Ich kenne Einbecks Wallanlagen schon durch Abstecher meiner Laufrouten, habe mir aber für diesen wunderschönen Rundweg noch nie richtig die Zeit genommen, auch mal länger zu verweilen oder genauer in die Umgebung zu schauen. Daher war es an der Zeit diesen etwa zwei Kilometer langen Weg um die malerische Altstadt herum entlangzugehen, um euch von meinen Impressionen über die Wallanlagen berichten zu können. Ich nehme euch im Folgenden auf meinem Weg entlang der Einbecker Wälle mit.
Krähengraben – von Störchen und Brandstiftern
Mit dem Einbecker Stadtplan ausgestattet, welchen ihr euch in der Tourist-Information Einbeck abholen oder einfach online herunterladen könnt, startete ich meinen Rundgang am Krähengraben, am Gebäude der Kreisvolkshochschule. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein öffentlicher Parkplatz, sodass auch Besucher mit dem Auto problemlos von diesem Ort aus starten können.
Einbecker Bierpfad
An meinem Startpunkt fiel mir direkt ein metallenes Bierfass ins Auge, welches Teil des Einbecker Bierpfades ist. Dieser verläuft zum Teil an den Wallanlagen entlang und bietet viel Wissenswertes über die Einbecker Biergeschichte. Vanessa hat darüber genauer berichtet, lest hier gerne mehr dazu.
Türme und Krummes Wasser
Nach den ersten Metern entlang des Walls fiel mir bereits ein altes Bauwerk zu meiner Linken ins Auge. Der Storchenturm, ein halbrunder Schalenturm, der in die Stadtmauer eingebettet ist. Schon kurz dahinter konnte ich auf der gegenüberliegenden Seite die Bastion am Wall entdecken, welche in vergangenen Zeiten strategisch wichtige Punkte zum Schutze der Stadt verstärken sollte. An dieser Stelle des Walls kann man gut einen kleinen Abstecher entlang des Krummen Wassers machen. Hier führt ein, parallel zu den Wallanlagen gelegener, Weg am Wasser entlang und wieder zurück zum Wall. Wer an dieser Stelle eine kleine Auszeit nehmen und die Kulisse auf sich wirken lassen möchte, findet auf der Bastion Bänke zum Verweilen. Seid ihr mit euren Kindern unterwegs, so findet ihr ein paar Meter weiter zu eurer Linken einen Spielplatz, der einige Möglichkeiten zum Austoben bietet.
Wenn ihr an der Weggabelung kurz vor Ende des Walls schräg rechts abbiegt, kommt ihr zum Historischen Wasserkasten. An dieser Stelle wird der Mühlenkanal über das Krumme Wasser geleitet und diente seit dem 15. Jahrhundert zur Versorgung der städtischen Mühlen.
Der Diekturm
Zum Ende des Krähengrabens, wenn ihr rechts am Gästehaus am Mühlenwall vorbeigeht, seht ihr den Diekturm. Er wurde nach dem mutmaßlichen Brandstifter des Stadtbrandes von 1540 benannt. Dieser hieß Heinrich Diek. Am Turm fällt besonders der hängende Käfig auf, in dem der Verurteilte zur Schau gestellt worden sein soll. Ziemlich unglaublich, was früher mit Kriminellen gemacht wurde, oder?
Wenn euch die Geschichte näher interessiert, dann wäre vielleicht die Führung „Helles Bier und dunkle Schatten“ etwas für euch, die auch an dieser Stelle Halt macht, in den Turm hineinführt und in der Abenddämmerung viel Interessantes über Einbecks Geschichte zu bieten hat. Anmelden könnt ihr euch dafür bei der Tourist-Information Einbeck oder direkt hier.
Seid ihr doch weniger am Geschichtlichen interessiert und wollt lieber wissen, was ihr im Frühling und Sommer sonst so in Einbeck erleben könnt, dann ist vielleicht dieser Blogbeitrag von Katharina die perfekte Inspiration für euren nächsten Ausflug nach Einbeck.
Der Mühlenwall – ein Abschnitt zum Gedenken
Wenn ihr am Ende des Krähengrabens die Straße überquert, beginnt hinter dem Gebäude der Feuerwehr der Mühlenwall. Dort findet ihr direkt zu Beginn dieses Abschnitts das Denk- und Mahnmal des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/1871. Geschichtliches lässt am Mühlenwall nicht lange auf sich warten, denn schon ein Stückchen weiter habt ihr zu eurer Rechten den Gedenkstein für die Zerstörung der Neuen Synagoge. Dieser Stein wurde zum Gedenken an die jüdischen Mitbürger:innen und die Pogromnacht am 9. November 1938 errichtet. An dieser Stelle habe ich ein wenig verweilt und das Ehrendenkmal auf mich wirken lassen.
Etwa auf dieser Höhe könnt ihr einen Abstecher in die Straße Sonnenhaken machen. Dort seht ihr auf der rechten Seite den Pulverturm, welcher Teil der damaligen Befestigungsanlage war.
Bürgermeisterwall und Stukenbrok-Park
Ich ging weiter. Nach der Überquerung der Altendorfer Straße lief ich den Bürgermeisterwall entlang. Hier ist der Wall ebenerdig und wird von wunderschönen Bäumen und interessanten Häusern gesäumt. Besonders ins Auge fiel mir hier ein riesiges Kunstwerk an einer Hauswand, welches im Rahmen der Einbecker Street-Art-Meile entstand und mich wirklich beeindruckt hat. Wenn ihr kunstinteressiert seid, dann schaut doch mal in diesem Blogbeitrag, was Patricia über die Einbecker Street-Art-Kunst berichtet hat.
Wenn ihr etwas weiter geht und die Dr.-Friedrich-Uhde-Straße überquert, kommt ihr zum Stukenbrok-Park. Dort könnt ihr eine der vielen Bänke nutzen oder auch auf der Wiese Platz nehmen. Ebenso gut wäre der Park für ein kleines Picknick zur Stärkung für den Rest des Rundwegs geeignet. Bitte denkt nur daran, entsprechenden Müll in die dafür vorgesehenen Behälter zu werfen und euren Platz zur Erkundung der weiteren Orte entlang der Tour wieder sauber zu verlassen.
Wenn ihr mit dem Zug anreist, kommt ihr am Bahnhof Einbeck-Mitte direkt gegenüber des Stukenbrok-Parks an. Auch vom Bahnhof aus lässt sich die Wallanlagen-Tour ideal beginnen und beenden.
Der Stiftsgarten – sportlich für Jung und Alt
Vom Stukenbrok-Park machte ich mich nun in Richtung Stiftsgarten auf. Dort fällt sofort die um 1874 erbaute Stukenbrok-Villa mit ihren schönen Jugendstilfenstern ins Auge. Der Name kommt euch bereits bekannt vor? August Stukenbrok war ein erfolgreicher Einbecker Geschäftsmann, der 1888 die Firma August Stukenbrok Einbeck (ASTE) und damit Deutschlands erstes bekanntes Versandhaus gründete. Hier im Stiftsgarten befindet sich auch ein Denkmal an den Einbecker Fabrikanten. Wenn ihr hier ein wenig lauscht, hört ihr eventuell die verschiedensten Musikinstrumente, denn heute befindet sich in der Villa die Mendelssohn-Musikschule. Hier habe ich eine kleine Pause gemacht und mir Zeit genommen, die vielfältige Blumenpracht zu bewundern.
Im Stiftsgarten, direkt hinter der Stukenbrok-Villa, entdeckte ich dann die katholische Kirche St. Joseph, die inmitten des Gartens schöner nicht gelegen sein könnte. Geht ihr nun etwas weiter den Weg entlang, könnt ihr euch sportlich betätigen. Hier befindet sich der Garten der Generationen, in dem für Jung und Alt die unterschiedlichsten Fitnessgeräte zur Verfügung stehen. Ihr wollt eure Beweglichkeit trainieren oder Tischtennis spielen? Oder vielleicht doch am Massage-Gerät die Arme oder Beine massieren? Hier kommt ihr auf jeden Fall auf eure Kosten und bleibt aktiv! Damit es auch für Kinder nicht langweilig wird, stehen direkt nebenan auf dem Spielplatz im Stiftsgarten verschiedene Spielgeräte bereit. Auch hier bietet es sich an, eine kleine Pause zu machen und einen Snack zu sich zu nehmen. Ich verweilte hier ein bisschen und machte mich dann auf zum Abschnitt am Langen Wall.
Pulver und Knochen am Langen Wall
Wenn ihr nach links in die Stiftsstraße in Richtung Münsterkirche abbiegt, ist der Knochenturm besonders sehenswert. Dieser wurde als ehemaliger Pulverturm und später als Beinhaus benutzt. Daher kommt übrigens auch der Name. Geht ihr ein Stück weiter, seht ihr schon den nächsten Turm, den sogenannten Totenturm.
Diese Jahrhunderte alten Bauwerke beeindrucken mich immer ungemein und ich freue mich, dass in Einbeck noch einige davon erhalten sind. An heißen Sommertagen könnt ihr auch einen Abstecher in das nahegelegene Einbecker Freibad machen und nach einer schönen Abkühlung den Rundweg später fortsetzen. Geht ihr nun also den Langen Wall weiter entlang, gelangt ihr zu einem der Stadttore, dem Tiedexer Tor.
Der Bäckerwall – Natur, Abenteuer und Ruhe
Vom Tiedexer Tor aus lief ich dann den letzten Abschnitt des Rundwegs auf dem Bäckerwall entlang. Hier ist bei gutem Wetter eine Menge los und auch für Kinder wird viel geboten. Direkt am Wall befindet sich ein 2020 erneuerter Spielplatz, der neben einem Klettergerüst in optischer Gestaltung einer Stadtmauer und einer Seilbahn auch den Fußballern einen Platz zum Bolzen bietet. Dort können sich Kinder wunderbar austoben und Spaß haben. Zudem sind hinter den Plätzen weitere noch erhaltene Teile der Stadtmauer zu entdecken.
Wer es etwas ruhiger mag, findet auf der rechten Seite vom Wall zwei Teiche, an denen man sich sehr gut für eine Weile auf Bänken niederlassen und die kleinen Enten in aller Ruhe beobachten kann. Im Plätschern des Springbrunnens konnte ich hier für einen Moment die Seele baumeln lassen und die Erlebnisse des Rundwegs Revue passieren lassen bevor ich meine Tour folglich an meinem Startpunkt am Krähengraben beendete.
Glücklich und zufrieden die Wallrunde beendet
Ich bin unglaublich froh, dass ich mir die Zeit genommen habe, die Wallanlagen entlangzugehen und die verschiedenen, sehenswerten Punkte auf mich wirken zu lassen. Man merkt hier einmal mehr, dass im Alltag viel Schönes unbeachtet bleibt und es auch mal nötig ist, zum Beispiel bei einem Rundgang durch die Natur der Stadt neue Kraft zu tanken. Das ist mir bei dieser Tour auf jeden Fall gelungen. Auch als Einbecker konnte ich noch viel Neues und Interessantes entdecken! Ich werde meine etwa zweistündige Tour jetzt noch mit einem leckeren Essen in einer der Einbecker Gastronomien abrunden und dann mit vielen neuen Impressionen in den Rest des Tages übergehen. Nehmt auch ihr euch einmal die Zeit und genießt bei einem Einbeck-Besuch diesen wundervollen Rundweg auf den Wallanlagen um die Altstadt herum! Falls ihr euch navigieren lassen wollt, so findet ihr hier eine Tour entlang der Wallanlagen digital zum Download.
Ein Hinweis noch: Derzeit finden länger anhaltende Bauarbeiten zur Instandhaltung an den Orten Krähengraben, Mühlenwall und Stiftsgarten statt. Offizielle Informationen dazu erhaltet ihr hier oder auch hier. Bitte beachtet das bei eurer Tourenplanung und lasst euch davon nicht abhalten, die Tour solange die Bauarbeiten andauern alternativ entlang anderer Wege fortzuführen.
Fotos: Can Yildirim