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So isst Hildesheim – Eine kulinarische Zeitreise durch die Stadt

Ich liebe Städtereisen. Jede Stadt hat ihre eigene Geschichte, eine spezielle Kultur und viele spannende Sehenswürdigkeiten, die ihren ganz besonderen Charakter ausmachen. Ich muss jedoch zugeben, dass mich die verschiedenen Essgewohnheiten und kulinarischen Spezialitäten immer besonders interessieren. Um es ganz offen zu sagen, Liebe geht auch bei mir durch den Magen. Es steht also außer Frage: Eine kulinarische Stadtführung in unserem wundervollen Hildesheim lasse ich mir auf keinen Fall entgehen.

So isst Hildesheim – Eine kulinarische Zeitreise durch die Stadt

Die kulinarische Zeitreise ist ein abendlicher Stadtbummel, der die Verkostung Hildesheimer Köstlichkeiten mit einer historischen Reise durch das Leben in der alten Domstadt verknüpft. Die Guides sind dafür passend gewandet und erzählen ihrer Zeit entsprechend von spannenden Anekdoten und Legenden. Diese laden zum Träumen und Staunen ein. Begleite mich dabei, wie ich über den Tellerrand schaue und die Stadt Hildesheim von einer ganz besonderen und genussvollen Seite noch besser kennenlerne.

Von Röcken und vergifteten Getränken…

Beim Betreten der Tourist-Information Hildesheim, wo die kulinarische Zeitreise startet, wird man sofort von der Stadtführerin auf eine charmante aber auch etwas direkte Art willkommen geheißen. Ihr Name ist „Frau Kommerzienrat“, eine vermögende Dame des späten 19. Jahrhunderts. Sie ist in einem wunderschönen Kleid und einem passenden Hut gekleidet und lässt schnell Ihre Verwunderung über unsere Kleidungssitten laut werden. Die schönen Röcke wurden im Laufe der Jahre durch Jeanshosen ersetzt. Das hindert sie jedoch nicht daran, uns mitzunehmen, auf eine Reise durch das Hildesheim ihrer Zeit.

©Hildesheim Marketing GmbH, Foto: Kiesel

Mit im Gepäck: die schönsten Geschichten und köstlichsten Leckereien. Die erste Gaumenfreude ist der Rosensecco, natürlich passend zu einer Führung durch die Stadt der Rosen. Der feinperlige Rosé mit Beerenaroma ist ein erfrischender Genuss zu Anfang, aber nicht nur das. Frau Kommerzienrat hat sofort eine Story für uns parat. Wisst ihr warum man Gläser klirren lässt? Beim Anstoßen der Gläser schwappt die eine Flüssigkeit in die andere, womit man im Mittelalter sicherging, dass man nicht vom Gegenüber vergiftet wird.

Speisen unter historischen Giebeln

Die nächste Station ist das Knochenhauer-Amtshaus. Das wunderschöne Fachwerkhaus auf dem Marktplatz ist eine genaue Nachbildung des Gebäudes, welches 1529 an der gleichen Stelle gebaut wurde. Es bezaubert nicht nur mit den zahlreichen Schnitzereien an der Fassade, sondern auch mit den imposanten Innenräumen. In denen erkennt man einige der 7500 Holznägel, mit denen die Balken zusammengehalten werden. Genau dort, im Restaurant KA7, sitzen wir als nächstes und lauschen gespannt den Erzählungen von Krieg und Zerstörungen, aber auch von neuen Hoffnungen, Wiederaufbau und den Aberglauben rund ums Essen, während wir eine köstliche Senfsuppe mit frischem Brot genießen.

Das Leben ist zu kurz um auf guten Wein zu verzichten

Wir sind kaum bei der der nächsten Station angekommen, als uns Tobias Oberwandling von „Cooks & Wines“, mit seinem schauspielerischen Talent in den Bann zieht. Er entführt uns in längst vergangene Zeiten. Die Vinothek präsentiert liebevoll sorgfältig ausgewählte Weine aus verschiedenen Anbaugebieten. Natürlich bekommen wir aber nicht nur spannende Infos und lustige Anekdoten serviert, sondern auch die Geschmacksprobe eines Bordeaux Clairet. Der Wein ist ein richtiger Hochgenuss und schnell ist klar: Das war wohl nicht mein letzter Besuch im Cooks & Wines.

Eine Kapelle für den Bürgermeister

Mit einem Lachen auf den Lippen und gutem Wein im Magen, machen wir uns auf zur nächsten Station unserer kulinarischen Zeitreise. Unweit des Platzes an der Lilie befindet sich das Hotel Bürgermeisterkapelle aus dem Jahr 1562, welches das einzige Bauwerk im Stadtzentrum von Hildesheim ist, welches die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges überstanden hat. Woher der Name kommt, sollen wir bald erfahren. Gespannt betreten wir die zugehörige Weinkostbar und nehmen in einem dunklen, imposanten Raum, der Bürgermeisterkapelle, Platz. Sofort bin ich begeistert von den gewölbten Decken, der dekorativen Bemalung und dem goldenen Kronleuchter.

Während uns an den großen Tafeln eine Speise, wahlweise mit Lachs oder Käse, serviert wird, erzählt Herr Schärling, der jetzige Pächter, uns von der Geschichte der Kapelle. Diese ließ sich der damalige Bürgermeister Jost Brandes für sich errichten. In den letzten Jahrzehnten wurde sie mehrmals aufwendig durch die Besitzerfamilie restauriert und die ursprünglichen Farben durch den Abgleich mit alten Farbfotografien wieder hergestellt. Ich finde es sehr inspirierend, wenn Menschen für Ihren Besitz brennen und die Schönheit in Verborgenem finden und wieder aufleben lassen.

So isst Hildesheim – Weiter geht es auf unserer kulinarischen Zeitreise durch die Stadt.

Lecker – Glokal – Einfach

Unser letzter Halt ist die Neustadt Hildesheims. Auf dem Weg dorthin probieren wir den Hildesheimer Rumtreiber. Ein Rum, der sich an die Geschichte des Hildesheimer Seefahrers Didrik Pining anlehnt. Mit aufgewärmten Magen erreichen wir das Café „myKoffje“. Liebevoll ist ein Tisch mit Leckereien vor dem Eingang platziert und wir werden herzlich und mit einem großen Lächeln begrüßt. In dem Café werden Regionalität und Nachhaltigkeit großgeschrieben.

Vor drei Jahren eröffneten Sara und Swen Giebel die Lokalität, wobei sie sogar der Pandemie trotzten. Für mich erscheint das nicht verwunderlich, denn ihre Köstlichkeiten sind nicht mehr aus Hildesheim wegzudenken. Das beweisen auch die Spezialitäten, die sie für uns angerichtet haben. Es gibt eine Suppe mit Linsen und Süßkartoffeln, die ab jetzt zu meinen Lieblingsgerichten zählt, danach ein Kuchengebäck mit Anis. Der Abschluss krönt ein Kaffee, der vom DREIELF Rösthandwerk Hildesheim, kommt.

Eine kulinarische Zeitreise durch die Stadt geht zu Ende…

Was für ein Abend! Nach der kleinen Verabschiedung vor dem Café brauche ich noch eine ganze Weile, um alles zu verarbeiten. Nicht nur, dass mein Magen mit zahlreichen Leckereien gefüllt ist, und die untergehende Sonne besonders schön durch die Fachwerkhäuser strahlt.

Ich bin auch noch völlig überwältigt davon, mit wie viel Leidenschaft in Hildesheim gekocht, gebacken und verkostet wird. Hildesheim ist so viel mehr als nur eine Stadt mit beeindruckenden Sehenswürdigkeiten. Hinter all den Attraktionen und Angeboten wie „So isst Hildesheim – Eine kulinarische Zeitreise durch die Stadt“ stehen Menschen, die ihrem Job mit Herzblut nachgehen. „Hildesheim muss erobert werden“, wie unsere Stadtführerin Frau Kiesel so treffend beschreibt. Heute hat die Stadt aber eher mein Herz für Kulinarik erobert.

Das beweist wieder einmal: Ein Blick über den Tellerrand ist wärmstens zu empfehlen!

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