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473 Jahre Gifhorner Schlosskapelle

Blick in die Gifhorner Schlosskapelle auf den Altar

Die Gifhorner Schlosskapelle mit dem Altar

Zwei historische Ereignisse vor rund 500 Jahren haben den Lauf der Weltgeschichte geprägt und sind auch heute noch in Form der Gifhorner Schlosskapelle spür- und vor allem sichtbar: Die Veröffentlichung von Luthers 95 Thesen im Jahr 1517 und der Reichstag in Speyer 1529.

Der zweitälteste protestantische Sakralbau Deutschlands

Herzog Franz von Braunschweig-Lüneburg gehörte zu den Reichsfürsten, die gegen die Beschlüsse des Speyrer Reichstags protestierten und damit zu den Namensgebern einer neuen christlichen Glaubensrichtung – dem Protestantismus.

Von 1539 bis 1549 residierte Herzog Franz in Gifhorn und erweiterte den schon 1525 begonnenen Bau des Schlosses um eine Schlosskapelle. Die Gifhorner Schlosskapelle, 1547 fertiggestellt, ist somit der zweitälteste protestantische Sakralbau in Deutschland und der älteste in Norddeutschland.

„Seht her, ich bin Protestant“

Durch ihr Alter von fast 500 Jahren hat die Kapelle eine kirchenhistorische Bedeutung. Aber auch architekturgeschichtlich ist sie wertvoll, denn für den protestantischen Bau wurden Elemente aus Gotik und Renaissance verwendet. Von außen ist die Kapelle deutlich als solche zu erkennen, obwohl sie direkt dem Wohnbereich angegliedert wurde. Herzog Franz wollte also weithin sichtbar zeigen: Ich bin Protestant.

Innenhof des Gifhorner Schlosses mit Kapelle

Renovierung der Schlosskapelle

Um Näheres über die Historie der Kapelle zu erfahren, treffe ich mich mit Birthe Lehnberg, Leiterin des Historischen Museums im Schloss. Um in die Kapelle zu gelangen, gehen wir steinerne Treppenstufen hinauf und dann durch eine schwere Holztür hinein. Schon der Aufgang und die massive Tür vermitteln ein Gefühl von Ehrfurcht, das man oft spürt, wenn man in Kirchen oder alte Gebäude gelangt. Das Innere der Kapelle leuchtet nicht und protzt nicht. Kein Gold, kein Prunk, viel Stein, dennoch feierlich. Die hohen, oben geschwungenen Glasfenster lassen Licht hinein, an der Decke gleichmäßige Gewölberippen. 2008 wurde die Schlosskapelle aufwändig restauriert, um dem ursprünglichen Zustand so nahe wie möglich zu kommen.

Der ungläubige Thomas

Einen prunkvollen Altar gibt es nicht. Das spätmittelalterliche Original wurde 1862 an das Niedersächsische Landesmuseum in Hannover abgegeben, wo es heute noch zu sehen ist. 1983 wurde ein Wettbewerb initiiert, um den Altarbereich neu zu gestalten. Seitdem hängt dort das beeindruckende Gemälde „Der ungläubige Thomas“ des bekannten Berliner Malers Johannes Grützke.

Das Altarbild „Der ungläubige Thomas“ von Johannes Grützke

Grablege für Franz und Klara

Vor dem Bau erklärte Herzog Franz die Schlosskapelle als Grablege für sich und seine Frau Klara. Links und rechts des Altars, auf Höhe der ersten Empore, sind zwei Segmentbögen angebracht. Darauf ruhen die Sarkophage von Franz und Klara. Franz wurde in der Kapelle beigesetzt, Klaras Sarkophag ist leer. Die Herzogin starb viele Jahre nach ihrem Mann, als sie sich auf dem Weg zu ihrer Tochter nach Barth befand, dort ist sie auch begraben.

Sehr besonders an den Sarkophagen ist, so erklärt mir Birthe Lehnberg, dass sie in der Höhe angebracht wurden. Üblich war es, die Gebeine beispielsweise in einer Kirchengruft niederzulegen. Auf den Sarkophagen aufgesetzt und aus edlem Lindenholz geschnitzt, knien Herzog Franz und Herzogin Klara in Lebensgröße.

Die Ständeordnung

Die bauliche Aufteilung der Kapelle für den Gottesdienst erfolgte streng nach Ständeordnung. Unten saß die Gemeinde, die Kanzel war etwas höher angebracht. Über der Kanzel – und damit über der Geistlichkeit – hatte Herzog Franz eine Empore für sich. Diese konnte er direkt aus seinen Wohngemächern erreichen, so dass er nicht durch den Bereich für die Kirchengemeinde gehen musste. Nur zum Abendmahl kam er herunter, über eine Treppe, die direkt von seiner Empore hinunterführte.

Herzogin Klara hatte eine weitere Empore für sich, über der ihres Mannes. Sie war somit weit weg von der Geistlichkeit und ihrem Mann und hatte keinen Zugang zum Altarbereich.

Die Gifhorner Schlosskapelle heute

Die Gifhorner Schlosskapelle wird heute viel und gut genutzt. Sie ist Teil des Historischen Museums im Schloss, auf den Emporen gibt es Ausstellungsflächen. Der untere Bereich wird für Hochzeiten, Taufen, Vorträge, Lesungen und Konzerte genutzt. An jedem letzten Samstag im Monat findet hier eine Monatsschlussandacht statt.

Öffnungszeiten Historisches Museum Schloss Gifhorn mit Schlosskapelle:
Dienstag und Mittwoch: 11 – 13 Uhr, Donnerstag und Freitag 14 – 17 Uhr, Samstags, Sonn- und Feiertage: 11 – 17 Uhr

Im Januar für den regulären Publikumsverkehr geschlossen.

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