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Tweed Ride – „very british“ Fahrradfahren

Hildesheim Tweed Ride © Univent, Nils Tränkler

Hildesheim Tweed Ride © Univent, Nils Tränkler

Eine Fahrradtour? -Cool! Nach britischen Vorbild? -Aha

Zugegeben, am Anfang habe ich etwas schief geguckt, als ich gefragt wurde, ob ich am „Tweed Ride“ am 10. Mai in Hildesheim teilnehmen möchte. Wenn es etwas zu Essen gewesen wäre, ich wäre sofort dabei gewesen! Aber eine Fahrradtour im britischen Stil samt Vintage-Rad, Tweed-Sakko, Knickerbocker, Charlie Chaplin Hut und Fliegerbrille – was zum Teufel? Doch der Reihe nach…

Auf geht’s zum Tweed Ride 2015
© Univent, Nils Tränkler

Tweed, Tweed, Tweeeeeeed

Tweed hat seinen Ursprung in Schottland. Es ist ein Textilgewebe bzw. Textilstoff aus meist groben, robusten Wollgarn, der für die klassischen Muster wie Fischgrät, Karos oder Nadelstreifen genutzt wird. Traditionelle Farbtöne sind etwa: Rostrot, Taubengrau, Grün- und Blautöne, Braun, Ocker, Beige und diverse Naturfarben der Wolle. Jeder stelle sich nun einmal das Bild von Lord Sowieso aus Canterbury vor, wie er in seinem Oldtimer die Szene eines Rosermunde Pilcher Filmes durchquert – natürlich im Tweed-Sacko mit ovalen Aufnähern aus Leder am Ellenbogen…#Kopfkino!

Klappe „Tweed Ride“ die Dritte
© Maike

Eine Fahrradtour im britischen Stil: edel, traditionell-konservativ, individuell

Beim Tweed Ride handelt es sich um eine Fahrradtour, angelehnt an die „Golden 20s“ in Großbritannien, bei der sich die Teilnehmer in traditionelle Tweed Kostüme werfen und den britischen Lifestyle verkörpern. Der Trend begann 2009 in London mit dem dortigen „Tweed Run“. Von Matti, dem Hildesheimer Organisator erfahre ich, dass das Ganze eine Art Gegenbewegung ist, gemäß dem Motto „Fahrradfahren war mal stilvoll“. Ohne Synthetikkleidung und Helm, ohne Tacho und GPS – die Wiederbelebung einer „Welt im Verborgenen“, in die jeder Teilnehmer beim Tweed Ride für ein paar Stunden eintaucht.

Und was machen Leute wie ich, die weder Antikfahrrad, noch Tweedkleidung besitzen? – Who cares!? Tweedkleidung ist keine Voraussetzung, vielmehr zählt der Grundgedanke: „very british“ und „very stilvoll“.

What the hell – ein Hochrad
© Univent, Nils Tränkler

Der „heimliche Engländer“ überzeugt mich

Einen Monat vor dem Tweed Ride setze ich mich an die Vorbereitungen. Ich treffe mich mit einem Kenner der Scene und begeisterten Teilnehmer des Tweed Rides und werde schnell in seinen Bann gezogen. Tobi ist ein grundpositiver Mensch. Er kommt aus dem Rennradbereich und war früher mal bei der Bundeswehr. Heute vertreibt er Weine in einer Weinhandlung in Hildesheim. Die englische Lebensart durchzieht Tobi wie ein roter Faden.

Attention please, attention please…
© Maike

Es gibt sie tatsächlich, die Nostalgiker, die Freunde der „alten Schule“. Er sprüht vor britischer Lebensfreunde und ich merke sofort: Tobi lebt seine Leidenschaft. Ich betrete seine Wohnung – Little Britain mitten in Hildesheim! Auf dem Ledersofa im Wohnzimmer liegt Tweedkleidung: Hosen, Sakkos, Strümpfe, Krawatten, Hüte… als stilechter Zigarrenraucher zeigt er mir stolz sein silbernes, verziertes Zigarrenetui.
Er nimmt mich mit auf SEINE Zeitreise, bringt mir die Radgeschichte näher und erklärt mir Hintergründe und Zusammenhänge.

Es war einmal in England…
© Maike

Er hätte mir endlos mehr Einblicke von damals geben können, als meine Digitaluhr piept und mich ins „jetzt“ zurückreißt. Mein Entschluss steht: beim Tweed Ride bin ich dabei!

Nächste Lektion: Hochradfahren für Anfänger

Neben der Einführung in den britischen Lebensstil kümmere ich mich als nächstes um das passende „Vintage-Fahrrad“. Ich verabrede mich mit Christoph. Er besitzt ein Hochrad oder auch „Boneshaker“ genannt und nimmt damit jedes Jahr am Tweed Ride teil. Mit dem Kauf des Hochrads (ein 48 Zoll-Rad ohne Beleuchtung und ohne Bremsen!) verwirklichte er sich einen lang gehegten Wunsch. Eigentlich wollte er nur wissen, ob das Hochradfahren tatsächlich so schwierig ist, wie es aussieht. Bei schönem Wetter fährt er gerne auf meist ebenen, asphaltierten Straßen, etwa zur Domäne Marienburg. Die Reaktionen der Passanten sind geteilt – Ich bin begeistert! Auf die Theorie an Christophs Frühstückstisch folgt die Praxis.

Hochradfahren für Anfänger
© Maike

Gar nicht so schlecht für den Anfang

Alle Hinweise und Tipps zum Hochradfahren sauge ich auf wie ein Staubsauber. Geübt und als sei es das einfachste der Welt zeigt er mir das Aufsteigen auf sein Gefährt. Mit dem linken Fuß auf die Aufsteigehilfe, dann mit etwas Schwung das rechte Bein auf die rechte Pedale am vorderen Rad und schon sitzt man oben und die Fahrt geht los – klingt logisch. Dabei immer beachten „das große (vordere) Rad rollen lassen“, aufrecht sitzen und gleichbleibend in die Pedale treten. Jetzt ich – Herzrasen, Schweiß, Adrenalin!

Für den Anfang gar nicht mal so schlecht. Ohne Christophs Hilfestellung wäre ich sicher schon nach den ersten Millimetern umgefallen. Puh, geschafft, jetzt nur noch absteigen…ABSTEIGEN?!
So machts der Profi:

So der Laie:

Neben meinem Entschluss am Tweed Ride teilzunehmen, steht für mich ein weiterer Entschluss fest: zu meiner Sicherheit benutze ich ein alternatives, „normales“ Rad.

Seit auch ihr dabei, wenn der 3. Hildesheimer Tweed Ride am 10. Mai durch die Straßen von Hildesheim zieht! Auf der Homepage vom Tweed Ride findet ihr weitere Informationen rund um die Radtour, zur Anmeldung, zum Rahmenprogramm und noch vieles mehr!

Wir sehen uns am 10. Mai in Hildesheim – Toodle-pip 🙂

Vielen Dank, Matti, Tobi und Christoph!

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