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Auf den (digitalen) Spuren der ersten Bewohner Wilhelmshavens

Panorama des historischen Wilhelmshavens

Panorama des historischen Wilhelmshavens

Heute berichte ich euch einmal aus einer ganz anderen Perspektive. Normalerweise bieten wir euch hier auf dem Blog Erfahrungsberichte dazu, was man in den verschiedenen Städten denn Tolles erleben kann. Dieses Mal nehme ich euch mit in die Entstehungsgeschichte der neuen App Havenspuren, welche Wilhelmshavens Stadtgeschichte hautnah erfahrbar machen soll. Außerdem erzähle ich euch mehr dazu, wie die Idee entstand und wie ich persönlich in das Projekt involviert war.  

Wilhelmshaven ist ja eher für seine Lage am Weltnaturerbe Wattenmeer, den vielen maritimen Veranstaltungen und vielleicht noch dem Kulturzentrum Pumpwerk bekannt. Aber, dass die Stadt auch eine spannende Entwicklung und damit Geschichte vorweisen kann, hat sie für mich erstmals zum 150. Stadtgeburtstag 2019 bewiesen. Damals gab es einige Aktionen rund um die frühen Jahre des Hafenbaus, die Blütejahre zur Kaiserzeit, die Rolle bei der Novemberrevolution 1917 und auch den Aufstieg und Niedergang der Olympiawerke (um nur ein paar Meilensteine zu nennen). Unter anderem veranstaltete die Wilhelmshaven Touristik & Freizeit GmbH auch eine Schnitzeljagd zur Erkundung der Stadt und ihrer Geschichte. Im ganzen Trubel rund um den Stadtgeburtstag ging diese leider etwas unter und die Teilnehmerzahlen fielen eher klein aus.

Der Hafenbau in Wilhelmshaven. © Stadtarchiv Wilhelmshaven

Eine neue Idee entstand

Zu dem Zeitpunkt war ich Praktikantin in dem Unternehmen und persönlich mit Begeisterung in die Schnitzeljagd-Entwicklung eingebunden. Deswegen fand ich die geringe Resonanz sehr schade. Es ist doch eigentlich richtig cool, die Stadt mal auf eine ganz neue Weise erleben zu können. Findet ihr nicht auch? Gerade deswegen wollten wir die Idee unbedingt noch einmal aufgreifen. So sollte diese Schnitzeljagd Ideengeberin und damit auch Initiatorin für ein weiteres Projekt sein, das die Stadtgeschichte erlebbar macht.

Spannend sollte es sein, herausfordernd und trotzdem informativ. Wie ein Spiel, bei dem man etwas lernen kann und gleichzeitig unterhalten wird. Und was, wenn man dann auch noch Punkte sammeln und gegeneinander antreten könnte? Oder vielleicht Geister jagen? Mir fiel zum Beispiel ein, dass es da doch auch so schöne Schauergeschichten über die Hafenarbeiter gibt, die damals beim Bau des Hafens verunglückten. Ja, ich finde, Potential steckt nicht nur in der Geschichte der Stadt, sondern auch in diesem kleinen Ideenstrom. Und was bietet sich für eine solche Sache an? Eine App!

Ein Kooperationsprojekt wurde auf den Weg gebracht

Das erkannte nicht nur die Wilhelmshaven Touristik & Freizeit GmbH, sondern auch die T-Systems on site services GmbH und die Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth, die das Vorhaben unterstützen wollten. Im März 2020 fand sich dann eine Gruppe aus Studierenden, einem Dozenten und einem Auszubildenden der Jade Hochschule sowie einem Vertreter der T-Systems zusammen und begann mit der Projektplanung und schnell auch der Umsetzung eines Prototypen für unsere App zur Stadterkundung. Ihr Name: „Havenspuren“.

Die Hausfassaden in der Rheinstraße aus heutiger Sicht © Rainer Ganske

Ich hatte das Glück, in dem Projektteam dabei sein zu können, weil ich selbst an der Jade Hochschule studiere. Eine tolle Chance für mich, noch in der Studienzeit ein solches Projekt umzusetzen. Natürlich sollten die Studierenden sich auch ausprobieren und so wurde lange Zeit mit unterschiedlichen Ideen experimentiert. So entwickelten wir z. B. ein Modell in Augmented Reality, das es ermöglicht über den Blick durch das Smartphone eine alte Häuserfassade über die aktuelle zu legen, die man vor sich hat, und so einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Ziemlich cool, oder?

Wilhelmshavens Geschichte erzählt von unserer Figur Helene

Während die anderen sich also um die Technik kümmerten, recherchierte ich eifrig zur Entstehungsgeschichte der Stadt, um eine authentische Story rund um die vergangenen Gesichter Wilhelmshavens zu entwickeln. Ich war mit vollem Eifer dabei. Dabei unterstützten uns u. a. das Stadtarchiv, das Küstenmuseum und die Wilhelmshavener Stadtführerinnen und Stadtführer, die z. B. den Gang durch die Kaiserzeit anbieten. So entstand nach und nach die Geschichte von Helene Fink, einer fiktiven Figur, die es aber durchaus so in Wilhelmshaven gegeben haben könnte. Helene ist im Jahr 1864 gerade mit ihren Eltern neu in die Stadt gezogen … oder vielmehr auf eine Baustelle, denn zu diesem Zeitpunkt war Wilhelmshaven nicht viel mehr als ein paar einzelne Häuser und eine riesige Hafenbaustelle – und seinen Namen hatte es auch noch längst nicht. Kaum zu glauben, oder?

Hauptfigur Helene Fink ©Havenspuren_Jade Hochschule

Die Story – Worum geht’s?

Eines Abends macht Helene unfreiwillige Bekanntschaft mit zwei flüchtigen Arbeitern. Bei dem Zusammenstoß verliert einer der beiden seinen Arbeitsschein. Später erfährt sie, dass die beiden einen Diebstahl begangen haben sollen. Etwas daran erscheint ihr suspekt und sie will der Sache selbst auf den Grund gehen. Bald schon muss unsere Heldin jedoch feststellen, dass der Umgang mit den mürrischen Arbeitern, viel beschäftigten Beamten und anderen Bewohnern der Nordseestadt gar nicht so einfach ist.

Erzählt wird Helenes Geschichte in Form eines Hörspiels, das in Zusammenarbeit mit der Landesbühne Niedersachsen Nord entstand und dort von den Schauspielerinnen und Schauspielern eingesprochen wurde. Die einzelnen Episoden können dann entlang einer Route durch die Südstadt nach und nach freigestaltet werden, sodass sie auch nur genau an der Stelle angehört werden können, an der sich die Szenen abspielen. Dazu gibt es historische Bilder entlang der Route und fiktive Szenarien in Form von Zeichnungen, die als Trophäen an besonderen Stationen freigeschaltet werden können. Ich finde, dass die Geschichte dadurch richtig schön lebendig wird. Und Trophäen sammeln macht doch auch Spaß, oder? 😊

Die Geschichte geht noch weiter … mit eurer Unterstützung!

Nun soll Helenes Geschichte aber nicht die einzige Havenspur bleiben, die man entdecken kann. Mittlerweile ist die App öffentlich zugänglich im Google Play Store verfügbar und wartet auf neugierige Stadtentdecker, die sich auf ein erstes Abenteuer begeben wollen. Das Projekt steht auch nach eineinhalb Jahren noch ziemlich am Anfang und um die Funktionen und Features noch weiter auszubauen braucht das Entwicklerteam Unterstützer, die sich einer Testmission annehmen und Feedback senden. Das ist in Form eines Fragebogens oder per Mail über die App möglich. Mithilfe dieses Feedbacks kann dann in Zukunft die Navigation innerhalb der App verbessert werden und auch Vorschläge für weitere Funktionen und Touren sind willkommen.

Wenn ihr jetzt gespannt seid, wie es mit dem Projekt weitergeht oder die Entwickler in Form von Feedback unterstützen wollen, ladet euch einfach die App im Google Play Store herunter, testet die erste Route rund um Helene und schaut, was die nächsten Updates noch bringen. Ich würde mich freuen!

Link zur Havenspuren-App im Google Play Store: https://play.google.com/store/apps/details?id=de.jadehs.vcg Verfügbar ist die App derzeit allerdings nur für Android-Geräte.

Logo © Havenspuren_Jade Hochschule

Weitere tolle Touren

Neben der Havenspuren Entdeckertour gibt es auch weitere spannende Touren durch die Geschichte Wilhelmshavens. Unter Grenzenlos Aktiv finden sich unterschiedlichste Rundgänge, Fahrradtouren oder sogar Inline Skating Touren, die einfach auf das eigene Smartphone heruntergeladen werden können. Die ehrenamtlichen Stadtführer laden zum historischen Gang durch die Kaiserzeit ein oder man macht sich auf die Suche nach den Stelen, die den Marsch der Matrosen im Jahre 1918 nachbilden. Schaut doch mal vorbei!

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