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Gifhorn macht Eindruck

Pflasterstein mit in Ton eingebrannten Fingerabdrücken in der Gifhorner Fußgängerzone

Anstatt immer nur stur geradeaus zu gucken, sollte man den Blick auch mal nach unten wenden. Denn wer das in der Gifhorner Fußgängerzone tut, hat sie schnell entdeckt: Die Pflastersteine, die mit eingebrannten Fingerabdrücken verziert sind. Die besonderen Steine sind als Kunstpfad installiert. Sie bieten eine tolle Möglichkeit, die Sehenswürdigkeiten im Zentrum der Stadt zu entdecken.

Jeder Pflasterstein ist individuell.

Ein verbindendes Kunstprojekt

Alle paar Meter findet man die Steine, die in das normale Pflaster eingefügt wurden. An jedem interessanten Ort ist eine große Platte installiert, die die Sehenswürdigkeiten der Stadt verbindet. Initiatorin des Kunstpfads war die Künstlerin Anke Sondhof, die aus einem kleinen Ort in der Nähe Gifhorns kommt. Verbindend ist nicht nur der Pfad an sich, sondern war auch die Herstellung der Pflastersteine. Denn dafür hinterließen viele Gifhornerinnen, Gifhorner und Gäste ihren Fingerabdruck in einem weichen Tonplättchen. Diese wurden mit Namen versehen, anschließend gebrannt und dann zusammengefügt.

Ich bin dem Pfad gefolgt und zeige Euch einige der interessanten Stationen.

Marktplatz

Ich beginne auf dem Gifhorner Marktplatz, denn hier beginnt die Fußgängerzone. Imposante Häuser aus früheren Epochen sowie Denkmale stehen in unmittelbarer Nähe. Mit neueren Bauten, die hier auch zu finden sind, bilden sie ein einheitliches Ensemble. Das Alte Rathaus auf der einen Seite ist über 400 Jahre älter als das neue, moderne Rathaus, das auf der anderen Seite steht. Wie es sich für einen Marktplatz gehört, gibt es auch einen Brunnen, den Senator Hermann Schulze 1904 gestiftet hat. Mittwochs und samstags findet hier der Gifhorner Wochenmarkt statt.

Der Gifhorner Marktplatz mit dem Alten und dem neuen Rathaus.

Altes Rathaus Gifhorn

Das Alte Rathaus wurde 1562 erbaut. Es war bis zum Jahre 1843/44 der Verwaltungssitz der Stadt Gifhorn. Das Gebäude sollte die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt zum Ausdruck bringen, so dass die Fachwerkarchitektur beeindrucken musste. Es zeichnet sich bis heute durch seine bemerkenswerte Schnitzornamentik aus. Bürgermeister und Rat hatten nicht an Geld gespart, um das Verwaltungsgebäude mit prächtigen Holzschnitzereien auszuschmücken. Die Schnitzereien, die bei einem Blick nach oben sofort ins Auge fallen, stellen unter anderem Handwerksberufe der Gifhorner Gilden dar. Heute sind im Alten Rathaus die Stadtbücherei sowie das Stadtarchiv untergebracht.

Außenfassade des Alten Rathauses

Höfersches Haus

Das Höfersche Haus entstand 1570 als Kauf- und Handelshaus. Über dem Eingang kann man einen eingeschnitzten Spruch aus dem Psalm 71 (Gebet um Schutz und Errettung) lesen. Das Gebäude ist nach der ehemaligen Eigentümerfamilie Höfer benannt, die hier unter anderem ein Schuhgeschäft betrieb. Die Außenfassade, die sich in einem auffälligen rot zeigt, wurde zwischen 2016 und 2018 aufwendig saniert.

Außenfassade des Höferschen Hauses

St.-Nicolai-Kirche

Die mächtige St. Nicolai-Kirche stammt aus dem protestantischen Barock. Sie wurde in den Jahren von 1733 bis 1744 erbaut und steht neben dem Marktplatz. Im Inneren der Kirche sind der reich verzierte Kanzelaltar und die bekannte Christian-Vater-Orgel aus dem Jahre 1748 sehenswert.

Die St.-Nicolai-Kirche ist ein imposanter Anblick.

Langer Jammer

Der Lange Jammer steht seit 1546 in der Gifhorner Altstadt. Er diente den Amtsrichtern und Amtsschreibern, die hier Dienst taten, als Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Außerdem waren dort Arrestzellen untergebracht. Heute ist das aufwendig renovierte Bauwerk Sitz des Bau- und Planungsamtes der Kreisverwaltung Gifhorn.

Außenfassaden des Langen Jammers und des Kavalierhauses

Kavalierhaus

Das Kavalierhaus in der Gifhorner Altstadt erbaute Baumeister Michael Clare 1546 für Caspar von Leipzig. Caspar von Leipzig war von 1539 bis 1543 Schlosshauptmann und damit Hauptbeamter der Residenz. Anschließend war er als Hofmarschall für den Gifhorner Regenten Herzog Franz von Braunschweig und Lüneburg tätig. Das Kavalierhaus ist nach dem Schloss das älteste Gebäude in Gifhorn. Es beeindruckt durch seine prächtige Sandsteinfassade, die im Stil der Weserrenaissance errichtet wurde. In den Jahren 2009 und 2010 wurde das Gebäude rundum saniert, so dass es heute in altem Glanz erstrahlt. Bemerkenswert ist der gemütliche Garten, der auf der Rückseite des Gebäudes liegt. Obwohl man hier mitten in der Fußgängerzone ist, ist der Garten eine Ruheoase.

Der Garten auf der Rückseite des Kavalierhaues ist eine Ruheoase mitten in der Stadt.

EMMA-Museumswohnung

Hinter den Mauern der beeindruckenden Fassade des Kavalierhauses findet man Ausstellungsräume und das „EMMA – die Museumswohnung im Kavalierhaus„. Gezeigt wird die vollständig eingerichtete Wohnung der letzten Kavalierhaus-Bewohnerin Emma Wrede. Fast 70 Jahre wohnte sie hier. Als sie 1997 verstarb, vermachten ihre Erben Haus und Inventar dem Landkreis Gifhorn. Die Wohnung, die nahezu unverändert belassen wurde, bildet das Herzstück des Museums. Im kühlen Keller lagern noch heute von Emma Wrede eingemachtes Obst und Gemüse.

Schreibtisch im EMMA-Museum – als ob gerade erst jemand den Platz verlassen hat.

Gifhorner Meilenstein

Vor dem Kavalierhaus befindet sich der 1986 aufgestellte Meilenstein. Er markiert den Kreuzpunkt der historischen Salzstraße von Lüneburg über Gifhorn nach Braunschweig mit der historischen Kornstraße von Magdeburg über Gifhorn nach Celle. Auf dem Meilenstein sind die Entfernungen in alten Deutschen Meilen von Gifhorn nach Braunschweig (3,5 Meilen), Celle (5,5 Meilen), Lüneburg sowie Magdeburg (jeweils 12 Meilen) angegeben. Eine alte Deutsche Meile entspricht 7420,436 Meter.

Blick auf den Meilenstein in Richtung der alten Salzstraße nach Braunschweig

Ziegenplastik

Die Plastik in der Nähe der Allerbrücke zeigt eine kleine Gruppe von Ziegen. Sie erinnert an vergangene Zeiten, in denen die Ziege als Kuh des kleinen Mannes bezeichnet wurde. Auch die ärmeren Stadtbewohner konnten sich eine Ziege leisten, so dass die Population in Gifhorn vergleichsweise stärker war als in den umliegenden Bauerngemeinden. Im Andenken an diese Zeit wurde 1996 zum 800. Stadtjubiläum die Ziegenplastik des Bildhauers Josef Baron enthüllt.

Die Ziegenfamilie wird gerne von Kindern als Kletterspielplatz genutzt. © Ingo Wandmacher
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