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Gifhorner Galloway-Geschichten

Zwei Galloways auf dem Gelände des Gifhorner Mühlenmuseums

Im Sommer stehen einige Galloways auf dem Gelände des Gifhorner Mühlenmuseums

Nur wenige Meter von meinem Arbeitsplatz entfernt hat vor einigen Monaten ein Galloway-Imbiss eröffnet. Bei diesem Imbiss geht es nicht um Fastfood und nicht um ungesundes, wenig nachhaltiges Hauptsache-satt-Essen. Hier geht es um Genuss, um freundlichen Service und um ausgesuchte Zutaten in Bioqualität. Natürlich habe ich dort schon das ein oder andere Gericht ausprobiert, meist in der Mittagspause. Nun habe ich mir einmal etwas mehr Zeit genommen, um mit dem Geschäftsführer Diethelm Lilje über Galloways und Burger zu sprechen.

Diethelm Lilje am Grill

Viel mehr als nur ein Imbiss

Diethelm Lilje ist ein freundlicher und offener Mensch. Man merkt, dass ihm seine Arbeit Spaß macht, dass sie mehr ist als „nur ein Job“. Der Imbiss ist nur ein Teil der „Gallowayhof Wittingen UG“, dessen Geschäftsführer Lilje ist. Der Gallowayhof ist ein landwirtschaftlicher Betrieb mit rund 100 Rindern. Er beliefert Burger-Imbisse und bietet einen Verkaufswagen für Feiern an. Außerdem können Gruppen, Vereine und Schulklassen mit dem Planwagen die Wiesen und Weiden erleben. Der Firmensitz ist der Familienhof in Darrigsdorf bei Wittingen.

Kein Agrarökonom, kein Landwirt, sondern Bauer

Diethelm Lilje bezeichnet sich selbst als Bauer, denn das ist ein ehrlicher und wichtiger Beruf. Sein Vater und sein Großvater waren Bauern und hatten den Hof bei Wittingen bewirtschaftet, auf dem Lilje aufwuchs. Da nicht abzusehen war, ob der Hof weiterhin wirtschaftlich arbeiten konnte, entschied sich Lilje für den Weg in die Baubranche.

Vom erfolgreichen Bauunternehmer zum Biobauern

Lilje war einst erfolgreicher Unternehmer in der Baubranche, zeitweise hatte er vier Firmen. Ein Schicksalsschlag hat ihn umdenken lassen: „Ist das wirklich das, was ich will?“. Er stieg aus, wollte Selbstversorger auf seinem Hof in Darrigsdorf werden und schaffte sich ein paar Gallowayrinder an. Bei einer Gartenparty, zu der er eingeladen hatte, servierte er Gegrilltes von den Galloways. Das kam so gut an, dass Freunde und Familie „seine Truhe leerkauften“. Das brachte ihn auf die Idee, mehr daraus zu machen. Vielleicht ein Restaurant? Liljes Frau ist gelernte Hotelfachfrau, das hätte gepasst. Trotzdem entschied er sich anders, er wollte die Galloways in Selbstvermarktung anbieten.

Als Unternehmer wusste Lilje aber, dass man nicht einfach so, ohne Plan, loslegen kann. So fuhr er gemeinsam mit seiner Frau zwei Jahre lang mit dem Wohnwagen durch die Lande und schaute sich Gallowaybetriebe an. Am Ende stellte er fest: Oft konnten nur die Edelteile der Rinder verkauft werden und davon lässt sich kaum wirtschaftlich arbeiten. Er wollte also dafür sorgen, dass möglichst alle Teile der Tiere verwertet werden. Und so ist es gekommen, denn heute werden selbst die Felle der meisten seiner Tiere gegerbt.

Ein Gedicht: Burger und Pommes aus dem Galloway-Imbiss

Bio-Burger mit Bio-Gemüse im Bio-Brötchen mit Bio-Pommes

Ich bin natürlich nicht nur im Galloway-Imbiss, um mit Diethelm Lilje zu sprechen. Ich möchte natürlich auch etwas essen. Ich bin ein großer Fan der Burger und bestelle mir einen klassischen Hamburger, dazu eine Portion Pommes. Burger und Pommes schmecken ausgezeichnet, alles wurde frisch zubereitet.

Und alles ist Bio-Qualität. Die Patties sowieso, sie stammen von den eigenen Gallowayrindern. Die Pommes kommen nicht aus der Tüte, sondern werden aus Kartoffeln vom Urhof in Dähre hergestellt. Auch das Gemüse wird aus Dähre angeliefert, natürlich alles Bio-Standard. Sogar die Brötchen sind selbstgemacht.

Nachhaltigkeit und Ganzheitlichkeit

Liljes Galloways stehen 365 Tage im Jahr draußen, die Tiere sind robust, genügsam und pflegeleicht. Sie weiden auf rund 120 Hektar in Naturschutzgebieten, ohne Kunstdünger und chemische Spritzmittel. Im Schweinebruchmoor bei Celle stehen das Jahr über die Bullen. Sie fressen auch Pflanzen, die andere Tiere stehen lassen und sind dadurch ideale Landschaftspfleger. So können Kraniche, die kurzes Gras benötigen, in ihrem Brutgebiet bleiben.

Rund 25 Mutterkühe stehen mit ihren Kälbern auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz in Wesendorf. Die Bullen kommen im Winter dazu. Durch die Beweidung soll das frühere Bundeswehrgelände renaturiert und biologisch aufgewertet werden.

Im Sommer stehen übrigens einige Galloways auf dem Gelände des Internationalen Mühlenmuseums in Gifhorn.

Der Gallowayhof ist seit 2015 nach EU-Bio-Norm zertifiziert. Nachhaltigkeit und Ganzheitlichkeit sind für Diethelm Lilje nicht nur allgegenwärtige Schlagworte, sondern Verpflichtung und Selbstverständlichkeit.

Ein Lebenstraum

Wenn man seine Berufung gefunden und Spaß hat an seiner Arbeit hat, ist „jeder Tag ein bisschen Sonntag“. Das hat Diethelm einmal einem Freund geantwortet, der ihn gefragt hat, wie er es denn schafft, so ohne Urlaub, Arbeiten am Wochenende und sogar Weihnachten.  

Eines Tages möchte Diethelm Lilje dann doch aussteigen. Es möchte auf seinem Hof in Darrigsdorf ursprünglich leben, autark sein. Schon jetzt hat er kein Handy mehr und konzentriert sich auf die wesentlichen Dinge.

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