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Quer durch Osnabrück mit dem Steckenpferd

Die für mich schönste und aufregendste Osnabrücker Tradition ist die Veranstaltung zum Tag des Friedens am 25. Oktober.

Es ist ein bewegender Anblick, wenn 1.400 Viertklässler der Osnabrücker Grundschulen auf ihren selbst gebastelten Steckenpferden durch die Stadt bis hin zum Rathaus reiten, wo sie aus der Hand des Oberbürgermeisters eine Brezel erhalten. In diesem Jahr kann ausnahmsweise jeder mitreiten, der Spaß daran hat und ein Steckenpferd mitbringt. Denn Osnabrück möchte einen Weltrekord zur Parade der Steckenpferdreiter aufstellen!

Steckenpferdreiten in Osnabrück, Foto (c) Detlef Heese

Die Traditionsveranstaltung findet zum 65. Mal statt

1948, zum 1. Steckenpferdreiten, waren es nur die Jungen, die mitreiten durften. Bis in die 1970er Jahre begleiteten viele Mädchen die männlichen Steckenpferdreiter mit ihren Lampions, bevor sie schließlich selber mitreiten durften. Generationen von Steckenpferden stehen als Erinnerungsstücke in den Kellern, gehütet, denn meist wurden sie selbst gebastelt oder geschnitzt.

1970 – Die Jungs haben Steckenpferde, die Mädchen leuchten mit ihren Laternen. Foto (c) Medienzentrum Osnabrück

Zu den geschichtlichen Hintergründen

Das Steckenpferdreiten symbolisiert den Westfälischen Friedensschluss von 1648. Das Steckenpferdreiten zum „Lobe des Friedens“ empfindet den Ritt der Friedensboten nach, die 1648 die vom Osnabrücker Rathaus ausgehende Friedensbotschaft in alle Landesteile getragen haben sollen. Teilnehmen dürfen Schülerinnen und Schüler aller vierten Grundschulklassen der Osnabrücker Schulen. Begleitet wird das Ereignis durch eine friedenspädagogische Arbeit im Unterricht. Am 25.Oktober ziehen dann die Viertklässler mit selbst gebastelten Steckenpferden und farbigen Hüten geschmückt durch die Innenstadt, um schließlich über die Treppe des Osnabrücker Rathauses zu reiten, wo sie aus der Hand des Oberbürgermeisters eine süße Brezel erhalten. Ein Musikprogramm und ein Feuerwerk geben dem Steckenpferdreiten einen feierlichen Abschluss.

Auch heute noch werden die Steckenpferde in der Schule geschmirgelt und gebastelt. Foto (c) Diana Riepenhoff


Die Tradition des Steckenpferdreitens…

…geht auf das Jahr 1650 zurück. In dem Jahr des „Friedens-Exekutions-Haupt-Rezesses“ ritten in Nürnberg Kinder mit Steckenpferden zu den Fürsten, um ein Friedensgedächtnis zu erbitten. Sie erhielten daraufhin Friedenspfennige, die auf einer Seite einen Knaben mit einem Steckenpferd zeigten. Bei dem heutigen Steckenpferdreiten sollen die vom Oberbürgermeister ausgeteilten Brezeln die als „Friedensgedächtnis“ vom deutschen Kaiser in Auftrag gegebenen viereckigen Pfennige symbolisieren.

Die Brezel kommen traditionell aus der Hand des Oberbürgermeisters (hier ein älteres Fotos mit Boris Pistorius). Foto (c) Sven Christian Finke-Ennen

Zur Bedeutung des Rathauses als „Stätte des Westfälischen Friedens“

2015 ist das Rathaus mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet worden. Mit dem Siegel werden Orte ausgezeichnet, die eine bedeutende Rolle in der Geschichte Europas gespielt haben. Der in den Rathäusern von Osnabrück und Münster über Verhandlungen geschlossene Westfälische Frieden legte erste Grundlagen für eine europäische Staatengemeinschaft. Mit den Friedensverträgen begannen die internationalen Beziehungen, die noch heute von großer Bedeutung sind. Die Europäische Kommission legte bei der Verleihung des Kulturerbe-Siegels einen besonderen Wert darauf, dass der europäische Gedanke auch heute noch eine besondere Rolle spielt und das Bewusstsein junger Menschen für eine europäische Identität gestärkt wird. Darunter fällt auch das Steckenpferdreiten.

Übrigens: Der Friedenssaal im Rathaus ist sehr sehenswert und für die Öffentlichkeit jederzeit kostenlos zugänglich! http://www.osnabrueck.de/tourismus

Das Steckenpferdreiten in Osnabrück im Film

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