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Bockbier aus Einbeck

Heute möchten wir euch ein wenig die starkbierige Seite Einbecks vorstellen. Neben dem Fachwerk, der Erlebnisausstellung im PS.SPEICHER und seinen vier Sammlungen zählt das Einbecker Bier nämlich zu den Highlights unserer Stadt! Also begleitet Vanessa und mich auf unserer kleinen Entdeckungstour durch die Welt des Bockbiers vom Einbecker Brauhaus, auf der wir euch auch ein wenig aus der langen Braugeschichte Einbecks erzählen möchten.

Der beste Trank, den einer kennt, wird Ainpöckisch Bier genennt.

Martin Luther

Diese Worte sprach wohl einst Reformator Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms im Jahr 1521. Erich I., seines Zeichens Herzog von Braunschweig-Lüneburg, soll ihm nämlich ein Bier aus Einbeck zur Stärkung vor seiner Stellungnahme vor dem Kaiser Karl V. gereicht haben.

StreetArt zu Ehren Herzog Erichs in Einbeck, ©YoungArt Einbeck

Bockbier

Doch zunächst fragen wir uns natürlich, was hat es den so mit dem Bockbier auf sich? Die Antwort darauf ist eigentlich recht simpel: Bockbier zählt zu den Starkbieren und sollte mindestens eine Stammwürze von 16 °P (Grad Plato) haben. Vanessa erklärte mir, dass dieser Wert jedoch nichts mit dem Alkoholgehalt zu tun hat. Man sagt, ganz grob, dass ungefähr 1/3 der Stammwürze den Alkoholgehalt beziffert. Die Stammwürze gibt, noch vor dem Prozess des Gärens, Auskunft über den Nährstoffgehalt von Bieren. Das bedeutet für uns Laien: Stammwürze gleich Anteil aus Malz und Hopfen im Brauwasser, bevor die Hefe zum Gären hinzugegeben wird. Fun fact: Die Biersteuer errechnet sich übrigens ebenso über die Stammwürze und nicht über den Alkoholgehalt!

Original Einbecker Bierflasche ©Einbecker Brauhaus AG

Bock aus Einbeck

Warum jetzt eigentlich Bockbier und Einbeck? Unsere Stadt und das Bier, das gehört seit Jahrhunderten eng zusammen. Über 700 – siebenhundert! – Jahre sind es mittlerweile schon. Nicht umsonst ist unsere Heimat als Wiege und Ursprung des Bockbiers bekannt. Bis heute hat die Brauerei des Einbecker Bieres ihre Produktions- und Wirkungsstätte hier in unserem schönen Städtchen.

Bereits im 13. Jahrhundert begannen die Einbecker ihr Bier zu brauen, jedoch zunächst ausschließlich für den eigenen Bedarf und den innerstädtischen Handel. Erst im sich anschließenden Jahrhundert begann der überregionale Verkauf. Um eine gleichbleibende Qualität garantieren zu können, wurde auf Anordnung des Stadtrats und ratsfähiger Gilden das Brauen ausschließlich Vollbürgern Einbecks gestattet, das Braurecht an deren Häuser gekoppelt und die Anzahl an Häusern mit Braurecht festgelegt. Die Stadt beschäftigte außerdem eigene Braumeister. Diese zogen angeblich mit ihren Braupfannen aus Kupfer dorthin, wo als nächstes gebraut werden sollte. Dies soll nämlich keinesfalls Zufall gewesen sein! Die Reihenfolge wurde wohl jedes Jahr im Mai, nach dem Ende der Brausaison (September bis April), auf dem Einbecker Marktplatz ausgelost.

Einer der ältesten Belege für den Export von Einbecker Bier ist eine Rechnung vom 28. April 1378. Sie belegt den Verkauf von zwei Tonnen feinstem Einbecker Gebräu nach Celle. Über 100 Kilometer liegen zwischen den Städten und da es damals noch keine Social-Media-Plattformen gab, nehmen wir an, dass das Einbecker Bier bereits vor der ausgestellten Rechnung bekannt und beliebt gewesen sein muss.

Historisches Fundstück aus der Einbecker Brauerei: Die Celler Rechnung von 1378

Das Einbecker Bier wurde mehr und mehr zum Exportschlager. Doch warum? Bereits im Verlauf des 13. Jahrhunderts gelang es den Einbeckern, dass das Bier stärker eingebraut wurde, so einen höheren Alkoholgehalt besaß und wesentlich länger haltbarer war – ganz famos für die seit 1368 frischgebackene Hansestadt. Das Einbecker Bier konnte nun über weite Strecken transportiert werden. Nachweisbar ist der Export nicht nur in Städte wie Celle, Braunschweig oder Hamburg, sondern auch nach Stockholm und Uppsala, nach Tallinn und Riga, nach Innsbruck, Amsterdam und Antwerpen.

Picheln dank Pichler?

Die Fässer mit dem Einbecker Qualitätsbier gelangten ebenfalls nach München. Mit der Zeit verlor man in Bayern jedoch die Lust, dass Einbecker Bier für teures Geld importieren zu lassen und entschloss sich, das Bier selbst zu brauen. Gesagt, getan, ein Braumeister musste her, am besten aus der Heimat der guten Biere. Schlussendlich konnte ein Einbecker Braumeister verpflichtet werden. Bereits kurz danach konnte er ein Bier nach „Ainpöckischer Art“ brauen und ein Import aus Einbeck war nun nicht mehr notwendig. Dass es sich bei dem Einbecker Braumeister um einen gewissen „Elias Pichler“ gehandelt haben soll, ist aber vermutlich mehr Märchen, als tatsächliche historische Begebenheit. Aber abwarten und Bier picheln, vielleicht findet sich ja doch irgendwann ein Beleg für einen Herren dieses Namens.

Dank des bayrischen Dialekts kam es wohl auch zum heutigen Namen, der weltweit bekannt ist. Aus „Ainpöckisch Bier“ wurde „Oanpock“ und letzten Endes „Bockbier“.

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Geschichte des Bockbiernamens, ©Einbecker Brauhaus AG

Nach einem ersten Einblick in die historischen Begebenheiten, aber nun ein Spurt zur Praxis. Wir schauen uns nun einmal die einzelnen Einbecker Bockbiere etwas genauer an. Insgesamt wartet die Brauerei mit fünf verschiedenen Bockbieren im Standardsortiment auf: Ainpöckisch Bier bzw. Einbecker Ainpöckisch 1378, Einbecker Ur-Bock Hell, Einbecker Ur-Bock Dunkel und zwei saisonale Sorten mit dem Einbecker Winter-Bock sowie dem Einbecker Mai-Ur-Bock. Außerdem gibt es ab und zu einen Sondersud! So gab es 2022 ein Hanse-Bock und in 2023, anlässlich des Einbecker Bockbierjahres, bringt die Brauerei ein Weizen-Bock auf den Markt.

Ainpöckisch Bier

Beginnen wir mit dem Original, dem „Ainpöckisch“. Es hob sich in der Vergangenheit dank des intensiven Geschmacks und der längeren Haltbarkeit von anderen Konkurrenzprodukten ab und verlieh ihm ein Alleinstellungsmerkmal. Vanessa schwört darauf, während ich eher andere Favoriten habe… Da wir ja aber gerade so schön beim „originalen“ Einbecker sind, vielleicht hier noch ein kurzer Ausflug in den historischen Brauprozess. Auf einer Tour durch die Einbecker Altstadt entdeckt man nämlich immer wieder die Spuren der heimischen „Brauereibetriebe“, die wir anfänglich kurz erwähnten. Überall sieht man noch heute die großen, rundbogigen Toreinfahrten in den historischen Fachwerkhäusern. Durch sie wurde die Braupfanne in die einzelnen Häuser herein gefahren.

Bierbrauen in der Tiedexer Straße.

Angekommen im Haus wurde die Braupfanne mit mehreren Leuten vom Karren in die Braudiele gehievt. Dort auf einem Eisenrost über der Herdstelle platziert und es konnte munter gebraut werden. Die Zutaten für das Bier lagerten man jeweils direkt im Haus – ganz oben unter dem Dach. Durch kleine Belüftungsluken in den Dächern konnten Gerste, Hopfen und Weizen ganz vortrefflich gelagert werden. Diese Luken sind auch heute noch oftmals zu erkennen.

Für die Beschaffung der einzelnen Zutaten waren übrigens die jeweiligen Hausbesitzer:innen selbst verantwortlich. Die „Rezeptur“ hingegen wurde, zum Erhalt der Qualität, von offizieller Seite vorgegeben. So waren der Ablauf des Brauens und das Mengenverhältnis der Getreidesorte streng vom Rat der Stadt geregelt und vorgegeben.

Mai-Ur-Bock

Unseren nächsten Stopp machen wir im Frühling, wenn das leckere Mai-Ur-Bock ganz dem Namen nach in den Verkauf kommt. Ganz traditionell erfolgt der Auftakt der Einbecker Mai-Ur-Bock-Saison im April mit dem Anstich auf dem Hof-Fest der Brauerei! Eine Analogie zu unseren Münchner Freunden und dem weltbekannten Oktoberfest ist nicht so ganz von der Hand zu weisen, auch wenn die Dimensionen hier bei uns natürlich bei Weitem nicht so groß ausfallen.

Das Hof-fest in Einbeck läutet jedes Jahr die Mai-Bock-Saison ein, ©Einbecker Brauhaus AG

Das Hof-Fest findet in der Regel immer am letzten Wochenende des Aprils statt. Die Brauerei verwandelt sich dann für einen ganzen Tag in ein Festivalgelände. Dann werden Speis´, Trank und Livemusik geboten. Für jeden Bierfan und die, die es noch werden möchten ist das Einbecker Hof-Fest somit ein kleiner Pflichttermin!

Das Hof-Fest konnte 2020 leider nicht stattfinden und auch in diesem Jahr wird diese Festivität Einbeck in der letzten Aprilwoche nicht bereichern. Hier gibt´s aber dennoch einen kleinen Eindruck:

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Hof-Fest bei der Einbecker Braurei, ©Einbecker Brauhaus AG

Das leckere Mai-Ur-Bock ist leider nur im Frühjahr und Sommer erhältlich. Aber dafür umso idealer für die Grillsaison. Ein kleines Fässchen Mai-Ur-Bock versüßte uns mit seinem süffigen Geschmack schon so manche Grillrunde mit Steaks in Biermarinade, Grillkäse und eingelegtem Gemüse.

Einbecker Ur-Bock Hell

Bei unserer nächsten Station wird es „süßlich, malzig, würzig“. So beschreibt die Brauerei zumindest das Ur-Bock Hell. Erinnert in der Beschreibung ein wenig an den Einbecker Senf, oder?

Und genau wie beim Senf legt man in Einbeck beim Bier ebenso viel Wert auf Regionalität! Dementsprechend hat die Brauerei im März 2021 ein Projekt an den Start gebracht, um ihre Braugerste regional aus Südniedersachsen beziehen zu können. Von zehn verschiedenen Landwirt:innen aus der Region kommt die Gerste, um daraus pro Jahr ca. 35.000 Hektoliter Bier brauen zu können.

Einbecker Ur-Bock Dunkel

Ihr mögt es lieber dunkel und habt ein Faible für die Dämmerung? Kein Problem. Dann haben wir bei unserem nächsten Halt was Passendes.

Wie wäre es mit einer Abendführung durch unsere Bierstadt? Jeden ersten Freitag des Monats lautet das Motto: „Helles Bier und Dunkle Schatten“. Dort erfahrt ihr allerhand über die Bierhistorie der Stadt und kommt ebenso an Orte, die bei einer klassischen Einbecker Stadtführung nicht besucht werden. Und zum Abschluss kehrt die ganze Gruppe noch in eine urige Kneipe ein, hopfenhaltiges Getränk inklusive. Perfekte Gelegenheit, um sich zur Stärkung ein dunkles Ur-Bock mit Schokonote zu gönnen.

Winter-Bock

Die winterliche Weihnachtszeit wird in Einbeck jedes Jahr von einem besonderen Bock eingeläutet, dem Winterbock. Ganz besinnlich kommt es daher, mit rotem Etikett und rotem Kronkorken. Es besticht durch einen kräftigen Geschmack mit Aromen von gebrannter Mandel und Stachelbeere. Ein besinnlicher Gaumenschmaus! Bei jeder Weihnachtsfeier passt es perfekt zum Braten, zum Grünkohl oder zum herzhaften Käse vom Wochenmarkt!

Die Sache mit dem Hopfen…

„Da wird der Hund in der Pfanne verrückt“. Diesen Ausruf kennen sicherlich viele von euch. Er bezieht sich wohl auf eine alte Anekdote über Possenreißer Till Eulenspiegel und seine Zeit in Einbeck. Eulenspiegel, in jener Zeit angestellt bei einem Einbecker Braumeister, erhielt die Aufgabe, den Hopfen fürs Bierbrauen zu sieden. Nur leider hieß der Hund des Braumeisters „Hopf“… Die Entlassung folgte natürlich auf dem Fuße und die deutsche Sprache war um ein Sprichwort reicher.

Einbecker Braumeister mit seinem Hund „Hopf“, ©YoungArt Einbeck.

Stippvisite in der Brauerei

Ein weiteres Highlight in Einbeck sind die Besichtigungen der Brauerei. Zwei an der Zahl gibt es bei uns. Zum einen die große Brauerei-Besichtigung unter der Woche, auf der ihr Allerlei über das Einbecker Bier sowie die Produktion erfahrt und zum Abschluss ein paar Bierchen mit Schnittchen im Ur-Bock-Keller zu euch nehmen könnt. Zum anderen die kürzere Sudhaus-Führung am Wochenende samt Verkostung von zwei Bieren. Wir haben beide Touren schon einmal mitgemacht. Mein Favorit ist die klassische Brauereiführung mit einem Blick auf die laufende Produktion und dem urigen Ur-Bock-Keller. Vanessa fand die Sudhaus-Führung etwas entspannter. Hier sieht man zwar die Produktion nicht live, sondern nur in einem Film, aber die Gruppe ist kleiner.

Ein Prosit zum Abschluss

Damit wären wir auch schon bei der Endstation unserer kleinen Spritztour durch die Biergeschichte Einbecks angelangt. Wir hoffen, ihr seid auf den Geschmack gekommen und werdet euch bei eurem nächsten Besuch an der einen oder anderen bockigen Kostprobe versuchen. Apropos nächster Besuch! Die Geschichte des Einbecker Bieres könnt ihr natürlich auch auf eigene Faust entdecken. Und zwar auf dem „Einbecker Bierpfad„. Hier lauft ihr ab dem Marktplatz von einem informativen Bierfass zum anderen, lernt bei einem Spaziergang ganz gemütlich etwas und seht vieles von der Stadt. Ob bei Tag oder Nacht, ob bei Sonnenschein oder Regen, der Pfad ist immer und jederzeit besuchbar!

Kommt gerne auf ein oder zwei hopfige Getränke bei uns vorbei, denn Einbeck bockt! Wir freuen uns schon auf euch!

In 2023 lohnt sich ein Besuch Einbecks für alle Bierenthusiasten ganz besonders, denn im Bockbierjahr gibt es allerdand zu erleben!

Alle weiteren Events des Bockbierjahres in Einbeck findet ihr immer aktuell auf der Seite der Brauerei. Noch ein kleines Schmankerl zum Abschluss: Wenn alles glatt geht, wird es einen Pop-Up-Biergarten in der Einbecker Altstadt geben!

Ein Prosit der Gemütlichkeit, ©Einbecker Brauhaus AG

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