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Naturschutz und Tourismus im Einklang

Viele nennen ihn „Das Auge des Eichsfelds“, was erst aus der Luft so richtig zu erkennen ist. Der Seeburger See liegt, nur 20 Kilometer entfernt, vor den Toren Göttingens. Für Erholungssuchende und Naturfreunde ist er stets ein lohnendes Ziel und außerdem ein hervorragendes Beispiel, wie Naturschutz und Tourismus unter einen Hut gebracht werden können. Schon häufig war ich mit der Familie und Freunden hier unterwegs und es gibt immer etwas zu entdecken.

Größtes Binnengewässer Südniedersachsens

Blick über Bernshausen und den Seeburger See.
Foto: Christoph Mischke

Schon auf dem Weg zwischen Parkplatz und See hört man im Sommer das fröhliche Quak-Konzert der Wasserfrösche. Zu Dutzenden tummeln sie sich in dem Wasserlauf rechts des Weges. Meist schauen nur Ihre Köpfe aus der mit Wasserlinsen bedeckten Oberfläche und es sieht lustig aus, wenn sich die beiden Schallblasen, wie Kaugummi, rechts und links des Froschmauls aufblasen.

Quak-Konzert: Wasserfrösche sind häufig zu sehen.
Foto: Christoph Mischke

Nur wenige Schritte weiter liegt der rund 100 Hektar große See, das größte natürliche Binnengewässer Südniedersachsens. Die meisten Leute zieht es zuerst zum Aussichtspunkt, einem breiten metallenen Steg mit Plattform am Ende. Vor allem in den Morgen- und Abendstunden können Naturliebhaber hier zahllose Vogelarten beobachten. Kein Wunder, dass hier häufig Menschen mit Ferngläsern und Fotografen mit stattlichen Teleobjektiven unterwegs sind.

Teichhühner, Haubentaucher und Lachmöwen

Brutgebiet: Haubentaucher nisten auf Teichrosen.
Foto: Christoph Mischke

Experten sprechen von mehr als 50 verschiedenen Brutvogelarten, die in unmittelbarer Nähe des Gewässers vorkommen, darunter Teichhühner, Stockenten, Haubentaucher oder Graugänse. Sogar Lachmöwen wurden hier schon beim Nestbau gesichtet. Bei meinem letzten Besuch nisteten die Haubentaucher ganz elegant auf den schwimmenden Blättern der hübschen Gelben Teichrose, die am Westufer großflächig auftritt. Wer freundlich fragt, kann sich die Wasserpflanzen und Brutplätze auch vom Steg des benachbarten Bootsverleihs aus ansehen. Ulrich Jung, der hier die Boote ausgibt, hat das Herz auf dem rechten Fleck und meistens auch Zeit für einen kurzen Schnack. Wenn ihr rund um den See etwas wissen möchtet, fragt ihn einfach. Ziemlich sicher weiß er die Antwort.

Ruder-, Tret- oder Paraboote

Naturschutz und Tourismus vereint: der Bootsverleih.
Foto: Christoph Mischke

Schnappt euch bei der Gelegenheit am besten ein Ruder- oder Tretboot und dreht eine entspannte Runde über den See. Das macht Spaß, hält fit und eröffnet euch viele weitere spannende Perspektiven. Solltet ihr jemanden dabei haben, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, kein Problem. Ulli Jung vermietet auch sogenannte Paraboote, die an Land bestiegen und dann über eine Rampe ins Wasser gelassen werden.

Macht Spaß: eine Bootsrunde über den Seeburger See.
Foto: Christoph Mischke

Die unmittelbaren Uferbereiche dürft ihr auf eurer Tour allerdings nicht ansteuern, denn sie wurden als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet unter Schutz gestellt. Sie sind außerdem Teil des Vogelschutzgebietes „Unteres Eichsfeld“. Darüber könnt ihr eine Menge im Natur-Informationszentrum erfahren, dass sich direkt hinter der Bootsvermietung befindet. Im zweiten Halbjahr 2021 sollen dort umfangreiche Modernisierungsarbeiten beginnen.

Naturschwimmbad: Strandkorb, Sand und Snacks

Gepflegter Rasen: Erholung im Naturschwimmbad.
Foto: Christoph Mischke

Nur ein paar Meter neben dem Bootsverleih ist das Naturschwimmbad. Hier könnt ihr locker einen sonnigen Nachmittag verbringen. Gepflegter Rasen, schattenspendende Bäume, Strandkorbvermietung und ein eigener Sandstrand direkt am Wasser. Viele Sonnenanbeter nutzen auch den sehr weit ins Wasser reichenden hölzernen Steg mit vielen Sitz und Liegemöglichkeiten. Was will man mehr? Ach ja, schwimmen natürlich. Das könnt ihr in einem eigens abgetrennten Bereich des Sees und das Wasser ist herrlich. Für Eltern nicht ganz unwichtig: Der gesamte Badebetrieb wird von der DLRG überwacht. Zwischendurch könnt ihr euch auf dem Beach-Volleyballfeld austoben oder eine Partie Minigolf spielen. Und wenn ihr nichts Eigenes zu essen oder zu trinken mitgebracht habt, versorgt euch der Kiosk mit Eis, Süßigkeiten, kleinen Snacks und Getränken.

Die Sage von Graf Isang

Gastronomie mit See-Terrasse. der „Graf Isang“.
Foto: Christoph Mischke

Wenn ihr am Seeburger See seid, solltet ihr ihn auf jeden Fall auch einmal umrunden. Nehmt dazu einfach den See-Rundweg, der gleich hinter dem Parkplatz des Restaurants „Graf Isang“ beginnt. Hier könnt ihr übrigens hervorragend speisen oder euch auf der hübschen See-Terrasse eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen gönnen. Der Graf Isang ist hier am See allgegenwärtig, auch der Rundweg trägt seinen Namen. Der Sage nach stand an der Stelle des heutigen Sees einst das Schloss des gottlosen und gewaltsamen Grafen Isang, das eines Tages, als der Graf endgültig zu viele Sünden auf sich geladen hatte, unterging und an seiner Stelle der See zurückblieb. Graf Isang selbst konnte fliehen und verbrachte, bekehrt aus Dank für seine Rettung, sein restliches Leben in einem Kloster. Soweit die Kurzform. Wer mehr über die Sage wissen möchte, erfährt es hier.

Safari-Zelt oder Zirkuswagen

Zu mieten: Zirkuswagen auf dem Campingplatz.
Foto: Christoph Mischke

Der See-Rundweg ist rund fünf Kilometer lang und leicht zu begehen. Auch wer es gemütlich angehen lässt und vielleicht unterwegs noch einige Beobachtungsstopps einlegt, benötigt für die Runde maximal zwei Stunden. Gleich zu Beginn kommt ihr am Campingplatz „Seeburger See“ vorbei. Den solltet ihr euch unbedingt anschauen, wenn ihr einmal länger in der Gegend bleiben wollt, auch wenn ihr keinen eigenen Camper oder Wohnwagen besitzt. Hier könnt ihr euch nämlich ein Safari-Zelt, ein Chalet, einen Zirkuswagen, die sind großartig, oder sogar eine Ferienwohnung mieten.

Segler und Störche

Schön anzusehen: Störche an ihrem Nest am Seeanger.
Foto: Christoph Mischke
Fliegende Farbtupfer: Schlankjungfern in den Feuchtwiesen.
Foto: Christoph Mischke

Der weitere Weg führt euch an Feuchtwiesen, Weiden, Schlehenhecken und verwilderten Zwetschgen entlang. Häufig grasen Schafe in der Nähe des Ufers und in den Feuchtgebieten tanzen Schlankjunfern, eine kleine Libellenart, zwischen den Gräsern. Je nach Jahreszeit könnt ihr, mit ein bisschen Glück, auch Störche beobachten, die es in dieser Gegend recht häufig gibt. In Bernshausen überquert ihr das Bächlein Aue, das hier den See verlässt.

Beliebtes Fotomotiv: Baum frisst Schild.
Foto: Christoph Mischke

Achtet mal auf das Verkehrsschild, das sich die Natur seit vielen Jahren einverleibt. Ein beliebter Fotospot – Baum frisst Schild. In Bernshausen könnt ihr einen kurzen Abstecher zum Ufer machen, den Ausblick genießen unter natürlich wieder viele Wasservögel beobachten. Vielleicht sind auch die Bernshäuser Segler gerade auf dem Wasser, das ist auch immer ein schönes Motiv.

Vom Wellenreiter zur Columbus

Seeidylle: das Stroh der Wintergerste ist schon gebündelt.
Foto: Christoph Mischke

Ein Stück weit verläuft der Weg in erhöhtem Gelände parallel zur Kreisstraße K 106 entlang der Nordseite des Sees. Von hier aus ergibt sich eine schöne Aussicht auf die ehemaligen Weiden und Koppeln, die langsam von der Natur zurückerobert werden. Falls ihr jetzt Hunger oder Durst verspürt, wird euch der „Wellenreiter“ gerade recht kommen. Ein familienfreundliches, modernes Landgasthaus mit leckerer Küche und wunderschöner Außenterrasse mit Blick auf den See.

Schiff ahoi: der Traumspielplatz am See.
Foto: Christoph Mischke

Wenn ihr euch gestärkt habt, ist es nicht mehr weit bis zu eurem Ausgangspunkt am See-Parkplatz. Wenn ihr Kids dabei habt und die noch fit sind, dann besucht unbedingt den Traumspielplatz beim „Old Sailor“ gegenüber des Campingplatzes. Warum ich euch das erst jetzt schreibe? Spätestens, wenn die Kurzen die „Columbus“ entern, das riesige hölzerne Spielschiff, wollen sie hier nicht mehr weg, und dann könnt ihr euren Besuch und den Rundgang am See vermutlich vergessen.

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