Mit Magenknurren in Stade anreisen ist möglich, die Abreise findet jedoch höchstwahrscheinlich mit gut gefülltem Magen statt. Das kulinarische Stade hat viele Schmankerl zu bieten. Die Auswahl geht dabei von traditionell bis hip. Die kulinarische Reise durch Stade führt mich zurück in die Hansezeit, entlang langer Traditionen bis hin zu brandaktuellen und sehr modernen Kreationen – Bio und regional darf natürlich auch nicht fehlen. Ich bin schon unglaublich gespannt, was mich unterwegs wohl erwarten wird.
Nun aber mal Butter bei die Fische – was gab’s eigentlich zur Hansezeit auf den Tisch?
Das ist wohl die meistgestellte Frage bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der kulinarischen Hanseführung „Butter bei die Fische“. Schon der Einstieg hat mich direkt überzeugt: Wer kann saftigem Butterkuchen schon widerstehen? Butter spielte nämlich eine entscheidende Rolle in der Hansezeit.
Auf See ging es mitunter wohl sehr rau zu, sodass Keramik, Porzellan und fragile Frachtstücke schnell mal zu Bruch gehen konnten. Die Lösung? Butter! In die Fässer wurde flüssige Butter zu den Kostbarkeiten gegossen, diese wurde fest und das Porzellan sicher für die Reise verpackt. Bei der Ankunft, war also nichts mehr beschädigt, sondern alles im wahrsten Sinne „in Butter“.
Genauso spannend und lehrreich geht der Spaziergang durch die Hansestadt weiter. Nach zwei Stunden war der Magen voll mit leckeren Schmankerln, die alle eine Bedeutung in der Hansezeit hatten, und auch mein Wissenshunger wurde gestillt.
Seefahrer-Schmaus für Landratten
Wenn der Stader Fischmarkt zum Speisesaal wird, ist wieder Zeit fürs Stader Hansemahl. Was mich hier erwartet, hat seinen Ursprung schon weit vor meiner Zeit. Wir springen zurück in die Hansezeit, denn dort hat die Tradition ihren Anfang.
Als bekanntes Matrosen-Gericht zu Hansezeiten wurde Labskaus serviert und auch beim Hansemahl wird der deftige Eintopf verköstigt. Nach traditionellem Rezept wird Labskaus auf einer Grundlage aus Kartoffeln und Roter Bete mit durchgedrehtem Pökelfleisch und Hering hergestellt. Der zugegebenermaßen nicht ganz schmackhaft klingende Name stammt vom englischen „lobs-cou(r)se“, was in etwa bedeutet: „Speise für derbe Männer“.
Das Hansemahl in Stade ist aber nicht nur für „derbe Männer“, sondern eine Veranstaltung für jedermann. Ausgerichtet wird das Hansemahl von den traditionellen Stader Brüderschaften.
Bio? – Na klar
Wer Produkte in Bio-Qualität kaufen möchte, auf Regionalität achtet und auch Lieblingsstücke aus zweiter Hand liebt muss in Stade nicht lange suchen. Zweimal wöchentlich mittwochs und samstags lockt der Stader Wochenmarkt am Pferdemarkt mit regionalen und saisonalen Spezialitäten in Bio-Qualität. Einfach mal schlendern, Probierhäppchen genießen und Inspirationen fürs Mittagessen sammeln, ist hier meine Lieblingsbeschäftigung. Ohne volle Einkaufsbeutel geht es einfach nie nach Hause.
Meine Lieblingsadresse für eine nachhaltige Einkehr ist das Lädchen in Stade. Hier liebe ich einfach die Gemütlichkeit und die Herzlichkeit. Das Lädchen ist ein Teil der Stiftung Die Brücke und wird mit genau soviel Liebe betreut, wie die Besucher der Stiftung selbst. Der Duft von hausgemachten Torten liegt in der Luft. Praktischerweise kann man den Café-Besuch direkt mit einer kleinen Schatzsuche verbinden und durch die Regale stöbern. Schätze aus zweiter Hand warten hier nur darauf, von mir entdeckt zu werden.
Kuchen essen für den guten Zweck? Da sag ich nicht nein…
Wie kann Torte eine Sünde sein, wenn sie doch für den guten Zweck gegessen wird? Das sehe ich genauso und befördere genießerisch eine Gabel Stader Torte in den Mund. Denn diese Torte ist was Besonderes: Sie verbindet Tradition mit regionalen Produkten und dem guten Zweck.
Die Stader Torte ist eine Zusammenarbeit des Goebencafé, einem Traditionscafé am histotischen Fischmarkt, und der Brücke – Hilfe und Halt Stade e. V.. Die Brücke Stiftung ist ein Ort der Begegnung für Menschen mit psychischen Problemen oder Erkrankungen. Wer Hilfe benötigt, findet hier Halt, Verständnis und Unterstützung beim Meistern der Hürden im Alltag.
Jedes Stück Stader Stadttorte kommt der Stiftung in Form einer Spende zugute. 10 ct des Stückpreises spendet der Kunde und für jedes verkaufte Stück legt das Café im Goebenhaus noch zusätzliche 10 ct dazu. Und da kommt so einiges zusammen. Jeden Morgen wird in der Backstube eine Stader Torte gebacken und jeden Abend ist sie restlos verkauft.
Das liegt sicher auch daran, dass sie so unglaublich lecker schmeckt. Die Stader Torte ist eine Eigenkreation der Café-Inhaberin, die mit ganz viel Liebe und regionalen Zutaten hausgemacht wird. Das Zusammenspiel aus dem saftigen Kartoffelboden, der Äpfel aus der Region, Apfelweinkompott, Calvados, Marzipan und natürlich Sahne lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Hip und modern: Craft Beer am Hafen
Kaum ist die Stader Torte verdaut, darf ich mich auf das nächste kulinarische Highlight freuen. Das Stader Craft Beer & Gourmet Festival findet immer am ersten Maiwochenende vor der maritimen Kulisse statt. Herrlich ist der Blick, den man erhaschen kann, wenn man sich dem Stadthafen nähert. Der Stadthafen mit seiner modernen Hafencity bildet den perfekten Fotohintergrund. Auf dem großen Parkplatz reihen sich hippe Foodtrucks aneinander, Sitzgelegenheiten mit Blick aufs Wasser laden zum Verweilen ein. Majestätisch liegt das Museumsschiff Greundiek an der Hafenkante.
Für besondere Genussmomente vereint das Craft Beer & Gourmet Festival ein modernes Craft Beer- und Foodtruck-Event mit Elementen klassischer Gourmet-Feste. Es sind sowohl Craft Beer-Brauer als auch Foodtrucks vor Ort, die hochwertige Speisen anbieten. Wer die Liebe zu Hopfen nicht teilt, darf sich über exzellente Weine freuen. Mit von der Partie sind Stader Gastronomen, die ihr Können unter Beweis stellen. Denn neben moderne Neuheiten und interessanten Speisekombinationen steht die Regionalität im Vordergrund.
Neugierig geworden? Meine Kollegin Janina nimmt euch in Ihrem Beitrag mit zu den Anfängen des Stader Craft Beer & Gourmet Festivals.
Noch immer nicht satt? In der Stader Innenstadt gibt es eine große Auswahl an Restaurants und Cafés, die abwechslungsreicher kaum sein könnten. Gemütliche Sonnenterrassen direkt am Wasser laden zum Verweilen, Schlemmen und Genießen ein. Nicht umsonst wird der Fischmarkt auch liebevoll als Stades Wohnzimmer bezeichnet.