„Ah. Sie sind das Internet?“, fragt der ältere Mann, der sich gerade mit zwei Handwerkern unterhält. „Ja.“, antworte ich nach einer kurzen Pause, „Ja, ich bin irgendwie das Internet.“
Meine Tour als Reiseblogger durch Niedersachsen hat mich nach Papenburg geführt, und ich bin verabredet mit Rudi Evers.
Nach unserer kurzen Vorstellung führt er mich ein paar Schritte weiter, zu einer Art Garage. Nicht viel deutet hier darauf hin, was ich gleich erleben darf, hier, etwas abseits des Stadtzentrums von Papenburg, an einer ruhigen, unscheinbaren Straße am Stadion.
„Kommen Sie rein!“
Rudis Rundfunk- und Maler-Museum
Es gibt einen guten Grund, weshalb Kenner in diese Stadt pilgern, die man meist nur als Heimat der berühmten Meyer-Werft kennt: Rudis Rundfunk- und Maler-Museum, ein gigantisches Werk entstanden aus der Sammel- und Bastelpassion von Rudi Evers.
Von den allerersten Anfängen der Grammofongeräte über ausgefeilte Plattenspielerschränke, von frühen Radioempfängern bis zu absoluten Designklassikern: Rudi erklärt mit viel Leidenschaft die Geschichte und Funktionsweisen der Geräte. Auch als einer, der nicht die größte Faszination für technische Geräte hat, kann ich mich der Begeisterung nicht entziehen. Dieses Museum ist ein echter Geheimtipp, und die Sammlung sollte in Papenburg einen viel prominenteren Ort bekommen!
Rudis Museum ist nicht die einzige Überraschung in diesem hübschen Städtchen.
Eingebettet in Wiesen und kleine Seen und Bäche
Zurück im Zentrum spaziere ich an einer großen Mühle vorbei, und sehe eine große, moderne Parkanlage. Einem Schild kann ich entnehmen, dass Papenburg Gastgeber der letztjährigen Landesgartenschau war (ein Thema, bei dem ich nicht gut informiert bin, es klingt doch recht langweilig). Umso mehr haut mich die Anlage vom Hocker.
Hier geht es nicht nur um ein paar hübsche Blumen und sauber geschnittenen Rasen, dieser Park wurde in kreativer Form einen aufregenden Ort für alle geschaffen: Eingebettet in Wiesen und kleine Seen und Bäche stehen einfallsreiche Sportgeräte für Bewegungssuchende, witzige Spiele für Kinder, und ein faszinierender Gang durch die Baumkronen mit dem ungewöhnlichsten Aussichtsturm, den ich gesehen habe. Klasse gemacht und alles andere als langweilig!
Roskamp’s Gasthaus
Mein Hunger führt mich zu einem Restaurant, dass wohl kaum in einem Reiseführer der hippsten Orte Papenburgs stehen würde: Roskamp’s Gasthaus. Ein bisschen riecht es nach dem alten Linoleumboden, und auch die Einrichtung ist alles andere als ausgesucht und reduziert, wie man moderne Restaurants gerne ausstattet. Doch genau diese altmodische Atmosphäre, der freundliche Service der Kellnerin und das bodenständig leckere Essen machen das Wirtshaus mit der über hundertjährigen Geschichte zu einem ausgezeichneten Ort für ein Mittag- oder Abendessen.
Frisch gestärkt wandere ich im Sonnenschein an dem Kanal entlang, der mitten durch die Stadt führt und mit malerischen Holzbrücken überspannt wird. Es ist Sonntag, die Geschäfte haben größtenteils geschlossen, und sicherlich ist dies nicht der Ort, den man als Shoppingparadies bezeichnen würde, aber das wäre auch völlig fehl am Platz. Hier herrscht Frieden. Mehr braucht man nicht.
Als ich weiter hinaus fahre, vorbei an Feldern und Wiesen, freue ich mich, dass ich so viele Orte entdecken kann als Reiseblogger. Ob mich mein Weg jemals nach Papenburg geführt hätte? Vielleicht nicht. Aber das wäre wirklich schade gewesen, weiß ich nun – es gibt hier viel zu entdecken!