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Wie ich Hildesheim aus einer ganz neuen Perspektive kennenlernte

Ich bin Hildesheim-Neuling und lerne die Stadt gerade Stück für Stück kennen. Die klassische Stadtführung habe ich von meiner To-Do-Liste bereits abgehakt. Eine sehr liebenswürdige Gästeführerin erzählte unserer Gruppe dabei spannende Informationen über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und interessantesten Gebäude der Stadt. Eine schöne, aber eben auch sehr traditionelle Art, eine Stadt kennen zu lernen. So richtig Zeit, alle neuen Eindrücke auf mich wirken zu lassen, hatte ich dabei allerdings nicht. Wieso also nicht einmal völlig neu geleitet durch eine unbekannte Stadt schlendern, ohne vorgegebene Route? Sich einfach nur vom Zufall treiben lassen.
Ungewohntes ausprobieren und dabei Neues entdecken, das ist das Ziel. Nur ein kleines Detail soll mir den Zufall lenken. Meine Lieblingsfarbe, die Farbe Blau. Und schon kann es losgehen.

Mit dem Reiseführer des Zufalls starte ich in die „Blaupause“

Mein Start in die Blaupause  

Es ist Freitagnachmittag – Feierabend, mein Stadtrundgang beginnt. Ich verlasse das Büro und mein Blick geht gen Himmel. Leicht bewölkt und strahlend blau. Die Luft ist noch angenehm warm und ich laufe Richtung Strand, dem Citybeach, den Palmen entgegen. Die Menschen sitzen entspannt in den Liegestühlen, zwischen Palmen und Sand und schlürfen hübsch dekorierte Cocktails. Für knapp zwei Monate verwandelt sich der Platz An der Lilie in eine kleine Urlaubsoase. Ich setze mich in einen der Liegestühle, gönne mir einen „Swimming Pool“ und beobachte die vorbeilaufenden Menschen. Mit Sand unter den Füßen und einem leckeren blauen Cocktail in der Hand stelle ich mir das Rauschen des Meeres vor und werde etwas träumerisch. Doch lange bleibe ich nicht sitzen. Laute Stimmen und Jubelrufe holen mich zurück in die Realität und führen mich Richtung Rathaus.

Something old, something new, something borrowed, something blue

Eine kleine Menschentraube hat sich vor dem Eingang des historischen Rathauses versammelt und ein Brautpaar schreitet die Treppen herunter. Das werden bestimmt tolle Bilder, auf diesem schönen Marktplatz. Konfetti wird geworfen und die Braut streckt ihre Arme vor Jubel in die Höhe. Den Brautstrauß zieren blaue Blumen. Ich schaue mich auf dem Marktplatz um und lasse die Kulisse und den Trubel auf mich wirken. Beim Blick auf das Knochenhauer-Amtshaus bleibe ich stehen. Ein beeindruckendes Gebäude mit wunderschönen Verzierungen und Details.

Auf Zeitreise ins Mittelalter

Eine alte Dame kommt aus dem danebengelegenen Bäckeramtshaus und läuft an mir vorbei. Ihr dunkelblauer Hut sticht mir sofort ins Auge. Ich folge ihr. Langsam wird es in der Stadt etwas ruhiger. Die Dame mit blauem Hut geht Richtung Kreuzkirche und ich folge ihr noch ein ganzes Stück, bis ich schließlich vor verwinkelten, kleinen Fachwerkhäusern stehe. Inmitten der vielen kleinen, malerischen Häuser in den schmalen Gassen entdecke ich eine blaue Haustür und wenig später noch ein paar weitere, wundervolle Hauseingänge. Ich bewundere die außergewöhnlichen Details der Hausfassaden und die verschnörkelten Verzierungen an den Holzbalken. So muss es wohl früher überall in Hildesheim ausgesehen haben. Und überall sieht man wunderschöne Rosen.

Die blaue Postkarte aus Hildesheim

Ich biege links ab und laufe weiter Richtung Kreuzung, setze mich auf eine Bank und beobachte die Menschen, die hektisch die Straße überqueren. Wie schnell alles wirkt, wenn man selbst einmal einen Gang zurückschaltet. Am Ende der Straße entdecke ich einen Buchladen und bekomme Lust, durch die Regale zu stöbern. Bei dem Aufsteller mit den Postkarten bleibe ich hängen. Eine hellblaue Karte mit einem Bild des Knochenhauer-Amtshauses ist nun meine. Die Farbe der Karte sagt mir: biege links ab. Ich folge der Anweisung. Ich schlendere noch einmal durch die Gassen zurück Richtung Citybeach, wo ich mir noch den letzten freien Liegestuhl ergattern kann. Die blaue Stunde bricht an. Der Himmel wird immer dunkler und inmitten von Sonnenschirmen und karibischen Klängen fühlt es sich so an, als würde ich der Sonne dabei zuschauen, wie sie am Horizont langsam im Meer verschwindet. Ich wünschte, so schön könnte jeder Tag enden.

Was mich bei diesem Stadtrundgang überrascht hat

Während ich so vor mich hinträume und das Meer rauschen höre, lasse ich meine heutigen Eindrücke meines „Stadtrundgangs des Zufalls“ noch einmal Revue passieren. Ich habe Geräusche wahrgenommen, die ich sonst gar nicht gehört hätte, zum Beispiel das Stimmengewirr auf dem Marktplatz und dem Citybeach, die den Mittelpunkt Hildesheims lebendig machen. Den Duft von frisch gemahlenem Kaffee am „kleinen röstwerk“ und die herrlich duftenden Blumen im Fachwerkviertel. All das halte ich auf meiner Postkarte fest. Mein ganz persönliches Hildesheim-Souvenir. Und ich stelle fest: schon fast alle „Big Five“ von Hildesheim habe ich besichtigt. Die letzten folgen sicher bald. Der Himmel hat sich mittlerweile tiefblau gefärbt. „Stadtexperiment – die Erste“ war erfolgreich.

…und so lasse ich den Tag am Citybeach ausklingen.
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