Vom 11. bis 22. Juni bringt die 15. Ausgabe des Festivals Theaterformen internationale Bühnenkunst aus fünf Kontinenten nach Braunschweig: Eine Bühne zur Welt.
Das Festival bespielt das Staatstheater vom Keller bis unters Dach. Regisseure aus der ganzen Welt reizen alle Möglichkeiten der Bühne aus: Vladislav Nastavševs räumt für die Darsteller von „Dunkle Alleen“ alles leer, Hans-Peter Litscher erforscht bei „Goethes Zebra“ eine skurrile Braunschweiger Sammlung und Miet Warlop lässt in „Mystery Magnet“ Farbtöpfe explodieren. Als deutsche Erstaufführung eröffnet ein „Macbeth“ frei nach Verdi am 11. Juni das Festival. Das postkoloniale Musiktheater erzählt die alte Geschichte in packenden, hochemotionalen Bildern als heutiges Drama um einen Milizenführer im Ostkongo. Der Komponist Fabrizio Cassol hat Verdis Oper für das zwölfköpfige serbische No Borders Orchestra und südafrikanische Sänger neu bearbeitet.
Das Festival-Programm präsentiert die ganze Bandbreite an Möglichkeiten, die das Erzählen auf der Bühne bietet. Ort des Erzählens ist vor allem die Bühne und weniger der Zuschauerraum oder die Stadt. Die Künstler suchen nach neuen alten Formen, um die Welt im Theaterspiel zu erfassen. Vier Produktionen verlassen die Bühne, darunter „Mein angstfreier Raum“, das in den Katakomben des Staatstheaters zum Backstage-Thriller wird.
Persönliche Geschichten aus der großen Geschichte…
… sind Grundlage für eine Reihe von Stücken, die ebenso politisch wie unterhaltsam sind. So erforschen in „Das Jahr, in dem ich geboren wurde“ junge Chilenen das Leben der eigenen Eltern unter Pinochets Diktatur.
Béla Pintér erzählt in „Unsere Geheimnisse“ vom Budapest der achtziger Jahre, um die aktuelle politische Situation in Ungarn mit bissigem Humor zu kommentieren. Angesichts der allgemeinen Politikverdrossenheit hat Christophe Meierhans eine komplette Verfassung für ein völlig neues politisches System entwickelt, von dem er die Zuschauer in seinem Stück „Some use for your broken clay pots“ überzeugen will.
Richtig eingebunden wird das Publikum bei Yan Duyvendaks und Roger Bernats „Please, Continue (Hamlet)“. Das Stück handelt von einem realen Gerichtsfall, der einem Klassiker aus der Weltliteratur verblüffend ähnelt. Jeden Abend verhandeln Braunschweiger Richter, Staatsanwälte, Verteidiger und Gutachter das Tötungsdelikt neu – und entscheiden, ob es sich um einen Mord oder Unfall handelt.
Das Gartenhaus
Mit dem Festivalstart öffnen sich auch die Türen des Festivalzentrums Gartenhaus Haeckel im Theaterpark: Hier treffen sich Publikum, Gäste und Künstler bei feinen Speisen und Getränken, Open-Air-Konzerten und ausgewählten Fußball-Übertragungen – beste Sommerunterhaltung auch nach dem Theaterbesuch! Auf der kleinen Bühne im Theaterpark werden Konzerte von Jackes Palminger, Die Höchste Eisenbahn, Erobique, Erdmöbel und Howe Gelb zu hören sein. Während Gäste, Künstler und Musiker bei einem Getränk ins Gespräch kommen, der Musik vor der Bühne lauschen und den Sommerabend unter freiem Himmel genießen, stellt sich das richtige Festivalgefühl ein. Der Eintritt zum Festivalzentrum und den Konzerten ist frei.
Hintergrund
Das Festival Theaterformen ist eines der größten Festivals für internationales Theater in Deutschland. Veranstaltet vom Niedersächsischen Staatstheater Hannover und dem Staatstheater Braunschweig wird es finanziert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und unterstützt durch die jährlich wechselnden gastgebenden Städte Hannover und Braunschweig sowie die Stiftung Niedersachsen und die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. 1990 in Braunschweig gegründet, bildet das Festival die Vielfalt zeitgenössischer Theaterformen ab: Schauspielertheater, Klassikerinszenierungen, neue Dramatik, experimentelle Formate, Performances, szenische Installationen und Site-Specific-Projekte, die den klassischen Bühnenraum verlassen und städtischen Raum der Gastgeber-Orte einbeziehen stehen auf dem Programm. Seit 2007 wechseln sich die Gastgeber Braunschweig und Hannover jährlich ab.
Daten & Fakten
- Anzahl der Produktionen: 18
- Anzahl der Künstler/innen: 209 aus 14 Ländern
- Anzahl der Veranstaltungen: 98
- davon Theatervorstellungen: 62
- Anzahl der Spielorte: 9
Uraufführungen: 3
- Goethes Zebra. Hans-Peter Litscher I Schweiz
- Statue of Loss. Faustin Linyekula I Studios Kabako I D.R. Kongo
- sounds like war: Kriegserklärung. andcompany&Co. I Deutschland
Deutsche Erstaufführungen: 7
- Macbeth. Brett Bailey I Third World Bunfight I Südafrika
- Dunkle Alleen. Vladislavs Nastavševs | New Riga Theatre | Lettland
- Stück vom Vergessen. Tom Struyf I Belgien
- Some use for your broken clay pots. Christophe Meierhans I Schweiz, Belgien
- Intimacy. Ranters Theatre I Australien
- Das Jahr, in dem ich geboren wurde I Lola Arias I Argentinien, Chile
- Please, Continue (Hamlet) I Yan Duyvendak, Roger Bernat I Schweiz, Spanien
Kartenpreise
Regulär: 6 bis 18 Euro. Ermäßigt: im VVK 7 bis 9 Euro an der Abendkasse bei Verfügbarkeit 6 €
Die Webseite zu den Theaterformen
Impressionen von den Theaterformen 2012 in Braunschweig auf Facebook
die perser, aischylos/heiner müller. regie/konzept claudia bosse mit einem chor von 340 bürgerInnen.
Was läuft sonst gerade an Theater in unserem Sendegebiet?
Hannover: KunstFestSpiele Herrenhausen
Hann. Münden: WHAT a MAN – Doktor Eisenbart
Stade: Mord auf der Nordstern. Das Krimi-Dinner
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Sie wollen noch mehr über Braunschweig wissen? Hier geht es zur aboutcities-Website. Mit noch mehr Lustmachern und Angeboten.
Bildnachweise:
„Mystery Magnet“, Foto: Reinout Hiel
„Dunkle Allee“, Foto: Gints Malderis