochenenden verbringe ich nun am liebsten mit einem kühlen Getränk in der Hand, in einer Hängematte baumelnd. Sportliche Betätigung kommt dabei leider etwas zu kurz, deshalb habe ich mir eine sommerliche Herausforderung gesucht: Ich möchte paddeln gehen!
Mein Ziel: Auf dem Wasser einmal um Braunschweig herum. Die Stadt ist zwar keine Insel, aber die Umflut der Oker, die sich wie ein Ring um den Stadtkern legt, macht eine Umrundung trotzdem möglich. Mit dem Kanu durch Braunschweig.
Die Qual der Wahl
Da ich kein eigenes Boot besitze, miete ich mir ein passendes Gefährt. Egal ob mit dem Freund oder der ganzen Familie – die Auswahl an Booten und Verleihstationen in der Löwenstadt ist groß. Je nach Bedarf kann zwischen Kajaks für zwei oder drei Personen oder Kanus für vier Personen gewählt werden. Wenn mehr als vier Personen in einem Boot fahren möchten, stehen auch Ruder- oder Tretboote zur Miete bereit. Ich entscheide mich heute für das 2er Kajak, in dem ich mit einer Freundin lospaddeln möchte.
Unser Startpunkt ist der Anleger des Bootsverleihs Okertour. Von hier aus beginnt unser Wasserabenteuer mit dem Kanu durch Braunschweig, rund um die Innenstadt. Im Vorhinein haben wir uns schon mithilfe des Okerplans über alle Anleger auf der Strecke, Wehre und andere Hindernisse informiert und die Route geplant. Dann geht es los: Die ersten Paddelversuche sind holprig, aber schon nach kurzer Zeit haben wir uns gut aufeinander abgestimmt und nehmen Fahrt auf. Vom Wasser aus können wir uns nicht entscheiden, welche Uferseite wir zuerst bestaunen sollen: Prächtige Villen, blühende Gärten und ganz viel Natur schaffen eine einzigartige Landschaft, die uns Landratten sonst verborgen bleibt. Obwohl wir mitten in der Stadt sind, liegt eine angenehme Ruhe auf dem Wasser, nur ab und an zwitschert es in den Bäumen oder kreuzen uns andere Kanuten.
Braunschweigs schönste Ecken
Kurze Zeit später treiben wir auch schon an der ersten Sehenswürdigkeit, dem Herzog-Anton-Ulrich Museum vorbei, das eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen Deutschland ist und nach seiner Renovierung seit 2016 in neuem Glanz erstrahlt. Dahinter erwartet uns ein herrlicher Ausblick auf den Museumpark, der sich nach einer kleinen Brückendurchfahrt in den Theaterpark verwandelt. Weiter geht es, vorbei an der Pflanzenvielfalt des Botanischen Gartens, ein längeres Stück flussaufwärts bis hin zum Universitätsviertel Braunschweigs, wo wir den Okeranleger am Gaußberg für eine kleine Verschnaufpause nutzen. Von hier aus müssen wird das Kajak erst einmal schultern und einen kleinen Spaziergang durch den Gaußbergpark machen, vorbei am Gauß-Denkmal, um es hinter dem unpassierbaren Wendenwehr, wieder ins Wasser zu setzen.
Inselwall
Wieder im Boot können wir jetzt die Ansicht auf den Inselwallpark genießen. Der Park ist eine kleine grüne Oase mitten in der Stadt und wurde nach der angrenzenden Straße Inselwall benannt. Entlang genau dieser paddeln wir jetzt weiter und bewundern die Stadtvillen am Ufer. Mittlerweile haben wir schon fast die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht. Trotz recht heißem Wetter ist unsere Fahrt bisher durch die großen Bäume am Flussufer angenehm schattig gewesen und auch die Strömung haben wir kaum bemerkt.
Dann heißt es noch einmal: Raus aus dem Boot! Wir haben das Petriwehr erreicht und müssen aussteigen, um das Boot einmal herum zu tragen. Für die Zukunft ist geplant, hier einen Fisch-Kanu-Pass zu bauen, der sowohl Fischen als auch Kanuten das Passieren erleichtern soll. (Anm. der Redaktion: Der Fisch-Kanu-Pass ist inzwischen fertiggestellt, Stand: 2023) Wir schauen noch kurz ehrfürchtig den Wassermassen zu, die durch die alte Wehranlage sprudeln, bevor wir die Fahrt wiederaufnehmen. Wir fahren nun durch den westlichen Teil der Stadt, der immer wieder tolle Ansichten auf Grünflachen und Wohngebiete bereithält. Langsam nähern wir uns auch wieder der Innenstadt und schippern unter der Gieselerbrücke hindurch, vorbei an Braunschweigs Kultviertel, dem alten Bahnhof und hinein in den Bürgerpark – wo uns wieder die Natur erwartet.
Erholung am Strand
Sichtlich erschöpft werfen wir kurz vor dem Ziel noch einmal unseren Anker für eine kleine Rast an Braunschweigs Stadtstrand, der Okercabana (wird 2023 von einem anderem Betreiber unter neuem Namen wiedereröffnet) und lassen uns in einen Liegestuhl fallen. Ganz schön anstrengend mit dem Kanu durch Braunschweig zu paddeln. Mit den Füßen im Sand und einer Erfrischung in der Hand tanken wir Kraft für den letzten Abschnitt unserer Stadtumrundung.
Mit neuer Energie paddeln wir im Anschluss noch einen herrlich entspannenden Abschnitt durch den Bürgerpark und erreichen schließlich wieder unseren Ausgangspunkt.
Mit dem Kanu durch Braunschweig- Paddeln ist klasse!
Nach fast vier Stunden auf dem Wasser, die Pausen nicht mitgerechnet, muss ich erschöpft aber glücklich feststellen: Paddeln ist einfach klasse! Der Mix aus körperlicher Anstrengung und Sightseeing mitten in der Innenstadt von Braunschweig hat mich überzeugt und ich habe die Stadt einmal von einer ganz neuen Seite entdeckt. Mit dem Kanu durch Braunschweig zu paddeln ist absolut empfehlenswert. Ich freue mich schon auf meine nächste Tour – vielleicht im Tretboot?
Wer sich nicht traut alleine zu paddeln, oder während seiner Tour Wissenswertes über die Stadt erfahren möchte, der kann auch eine geführte Paddeltour buchen. Für alle Sportmuffel ist eine Fahrt auf den Okerflößen eine tolle Alternative: Hier können die Beine entspannt hochgelegt werden und bei kulinarischen oder literarischen Leckerbissen der Blick auf Braunschweigs schönste Seiten genossen werden.
Titelbild: Ab auf die Oker! Hier findet man den perfekten Mix von Natur, Sport und Abenteuer. Foto: BSM/Daniel Möller