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Eine Zeitreise durch die Geschichte der Marine

Ausstellung Gorch Fock

© Katharina

In unserer Hafenstadt gibt es viel Kunst und Kultur, aber auch Geschichtliches könnt ihr hier entdecken. Wilhelmshaven ist am 17. Juni 1869 als „erster deutscher Kriegshafen“ eingeweiht worden. Seitdem ist die Stadt eng mit der Entstehung und Entwicklung der deutschen Marine verbunden und heute der größte Marinestandort Deutschlands.

Im Deutschen Marienmuseum wird die Geschichte der Kriegsmarine von ihren Anfängen bis in die heutige Zeit ausgestellt. Das und die aktuelle Sonderausstellung über das Segelschulschiff „Gorch Fock“ haben mich dazu bewegt, das Museum zu besuchen. Was es dort alles zu sehen und lernen gibt, erzähle ich euch hier. 😊

Die Deutsche Marine im 19. Jahrhundert

Nachdem ich mein Ticket erworben hatte, ging es direkt los. In einem großen Raum sind mehrere Wände mit Schaukästen und in der Mitte steht ein großes Gebilde aus Holz. Man kann sich davorsetzen und durch so etwas wie ein Fernglas ein Diorama, also einen besonders lebensechten Schaukasten, betrachten. So wirkt das alte Schiff, was ich sehen kann, ziemlich real.

An den Wänden wird die Gründungsgeschichte der ersten Deutschen Marine gezeigt, das war um das Jahr 1848 herum. Ich finde es faszinierend, die alte Uniform zu sehen. Diese wurde tatsächlich von einem Marinesoldaten getragen, kaum vorzustellen. Wusstet ihr, dass das Deutsche Reich zur Kaiserzeit die zweitgrößte Seemacht seiner Zeit war? Das war mir nicht klar und umso spannender finde ich die übersichtliche und sehr informative Darstellung der Ereignisse in der Ausstellung.

Die Weltkriege und die Marine

Nach einem kleinen Flur mit einem imposanten Kunstwerk aus Holz komme ich in den zweiten Raum. Darin wird die Rolle der Deutschen Marine zur Zeit des Ersten und Zweiten Weltkrieges behandelt. Schon auf den ersten Blick fällt mir die große Malerei auf, die an der Wand mitten im Raum hängt. Die Ausstellung macht deutlich, wie die einst prestigeträchtige kaiserliche Marine an Bedeutung verlor und sich rasant veränderte. So wurden zum Beispiel U-Boote immer wichtiger für die Kriegsführung, eine große Veränderung der Flotte. Immer wieder gibt es kleine Schubfächer, in denen ich zeitgenössische Briefe oder Schriften lesen kann – sofern das geht, denn vor 100 Jahren war alles bedeutend schwerer zu entziffern, finde ich.

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Buch in einem Schaukasten, in dem die Namen und Todesdaten von gefallenen Marinesoldaten des Ersten Weltkrieges stehen. Über 30.000 an der Zahl, für jemanden wie mich in unserem Land heute unvorstellbar. Die Ausstellung erzählt auch vom Schicksal der Schlachtschiffe im Zweiten Weltkrieg und vom Scheitern des U-Bootkrieges. Und habt ihr schon mal was von „Enigma“ gehört? Wer sich für diese Epoche interessiert, der weiß sicherlich was gemeint ist. Für alle anderen bedeutet das Nachholbedarf für eine spannende und fast unglaubliche Geschichte!

Von geteilten Kräften und der heutigen Gemeinschaft

Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte das einstige Kaiserreich demilitarisiert werden, doch stattdessen folgte der Kalte Krieg. Das bedeutete auch die Teilung der Marine, womit sich die Ausstellung auch beschäftigt. Nach dem Fall der Mauer 1989 wurde neben dem Land auch die Marine wieder vereint, die Volksmarine in der DDR wurde aufgelöst und in die Deutsche Marine aufgenommen.

Schulung auf einem Segelschiff?

Bereits seit der Inbetriebnahme der „Gorch Fock“ am 17. Dezember 1958 besteht die Frage, inwieweit die Ausbildung bei der Marine auf einem Segler zeitgemäß ist. Und zugegeben, ich stelle mir diese Frage auch. Als jemand, der eigentlich nichts mit solchen Themen zu tun hat, erfahre ich nur durch die Nachrichten, was gerade aktuell ist. So hat die „Gorch Fock“ mit ihrem letzten Aufenthalt in der Werft eher negative Schlagzeilen gemacht. Darum war es mir auch ein persönliches Anliegen, mal hinter die Kulissen zu gucken und mir selbst ein Bild zu machen. Dafür eignet sich die Ausstellung wirklich gut! Die einzelnen Bereiche sind informativ und auch für das Auge sehr schön dargestellt. Ein paar Überbleibsel, zum Beispiel eine alte Holzplanke oder ein alter Spind, machen die ganze Sache sehr anschaulich.

Fast wie an Bord

Wer sich selbst mal an Knoten ausprobieren möchte, der hat an dieser interaktiven Wand die Möglichkeit dazu. Mit Anleitung könnt ihr hier verschiedene Seemannsknoten nachmachen.
Ich habe mich an einem Webeleinstek versucht, den seht ihr unten links. Und auch an einem Achtknoten, aber einem doppelten, als kleine Herausforderung an mich selbst. 😊

Nebenan kann ich mir die Befehlsabfolgen für drei Manöver anhören, dazu muss ich nur die einzelnen Klappen öffnen. Das kommt mir beim ersten Anhören vor wie eine Fremdsprache. Ist es irgendwie ja auch, aber es ist alles gut erklärt. So kann ich als Laie nachvollziehen, was gerade passiert.

In Logbüchern kann man kurze Ausschnitte zum Alltag auf der „Gorch Fock“ lesen. Es geht um wenig Schlaf, anspruchsvolle Übungen und auch ganz alltägliche Dinge wie Kartoffeln schälen. Aber mal ehrlich, davon bin ich auch kein Fan. 😉

Mir gefällt die helle Gestaltung des Raumes sehr gut, alles ist übersichtlich präsentiert und ich lerne sowieso am besten, wenn ich Dinge anfassen kann, also ist die Aufmachung ganz nach meinem Geschmack.

Die „Gorch Fock“ wurde mir nähergebracht und ich erkenne den Reiz, auf einem Großsegler zu arbeiten und ausgebildet zu werden. Die Geschichte des Schulschiffes ist interessant und ich würde gerne eines Tages selbst mal mitsegeln. Da ich aber nicht für die Höhe eines Mastes gemacht bin, fällt das wohl ins Wasser. 😉

Ein Zerstörer mit Geschichte

Das Marinemuseum verfügt über eine große Außenanlage und ist direkt am Innenhafen gelegen.
Dort liegen das Minenjagdboot „Weilheim“, das Schnellboot „S71 Gepard“, das U-Boot „U10“ und der Zerstörer „Mölders“.

Besonders fasziniert hat mich das U-Boot, welches man aber aufgrund der aktuellen Lage nicht von innen besichtigen kann. Das nächste Ziel ist dann die „Mölders“, einer der ältesten Zerstörer Deutschlands. Mit 134 Metern Länge und 4200 Tonnen Verdrängung ist das Kriegsschiff groß genug für 334 Mann Besatzung. Das kam mir beim Besichtigen gar nicht so vor, doch Schiffe und auch U-Boote sind wahre Platztalente. Nach 34 Jahren Dienstzeit (1969-2003) kam die „Mölders“ 2005 als Exponat zum Marinemuseum.

Der Rundgang beginnt oben an Deck auf der Steuerbordseite. Das ist vom Heck (hinten) zum Bug (vorne) gesehen die rechte Seite, die linke heißt dann Backbord. Am Bug vor der Kommandobrücke steht ein großes Geschütz, das sah vom Land aus noch nicht so groß aus. Auf der Brücke, so heißt die Kommandozentrale des Schiffes auch, gibt es viele Hebel und Knöpfe und man hat alles, was vor einem auf dem Wasser passiert, bestens im Blick.

Beim Besichtigen der Kantine fällt mir auf, dass die Stühle keine Beine haben und am Tisch mit herausziehbaren Schienen befestigt sind. Macht auch Sinn, denn auf See kann es schon mal stürmisch werden und dann muss das Inventar des Schiffes gut gegen Wegrutschen gesichert sein. Der „Mölders“ merkt man ihre Geschichte an, es kommt mir vor wie eine Zeitreise, wenn man die kleinen Räume und das alte Equipment sieht. Nebenan liegt die „Weilheim“, dieses Boot ist deutlich kleiner und damit auch besser zum Orientieren geeignet – ich bin sicher, dass ich mich ohne die Rundgang-Schilder und die Absperrungen auf der „Mölders“ auf jeden Fall verlaufen hätte. Das Minenjagdboot wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut, um die Minen als zahlreiche Überbleibsel aus den Weltkriegen zu beseitigen.

Eine unendliche Geschichte

Das Marinemuseum bietet für alle Interessierten wirklich umfassende und detaillierte Informationen zum Thema Deutsche Marine. Die Geschichte wird spannend und vielseitig dargelegt und durch die Sonderausstellung zum Segelschulschiff „Gorch Fock“ findet sich ein ganz aktueller Bezug zur Marine. Ich finde es erstaunlich, wie sich die Marine an sich und vor allem die Technik weiterentwickelt und immer wieder aufs Neue an die Gegebenheiten angepasst hat.

Grundsätzlich bin ich auch ein Vertreter der Erinnerungskultur und finde es daher wichtig, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Das ist im Marinemuseum möglich, ich habe es vollgepackt mit neuen Informationen und Eindrücken verlassen, über die ich noch den ganzen Tag nachdenken konnte. Ich kann euch bei eurem nächsten Aufenthalt in Wilhelmshaven einen Besuch dort nur ans Herz legen!

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