Auf der Suche nach spannenden Angeboten fiel mir eine Veranstaltung des Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg sofort ins Auge: MuseOm! Meditieren im Museum, in der Dauerausstellung? Ich konnte mir das nicht vorstellen, da hier die berühmten Moorleichen zu sehen sind, man auch präparierte Tiere sehen kann – meditieren neben ausgestopften Tieren? Ganz klar, das probiere ich aus. Ich selbst bin Fan verschiedener Entspannungstechniken und somit gespannt, was mich im Museum erwartet.
Auge in Auge mit Relikten alter Zeit
Ich mag die Räumlichkeiten sehr: Die ineinander fließende Inszenierung der uns hier umgebenen Landschaftsformen Moor, Marsch, Geest wirkt freundlich, hell – in allem sehr ansprechend. Auch ohne Meditation ist das ein sehr einladender Raum. Wie ist es hier mit einer anderen zu meditieren? Oder in Yoga Posen zwischen den Objekten zu stehen?
Zuerst gibt es eine Einführung mit Maren Torhoff. Sie ist Archäologin und Kunsthistorikern und führt durchs Museum. „MuseOM – Museum meditativ“ ist eine ihrer Ideen, besser ihre Aufforderung, sich der Ausstellung einfach einmal anders zu nähern. Es geht darum, sich einzulassen auf einen neuen Raum, die Wahrnehmung zu schulen und dabei die eigene Mitte zu finden. Je nach Kenntnisstand und Wünschen der Teilnehmer wird die Einführung angepasst. Auch Neulinge sind durchaus willkommen. Man benötigt eigenes Yoga Zubehör, falls man Übungen mitmachen möchte. Ich habe immer mein Tuch dabei, finde es einfach alltags tauglicher als eine Matte und hier auf dem weißen Boden finde ich es ausgesprochen schön 😉
Die Gruppe geht zusammen durch die Ausstellung, es gibt allgemeine Informationen zu ausgewählten Objekten und dazu auffordernde Hinweise, um den wahrnehmenden Blick von Objekt zu Objekt zu schärfen. Und es klappt, obwohl ich die Ausstellung kenne verändert sich mein Blick und fühlt sich tief ins Detail.
Oh schaurig ist’s übers Moor zu gehen
Das Moor ist ja berühmt, gerade in der Literatur ein Thema, um Beziehungen zwischen Menschen und Natur zu beschreiben. Oft ist es dunkel und schaurig wie die Ballade Der Knabe im Moor von Annette von Droste-Hülshoff es erzählt. Mit einer beinah deckenhohen Installation eines Moorblocks nimmt das Museum dem Moor ganz leicht derartige Schaurigkeit: eher eingebettet und behütet wirken die Fundstücke und zeugen ihre Geschichte des Bewahrens. Schaut man die feinen Strukturen des Moorblocks länger an, verselbständigt sich die Symmetrie der Moor-Struktur in eine besondere Form der Stille. Tatsächlich – ein Ort zum Eintauchen ohne verschluckt zu werden 🙂
Die Mischung aus Information und eigenem Gespür gefällt mir.
Wir spüren uns sozusagen durch einen Teil der Ausstellung und verharren einfach länger, wenn unser „meditatives“ Interesse geweckt wird. Ich weiß schon wo ich verweilen werde.
Die Steininstallation.
Diese Installation stellt die Entstehungsgeschichte der Geest nach. Die Steine zeigen regionale Gesteinsarten, die wärmend der Eiszeit durch die Gletscher aus Skandinavien und Osteuropa zu uns kamen. Ich muss sagen, unter den Steinen zu sitzen ist besonders! Sie hängen still, bewegungslos mitten im Raum, verkünden in ihrer schlichten, symmetrischen Schönheit Ruhe, Ausgewogenheit, und lassen mich einfach versinken.
Yoga – die Kunst im Kunstwerk
Yoga im eigentlichen Sinne gibt es bei dieser Führung nicht. Wenn es passt und die Teilnehmer sich darauf einlassen, wird die Gruppe selbst zum Kunstwerk in der großen Chroeographie dieser Ausstellung. Ein spannendes Projekt. Welches Objekt lädt uns ein hier in Pose zu verweilen?
Spannend, es war ein einmaliger Museumsbesuch. Keine Führung ist gleich, wie ich erfahre, da sich das Angebot um die Anwesenden entwickelt.
Interesse? MuseOM ist noch in der Startphase – also rechtzeitig für Entspannung sorgen 🙂 zum Angebot >