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Bremerhaven ist das Mekka für alle Schiffe-Gucker

Bremerhaven, das ist vor allem „Schiffe gucken“. Rund ums Jahr könnt ihr in den Häfen und auf der Weser richtig große Containerschiffe und Kreuzfahrtriesen, Traditionsschiffe und moderne Segler bestaunen. Alle fünf Jahre ist meine Heimatstadt sogar das Mekka der „Schiffe-Gucker“: beim internationalen Festival der Windjammer „SAIL Bremerhaven“ sind die Häfen voll mit Windjammern, Hochseeyachten und Traditionsschiffen aus aller Welt. Gerade war es zum neunten Mal wieder soweit und ich habe mich für euch umgesehen.

Von der Nordsee bis zur Außenweser – die prächtigen Windjammer sind beim „SAIL-IN“ ein herrliches Bild. (c) Kathrin Leverentz

Der bewegende Auftakt: das SAIL-In

Ganz offiziell beginnt die SAIL ja immer erst mit dem Grußwort des Bundespräsidenten am Nachmittag des ersten Tages, dem Mittwoch. Joachim Gauck hatte an der ehrenvollen Aufgabe sichtbar große Freude und zündete der Körpersprache nach auch den obligatorischen Böllerschuss ganz gern. Doch den ersten Höhepunkt markierte schon am Mittag das Kommen der Großsegler. Wie bei der letzten SAIL hatten sich die Organisatoren für ein „Sail-In“ entschieden – rund 200 Schiffe aller Größen beteiligten sich diesmal an der Einlauf-Parade. Ein wirklich schönes Bild! Viele kamen unter Segeln von der Nordsee in die Außenweser, holten zum besseren Manövrieren auf dem Fluss aber das Segeltuch ein und cruisten dann per Motor weiter. Die vielen Tausend Besucher hatten ihre Freude an dem Vorbeifahren der „Königinnen der Meere“ und ihrer kleineren Begleiter, zumal das Wetter super mitspielte. Auch das Einlaufen in den Hafen war eine prächtige Show.

Auf dem Weserdeich ist beim SAIL-In jeder Fleck besetzt. (c) Dörte Behrmann

Die „Königinnen“ halten Hof: Open Ship

So eingestimmt ging es an die Hafenbecken der Innenstadt. Dort lagen sie dann, die „Alexander von Humboldt II“, das Flaggschiff der Parade. Die „Krusenstern“, ein Ausbildungssegler aus Russland, die „Statsraad Lehmkuhl“ aus Norwegen. Mit einer Reise rund um den Erdball hatte die „Young Endevaour“ aus Australien den weitesten Anfahrtsweg. Sie war das erste Mal zu bestaunen, während das polnische Ausbildungsschiff „Dar Mlodziezy“ regelmäßig in Bremerhaven zu Gast ist. Ich könnte jetzt noch eine Menge mehr Namen aufzählen, doch schaut euch doch einfach auf der Website der „Sail Bremerhaven 2015“ um, um mehr zu den rund 270 Schiffen aus 20 Nationen zu erfahren.

Diese Schönheit konnte man das erste Mal bei der SAIL bewundern: Galionsfigur der „Etoile de Roy“ aus Frankreich. (c) Dörte Behrmann

Doch gucken ist das eine – anfassen das andere. Täglich konnte man die Schiffsplanken „entern“, sich auf oder unter Deck in den Gemeinschaftsräumen oder Steuerständen umschauen. Großartig! Wie klein dann selbst die 113 Meter lange „Esmeralda“ aus Chile ist … Und es war eine große Freude mit den Crewmitgliedern ins Gespräch zu gehen. Diese Nähe zu Schiff und Besatzung macht ja den Reiz der „SAIL“ aus.

Neben „Open Ship“ gab es an den fünf Tagen ein wirklich buntes Treiben auf der Weser, bei dem man dabei sein konnte. Der Weserdeich war eigentlich immer reichlich bevölkert. Wir werden ja schon unterm Jahr mit dem Anblick vielfältigster „Pötte“ beschenkt, aber während der „SAIL“ kommen dann noch die vielen kleinen und großen Segler dazu.

Typische SAIL-Begegnung. Zu Ehren der Traditionssegler sind auch die Kreuzfahrtschiffe geschmückt. (c) Dörte Behrmann

„Einmal um die ganze Welt …“ : Törns

Und auch hier gilt: Anschauen macht Spaß, mitmachen macht glücklich. Rund 8800 Törns wurden verkauft, das sind so viele wie noch nie. Mein Segelerleben fand Freitagabend statt und es war ein herrliches Vergnügen, beim Hissen der Segel zu helfen (die dann leider wieder eingezogen wurden), die leichte Brise auf dem Wasser zu spüren, mit den anderen Gästen einfach nur der Sonne beim Untergehen zuzusehen. Gut, dass es dieses Angebot auch unterm Jahr gibt.

Törns in den Sonnenuntergang erfreuten sich besonderer Beliebtheit. (c) Dörte Behrmann

Land unter den Füßen beim großen Seglerumzug

Zu einer Begegnung von Seemännern und „Landratten“ lädt traditionell auch der „Segler-Umzug“ am Freitag in der Fußgängerzone ein. 2916 Crewmitglieder von 270 Schiffen aus aller Welt, Blaskapellen und Marching-Bands sowie die vielen Tausend Zuschauer überboten sich mit Fröhlichkeit. Ein herrliches Erlebnis. Rund eine Stunde dauerte es, bis die prachtvoll aufgetakelten oder originell gewandeten Besatzungen an mir vorbeizogen, ein Fotomotiv jagte das nächste.

Schmucke Jungs und Deerns in ihrer Ausgeh-Uniform. (c) Dörte Behrmann
Die Besatzung der „Alexander von Humboldt II“ hatte sich für seine Fans etwas Witziges ausgedacht. Das Schiff hat seinen Heimathafen in Bremerhaven. (c) Dörte Behrmann

Buntes Programm für Groß und Klein

Neben der Einlaufparade, Open-Ship und dem Seglerumzug waren die fünf Tage vollgepackt mit einem bunten Programm. Flaggenparade, Schlepperballett, Übungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, Ballonfahrten und ein Mittelaltermarkt sind nur einige Programmpunkte auf dem Wasser und an Land, die viel Publikum anzogen.

Verkaufs-Buden und gastronomischen Stände machten aus den kilometerlangen Hafenkajen einen bunten Markt mit einem reichhaltigen Angebot. „Rummel“ war es dennoch nicht, einzig ein Riesenrad gleich hinterm Deich schuf ein wenig Jahrmarktatmosphäre. Wer mitfuhr, dem bot sich von oben ein sagenhafter Blick auf die Weser und den Alten Hafen sowie Neuen Hafen.

Kunstaktion am Weserstrand. (c) Dörte Behrmann

Jeder Abend zauberten die „Weserlichter“ – ein kleines Feuerwerk, von Laserstrahlen untermalt – bunte Akzente in den Himmel, nur getoppt durch das große Höhenfeuerwerk am Samstagabend. Die Raketen wurden von zwei Pontons abgefeuert. Wie ich später las, stecken über 1200 Kilogramm Schwarzpulver in dem Feuerwerk. Von den untermalenden Musicalklängen habe ich allerdings wegen des Geböllers nur wenig mitbekommen

Immer ein Liedchen auf den Lippen: das Musikprogramm

Nicht nur das bunte Treiben an Land oder auf dem Wasser, auch das Angebot auf den Bühnen der „SAIL“ war abwechslungsreich und bot für jeden Geschmack etwas. So kamen die Fans des maritimen Rock mit „Santiano“ ebenso auf ihre Kosten, wie Soulliebhaber mit Lou Mega oder Liebhaber der Shantykultur mit dem Musikreigen „Melodien der Meere“, das über die Bühnen schwappte.

1001 Variationen von Shantys – echten Seemansliedern – zauberten auf der SAIL die passende Atmosphäre. (c) Dörte Behrmann

Insgesamt konnte man ohne Mühe bis spät in die Nacht von einer Bühne zur anderen unterwegs sein. Mir hat besonders die Band „Afterburner“ gefallen, deren eigenwillige Coverversionen unentwegt zum Tanzen einlud.

Verpasst? Die nächste Gelegenheit

Wer sich auch an den Schönheiten der Meere sattsehen möchte, der ist herzlich zum Mai 2016 nach Bremerhaven eingeladen – Ende Mai steuern wieder zahlreiche Großsegler die Seestadt an. Als fester Besuchstermin sollte unbedingt der 12. bis 16. August 2020 in den Kalender eingetragen werden – dann ist die zehnte „SAIL Bremerhaven“.

Die Besatzung der kolumbianischen „Gloria“ bot zum Abschied ein besonderes Zeremoniell. (c) Dörte Behrmann

Hier könnt ihr euch weiter informieren:
Die Website der SAIL Bremerhaven 2015 mit vielen Infos zu den SchiffenDie Sail aus der Vogelperspektive
Facebookseite der SAIL Bremerhaven
Viele schöne Bilder zur SAIL Bremerhaven 2015

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