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The Streets of Wolfenbüttel…part 2

Beim zweiten Teil unserer Jägermeistertour geht es durch die Juliusstadt zum Jägermeister-Hauptquartier.

Nach dem Mittagessen machen wir uns mit unserer 24-köpfigen Gruppe plus Opa Gloeckler auf den Weg in die Wolfenbütteler Juliusstadt, so heißt der Stadtteil östlich der Altstadt. Vorbei an Holzmarkt und Trinitatiskirche (die mit ihren beiden niedrigen seitlichen Türmen eher aussieht wie ein Theater)  gehen wir an der Oker entlang bis zur Jägermeisterstrasse. Dort sehen wir schon das Firmengelände der Mast-Jägermeister SE mit den drei gewaltigen Gebäudeflügeln des Headquarters vor uns.

Bei Jägermeister ist Sicherheit und Geheimhaltung Trumpf. Wir müssen unsere persönlichen Daten hinterlegen, Kameras abgeben und Mobiltelefone ausschalten. Dann erlebe ich* die lustigste Werksführung meines Lebens. Unser Führer hat mehr als 20 Jahre im Werk gearbeitet und kennt jeden Winkel und jede Anekdote. Und ganz nebenbei während man an den Labors vorbeigeht und dem Tour Guide in die Kräuterkellerei folgt, in der verschiedenste Ingredienzien lagern und das Jägermeister-Elixier ein Jahr lang in 445 mächtigen Eichenholzfässern reift, erfährt man jede Menge über die Geschichte des Unternehmens.

Der  Anfang war Essig

Ende des 19. Jahrhunderts prägten Landwirtschaft und der nahe Harz mit seinem Bergbau das wirtschaftliche Leben Wolfenbüttels. Und dort, wo Bergbau war, brauchte man Essig zum Kühlen der abzubauenden Gesteine. So kam es, dass sich Wilhelm Mast 1878 mit einer Essigfabrikation in Wolfenbüttel selbstständig machte. Als Curt Mast, der Sohn des Gründers, in die Firma eintritt, wird eine Neuausrichtung spürbar: Der junge Mann erweist sich als äußerst talentiert im Zubereiten von Kräuterextrakten. Nach Jahren des Experimentierens mit verschiedensten Ingredienzien entwickelt Curt Mast 1934 die Rezeptur für einen einzigartigen, geschmacksintensiven und unverwechselbaren Kräuterlikör – die Geburtsstunde des späteren Welterfolgs: Jägermeister.

Das 56-Kräuter-Geheimnis

Einige der Ingredienzen lernen wir im Kräuterkeller kennen. Man kann sie anfassen, dran schnuppern und sie in den Fingern zerreiben. Das Gesamtrezept mit den 56 natürlichen Zutaten ist

Im Fasskeller muss der Jägermeister ein Jahr reifen.

ein Geheimnis, das nur „eine Handvoll Leute“ kennen soll.

Wir gehen an einer Galerie von Produkten in Glasvitrinen vorbei. Noch bis in die 1960er Jahre führte das Unternehmen eine umfangreiche Produktpalette mit zeitweise über 20 verschiedenen Spirituosen und edlen Weinen. Opa Gloeckler erkennt sofort den „Jägerkorn“ wieder: „Der stand in den 50er Jahren in jedem Haushalt“, erzählt er. Nur ganz allmählich wurde das Sortiment auf Jägermeister und Schlehenfeuer reduziert. Weiter geht es an Mustern der zahlreichen Marketingaktionen vorbei, an der Trikotwerbung für Eintracht Braunschweig, die 1973 startete oder Motiven der Anzeigenkampagne „Ich trinke Jägermeister, weil…“, an die sich nicht nur Opa Gloeckler erinnert.

Acht Jäger für jeden Bürger

Nebenbei erzählt unser Guide zahlreiche Fakten: Im Ranking der beliebtesten Spirituosen liegt Jägermeister weltweit auf dem siebten Platz, der Likör wird in 92,2 Millionen Flaschen in mehr als 100 Länder verkauft, mehr als 50 Prozent des Absatzes gehen alleine in die USA. Jägermeister erschließt einen neuen Markt über die Gastronomie, lange ist der Likör nur in Kneipen zu bekommen. Hat sich das genug rumgesprochen, so geht man in den Einzelhandel und in der Regel explodieren dann die Verkaufszahlen. 18 Millionen Flaschen trinken die Deutschen pro Jahr, acht Gläser macht das für jeden Bundesbürger. Günther Mast soll immer gesagt haben: „Einer vor und einer nach dem Essen. Das reicht mir.“

Nach 90 Minuten verlassen wir beseelt vom überall präsenten Kräutergeruch und mit einer kleinen Flasche Kräuterlikör unterm  Arm das Werk. Auf dem Rückweg in die Altstadt gibt es noch einen Zwischenstopp im Jägermeistershop, wo jeder noch ein Mitbringsel für die Daheimgebliebenen findet.

Fazit: Die Jägermeistertour ist rundum eine gelungene Stadtführung mit vielen historischen Erkenntnissen und zahlreichen Eindrücken und einer erlebnisreichen Werksführung. Man muss allerdings einen ganzen Tag dafür veranschlagen und gut zu Fuß sein. Aber wenn selbst Opa Gloeckler das problemlos schaffte!?

*Der, der da „ich“ sagt, ist Thorsten Windus-Dörr, Journalist und PR-Berater, unterwegs als Blogger für aboutcities.

Hier geht es zum ersten Teil unserer Tour

Wir waren auch schon in anderen Städten unterwegs: In Hann. Münden, in Braunschweig, in Gifhorn und in Verden.

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