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Speisen wie die Seemänner in Wilhelmshaven

Labskaus - Lübbe

Es war und ist auch heutzutage an Bord vieler Schiffe zu finden und gehört für viele auf jeden Fall zu einer gelungenen Seefahrt dazu. Wovon die Rede ist? Natürlich von Seemannsgarn und Labskaus. Beides verbindet man schon seit Hunderten von Jahren mit der Schifffahrt. Den Seeleuten unter euch werden bestimmt beide Begriffe keine Fremdwörter sein. Diejenigen, die nicht das Glück hatten in der Nähe des Meeres aufzuwachsen und deswegen mit den Begriffen nichts anfangen können, können jetzt gespannt sein.

Seemannsgarn ist eine andere Bezeichnung für übertriebene und erfundene Geschichten. Wenn die Seeleute auf den Schiffen zusammensaßen, erzählten sie sich bei langweiligen Aufgaben gegenseitig Geschichten. Bei diesen Geschichten war der Übergang zwischen Wahrheit und frei Erfundenem meist fließend, sodass man meistens nicht genau wusste, welche Teile der Geschichte wahr waren. Auch heute wird der Begriff noch genutzt, wenn Geschichten stark übertrieben scheinen und an deren Wahrheitsgehalt gezweifelt wird.

Wilhelmshavener „Seemannsgarn“ | Foto: Lübbe

Labskaus? Was ist das eigentlich?

Labskaus ist ein traditionelles Seemannsgericht, das auf langen Schiffsreisen entstanden ist. Erstmals erwähnt wird das Gericht schon vor mehreren hundert Jahren. Die Hauptbestandteile von Labskaus sind heutzutage gepökeltes Fleisch oder Corned Beef und Kartoffeln. Diese werden zusammen mit Zwiebel, roter Bete und Gurke im Fleischwolf zu einem Brei püriert. Serviert wird das Ganze dann mit einem Spiegelei, roter Bete und oft einem Rollmops.

Um die Herkunft und die Entstehung von Labskaus ranken sich viele alte Seemannsgeschichten. Viele davon sind allerdings schnell als Seemannsgarn zu erkennen, aber lest selbst!

Wilhelmshavener Labskaus | Foto: Lübbe

Von Seemännern, Schiffen und Seemannsgarn

Eine Geschichte erzählt von einem Flaggschiff, das nach einer gewonnenen Seeschlacht zurück in seinen Heimathafen fuhr. Der König sollte zum Empfang auf das Schiff kommen und gemeinsam mit den Seemännern speisen. Der Smutje sollte nun ein Gericht zusammenstellen, das den König begeistert. Nach dem langen Aufenthalt auf See waren die Vorräte, die noch an Bord waren sehr gering. Deshalb mischte der Smutje die noch vorhandenen Reste: Aus Pökelfleisch, Kartoffel, Zwieback, rote Beete und Zwiebeln entstand das königliche Gericht.

Der König war begeistert von dem Gericht und bedankte sich mit den Worten „Lob für das Essen und das Chaos in der Kombüse“. Aus den Wörtern „Lob“ und „Chaos“ entwickelte sich der Begriff „lobscouse“ und später dann „Labskaus“.

Seefahrt auf der Jade vor Wilhelmshaven | Foto: G. Kloppert

Eine andere Seemannsgeschichte erzählt von einem Smutje und seinem Hund „Lapps“. Der Smutje kochte eines Tages eine Mischung aus Pökelfleisch und Kartoffeln. Das Gemisch, welches er zum ersten Mal kochte, stank allerdings über das ganze Schiff. Da so keiner das Gericht probieren wollte, rief der Koch nach seinem Hund. Der schnüffelte allerdings auch nur am Löffel und wollte es nicht fressen. Der Smutje wurde sauer und drückte dem Hund einen Löffel des Breis in den Mund und schrie den Hund an „Lapps! Kau’s!“. Nachdem der Hund den Brei gefressen hatte, bettelte er nach mehr. Nun trauten sich auch die Seemänner an den Brei und waren begeistert. In Andenken an den Hund des Smutjes wurde das Gericht „Lappskaus“ genannt, was später dann zu „Labskaus“ wurde.

„Lapps! Kau’s“ | Foto: Groneick

Die aber wohl wahrscheinlichste Geschichte stammt aus England. Dort taucht der Begriff „Labskaus“, zuerst noch unter „lobscouse“, bereits 1706 als Seemannsgericht auf. Da die Seemänner damals lange Zeit auf den Weltmeeren unterwegs waren, konnten nur lange haltbare Zutaten mit an Bord genommen werden. Eines Tages kam dann ein Smutje auf die Idee, das gepökelte Fleisch mit Kartoffeln zu mischen, da dies die Hauptnahrungsmittel an Bord der Schiffe waren. Da die Seemänner aber oft nur sehr schlechte Zähne hatten, wurde das Ganze dann püriert, damit es leichter essbar war.

Nach langen Reisen auf See wünschten sich die Seemänner auch an Land Labskaus. Dadurch lernten auch die Menschen an Land das Gericht kennen. Mit der Zeit setzte sich Labskaus immer weiter durch und fand so seinen Weg auf viele Speisekarten im Norden.

Da die Herkunft des Gerichtes nicht ganz geklärt ist, ist auch nicht so ganz eindeutig, wie das Ursprungsrezept war. Heutzutage wird  zu Labskaus oft Fisch serviert, dabei ist fraglich ob dieser ursprünglich überhaupt dabei war.

Seemannsgarn mit Cirque Artikuss| Foto: Groneick

Auf, auf zum neuen Weltrekord!

Dir ist jetzt das Wasser im Mund zusammengelaufen? Du hast noch nie Labskaus probiert, willst das jetzt aber unbedingt ändern? Dann auf nach Wilhelmshaven! Dort findet seit Jahren im Juli das größte Labskausessen der Welt statt. Im Jahr 2005 konnte mit 10.612 verkauften Portionen Labskaus ein neuer Weltrekord aufgestellt werden. Seit dem versuchen jedes Jahr tausende Besucher und Einheimische den Weltrekord erneut zu überbieten. Bis jetzt wurde das Ziel von mehr als 10.612 Portionen aber immer knapp verfehlt.

In diesem Jahr startet das weltgrößte Labskausessen am 14. Juli 2018 ab 10:30 in der Innenstadt von Wilhelmshaven. Und wer weiß, vielleicht wird ja in diesem Jahr mit deiner Unterstützung der Weltrekord erneut geknackt.

Die Wilhelmshavener Fußgängerzone und die Nordseepassage verwandeln sich dabei in eine große kulinarische Meile, auf der viele verschiedene Gastronomen ihr Labskaus anbieten.

Du bist Vegetarier oder Veganer? Auch das ist kein Problem, denn es wird sowohl eine vegetarische als auch eine vegane Variante des Labskaus angeboten.

Nicht nur das Labskausessen an sich spielt eine große Rolle, sondern auch das besondere, maritime Flair hat eine große Bedeutung für viele der Besucher. Das gemütliche Zusammensitzen und die maritime Musik sind für viele Besucher die wichtigsten Punkte am alljährlichen Labskausessen.

Also mein Rat an euch: Schaut doch mal vorbei und lasst es euch schmecken!

Wilhelmshaven – größtes Labskausessen | Foto: Groneick

Lecker Labskaus! Auch für Zuhause

Wer jetzt nicht mehr auf den 14. Juli warten kann oder den Termin verpasst hat, kann Labskaus auch ganz einfach zu Hause nachkochen.

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