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Erkundungstour durch Bützfleth: Mit dem Reiseführer des Zufalls in Stade

Titelfoto

Abbenflether Strand: In Bützfleth gibt's Urlaubsgefühle inklusive.

Das Experiment: Erkunde einen Stadtteil, in dem du noch nie warst. Das ist die perfekte Aufgabe für mich, da ich nicht aus Stade komme und noch längst nicht alle besonderen Ecken kennengelernt habe. So führte mein Stadtexperiment mich an einem schönen Sommertag auf eine Erkundungstour durch Bützfleth.

Bützfleth: Ein Stadtteil voller Gegensätze

Bützfleth liegt nördlich vom Stadtzentrum Stade direkt am Elbdeich. Grüne Wiesen säumen die Straße bis zum Ortseingang, ein modernisiertes Zentrum bildet das Herzstück mit modernen Gebäuden, frisch erneuerten Straßen und Einkaufsmöglichkeiten.

Das Zentrum lasse ich schnell hinter mir und biege in eine schmale Straße, die direkt am Deich entlang führt. Die linke Straßenseite flankieren schmucke Einfamilienhäuser mit gepflegten Gärten, und blühenden Blumenbeeten. Der herrliche Duft der Blütenpracht vermischt sich mit dem herben Geruch nach Elbwasser und Wind. Wenn man auf dem Deich steht und den Blick über dieses schöne Fleckchen Erde schweifen lässt, fühlt man sich, als wäre man gerade im Urlaub angekommen und mache die ersten Schritte auf unbekanntem Boden.

Herrlicher Blick vom Deich

Nach einer ganzen Weile, die ich der schmalen, kurvigen Straße dem Deich entlang gefolgt bin, wo mir bei dem schönen Wetter reichlich begeisterte Radfahrer entgegen kamen, macht die Straße einen Knick und geht in eine geschotterte Fahrbahn über. Schon bald sehe ich auf meiner rechten Seite alte rote Backsteingebäude – denn hier beginnt eine Reise in die Vergangenheit Stades.

Auf in die Vergangenheit: Festung Grauerort

Die Gebäude gehören zum historischen Fort „Grauerort“.  Die Festung Grauerort wurde in den Jahren 1869 bis 1879 von den Preußen zum Schutz vor feindlichen Schiffen auf der Elbe errichtet, allerdings wurde sie nie im Zuge von Kriegshandlungen genutzt.

Historischer Charme im Innenhof der Festung Grauerort.

Durch eine Unterführung, in der es angenehm kühl ist, gelange ich in das Innere der Festung. An den Wänden hängen Tafeln mit Informationen über das Fort Grauerort und Darstellungen von damals. Am Ende des Tunnels erwartet mich ein großer, offener Innenhof, in dessen Mitte ein riesiger und mit Sicherheit sehr alter Baum steht, auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes beginnt der Rundgang.

Die alten Mauern bieten eine angenehm kühle Abwechslung zur heißen Nachmittagssonne. Ich laufe durch die schmalen Gänge und lasse die Atmosphäre auf mich wirken. Im Gebäude ist es mucksmäuschenstill und über eine schmale Treppe gelange ich nach oben auf das Gebäude. Von hier aus hat man einen Blick über den großen Platz. Auf der anderen Seite schaut man direkt über den Deich und auf die Elbe.

Die Festung liegt direkt am Deich.

Nachdem ich den Rundgang durch die Festung beendet habe, besuche ich das Café des Museums, wo es Kaffee, Kuchen, Eis und ein paar andere Kleinigkeiten zu essen gibt.

Das Fort Grauerort wird von den Mitgliedern des Vereins Festung Grauerort e. V. ehrenamtlich betrieben und die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern und aus dort stattfindenden Veranstaltungen fließen komplett in das Museum. Mehr Infos über die Festung Grauerort findet ihr unter https://www.grauerort.com/ .

Erkundungstour entlang alter Schienen

Nach der kleinen Stärkung im Café mache ich mich zu Fuß auf, um die nähere Umgebung zu erkunden. Über die Schotterstraße vor dem Museum gehe ich Richtung Deich und passiere eine schmale Unterführung. Links von mir ziehen sich die Begrenzungsmauern der Festung durch die grüne Landschaft und rechts von mir befindet sich direkt der Deich, sodass ich das Wasser der Elbe schon hören kann.

Außerdem fallen mir schmale Schienen auf: zu schmal für die S-Bahn oder für andere bekannte Züge des Nahverkehrs, und warum sollte der auch hier lang fahren. Die Schienen gehörten einst zur Infrastruktur des Forts Grauerort. Heute werden sie noch für Fahrten mit der Feldbahn genutzt, mit der man auf einem ca. 1200m langen Rundkurs das Gelände der Festung anschauen kann. An Sonn- und Feiertagen werden regelmäßige Fahrten mit der kleinen Bahn angeboten.

Auf diesen Schienen um die Festung.

Urlaubsfeeling am Abbenflether Strand

Ich laufe die Treppen hoch auf den Deich und blicke von oben auf einen hellen Sandstrand, das dunkle Wasser der Elbe und die alten Aquädukte der Festung, die bis auf den Strand ragen. Ein paar Menschen hatten denselben Gedanken, wie ich und verbringen den Sommertag am Strand. Neben Kindern tummeln sich hier auch Hunde und alle genießen gleichermaßen die Abkühlung im flachen Wasser. Weiter hinten ziehen die großen Container-Schiffe ihre Schneisen in die Elbe und kleinere Schiffe flitzen über das nahezu unbewegte Wasser.

Aquädukt am Abbenflether Strand.

So schön und erfrischend das kühle Nass der Elbe auch ist, sollten die Flussströmung und der Sog der vorbeifahrenden Schiffe nicht unterschätzt werden. Beim Baden ist dringend Vorsicht zu wahren und Kinder sollten nicht unbeaufsichtigt bleiben. Mit ein Wenig Obacht ist ein schöner Strandtag in Bützfleth aber fast schon unausweichlich.

Mit den Füßen im Wasser laufe ich den Strand entlang und spüre die Entspannung, die mich immer überkommt, wenn ich am Wasser bin. Obwohl ich nur eine dreiviertel Stunde von Zuhause entfernt bin, fühle ich mich wie im Urlaub.

Zufrieden und ein wenig erschöpft von meiner Erkundungstour durch Bützfleth und den schönen und spannenden Erlebnissen, mache ich mich langsam auf den Heimweg. Ich genieße noch einmal den hübschen Anblick der Häuser am Deich und befinde mich schon bald wieder auf der Hauptstraße.

Industrie-Hochburg im Grünen

Kurz hinterm Ortsausgang bemerke ich die Beschilderung von großen und namhaften Industrie-Firmen. Ich verlasse die Hauptstraße und folge der Beschilderung in ein großes Industriegebiet, das direkt an der Elbe zu liegen scheint. Trotz der großen Hallen und vielen Masten schmiegt sich die Industrie hier merkwürdigerweise in die Landschaft und stört das idyllische Bild kaum. Unglaublich, was einen auf einer Erkundungstour durch Bützfleth so alles erwartet.

Wo Idylle und Industrie aufeinander treffen.

Hier in Bützfleth hat unter anderem die Dow Chemicals, ein Chemieunternehmen, das Kunststoffe, synthetisches Kautschuk und eine Reihe von Grundchemikalien produziert, ihren Sitz und bewirtschaftet die größte Fläche im Industriegebiet. Innerhalb kurzer Zeit nach der Produktionsaufnahme 1972 hat das Dow-Werk in Stade sich zu einem der größten und bedeutendsten Industriebetriebe in Niedersachsen entwickelt und schafft Arbeitsplätze für über 1.300 Mitarbeiter. Ziemlich beeindruckend, wie ich finde.

Seit 1973 beherbergt Bützfleth neben der Dow das Werk der AOS, Aluminium Oxid Stade. In der Oxidfabrik wird Aluminiumoxid produziert, das Verwendung in den unterschiedlichsten Bereichen des Lebens findet und uns allen regelmäßig über den Weg läuft. Von der einfachen Alufolie, die es wohl in nahezu jedem Haushalt gibt, über die Kapseln für den morgendlichen Kaffee, die Einweg-Grillschale oder die Getränkedose bis hin zur Verwendung in der Gesundheitsbranche und neuen Technologien.

Nun beende ich meine Erkundungstour durch Bützfleth, lasse das Städtchen wieder hinter mir, genieße das Grün der Wiesen links und rechts der Straße und stelle fest, wie schön die Landschaft doch ist: platt, grün, mit gefleckten Kühen auf den Weiden – ganz, wie man sich die Umgebung einer waschechten norddeutschen Hansestadt vorstellt.

Fazit: In Bützfleth ist für Jeden etwas dabei

Mein Fazit des Experiments: Es lohnt sich immer, mal über den Tellerrand hinauszuschauen und fernab von den typischen Touristen-Attraktionen nach Überraschungen in einer Stadt zu suchen. Bützfleth vereint die wunderbaren Eigenschaften eines Strandidylls mit einer Industrie-Hochburg und dem majestätischen Charme einer historischen Festung. Mit all diesen Highlights ist eine Erkundungstour durch Bützfleth absolut einen Nachmittag wert und jeder wird etwas finden, das ihm dort gefällt.

Für mich war die Erkundungstour ein tolles Erlebnis, das definitiv wiederholt wird. Schaut doch auch einfach mal über den touristischen Tellerrand hinaus und besucht einen Stadtteil, den ihr noch nicht kennt.

Meine Blogger-Kolleginnen und Kollegen haben mit dem Reiseführer des Zufalls spannende Momente erlebt und ihre Städte mal ganz anders kennengelernt. Wie? Das erfahrt ihr hier: Mit dem Reiseführer des Zufalls durch Niedersachsens Städte.

Ein Spaziergang im Grünen.
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