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Entschleunigte Zeiten in Osnabrück

Piesberger Gesellschaftshaus, Gartenstühle (c) B.Neuhaus

Auch der Spätsommer geht mal zu Ende - auch am Piesberg in Osnabrück.

Spekulatiuskekse und Dominosteine liegen schon lange in den Regalen der Supermärkte, auch die Weihnachtsdeko ist nicht mehr zu übersehen. Und so kommt oft schon Mitte November das Gefühl auf, man müsste Geschenke besorgen oder das Essen für den Heiligen Abend planen. Wie wäre es aber, die Zeit dafür zu nutzen, um auch mal abzuschalten und sich dem Alltag zu entziehen. Oder: Einfach die Dinge zu machen, für die sonst keine Zeit bleibt.

Aber was soll man im November unternehmen, wenn die Tage kurz sind und es nass und ungemütlich ist? In Osnabrück und dem Osnabrücker Land gibt es da einige „Inseln“ in der Weihnachtstrubelzeit!

Auf dem Wochenmarkt Besonderes einkaufen

Einen kleinen Kurzurlaub ohne Stress kann man ganz einfach hinbekommen: Der Wochenmarkt auf dem Domhof in der Osnabrücker Innenstadt ist da schon mal ein Anfang. Für viele mag das nichts Besonderes sein, aber probiert es einfach aus, den gemütlichen Bummel durch die herbstlichen Farben entlang der dicht an dicht gereihten Ständen und Wagen.

Außer Herbstluft und frischen Lebensmitteln gibt es auf dem Wochenmarkt in Osnabrück auch Stände mit Säften, Kaffee oder einem leckeren Mittagsimbiss. Foto (c) OMT/Detlef Heese

Das Fahrrad stelle ich an der Hasestraße vor dem Dom ab. Die erste Reihe links gehört den Blumenhändlern, aber zuerst besuche ich die alte Bäuerin, die Möhren, Radieschen und Petersilienwurzeln aus einfachen Holzkisten verkauft. Wenn das gusseiserne Gewicht nach oben gleitet, kommt noch eine handvoll Gemüse drauf, dann passt es. In der knallroten „Kartoffelkiste“ von Hans-Jürgen Niermann gibt es nur Zwiebeln und Kartoffeln, dafür aber fünf Sorten. Das macht gar nichts, denn ich gucke dem Kartoffelmann gerne bei der Arbeit zu: Er füllt Jutebeutel und Einkaufsnetze und weiß, welche Kartoffeln sich am besten für Klöße, Reibekuchen oder Stampf eignen.

Beim Dinkelbäcker Martin Volkmann gibt es Pflaumenkuchen für den Nachmittag. Das Baguette für abends hole ich bei Tante Sophie, aus ihrem restaurierten Citroen-Lieferwagen. Die Zutaten ihrer Brote kommen aus der Region, sogar das Salz, das aus der Bad Essener Sole im Osnabrücker Land gewonnen wird. Den Käse dazu kauft man zum Beispiel von Jacobs Hofkäserei, hier gibt es dazu die beste Butter. Und wer wissen möchte, wie gut Joghurt und Milch wirklich schmecken können, sollte die von Familie Jacob probieren.

Noch eine Idee: KupKajks. Für ein 2. Frühstück auf dem Wochenmarkt gut geeignet. Foto © Brigitte Neuhaus

Der Rucksack ist so langsam voll und ich bin mitten drin im Genuss-Wochenende.
Osnabrück im Internet

Plüschcafè und Liegestuhl auf dem Piesberg

Immer selbstgemachter Kuchen, der ziemlich schnell „aus“ ist, weil einfach so lecker. Piesberger Sonntagscafé (c) B. Neuhaus

Mein Rezept für „Entschleunigung“ ist – ihr ahnt es: Ein Besuch auf dem Piesberg: Rauskommen, ein bisschen bewegen aber nicht zu viel und gemütlich einkehren. Je nach Temperatur draußen oder drinnen. Heute haben mich die letzten herbstlichen Sonnenstrahlen am Piesberger Gesellschaftshaus in den Kastaniengarten gelockt. Aber drinnen im Café wartet das rote Plüschsofa auf meinen nächsten Besuch an einem wirklich garstigen November-Niesel-Nebelsonntag. Lesefutter und eine  immer wieder neue Auswahl hausgemachter Kuchen oder Torten sorgen für das „rundum-Wohlgefühl“.

So muss ein Café sein: Roter Plüsch: Café im Piesberger Gesellschaftshaus. Lesefutter steht im Regal daneben. (c) B.Neuhaus

Der Alltag bleibt auf jeden Fall draußen und das Maß der Entschleunigung bestimme ich selbst: Kuchen vor oder nach der Wanderung um den Piesberg? Lange oder kurze Tour? In jedem Fall empfehle ich euch den Aufstieg zur Aussichtsplattform, die an einem alten Windrad aufgehängt ist. Der weite Blick in den Steinbruch auf der einen Seite und hinüber in den Teutoburger Wald auf der anderen Seite tut sein Übriges, um „runter“ zu kommen. Jetzt ist es dort oben besonders schön in die bunt gefärbten Wälder zu blicken. Und die meist frische Brise pustet mir eh den Kopf frei. Hier oben seid ihr 200 m über NN – das ist nicht gigantisch, aber für den Norden irgendwie schon. Und für das Gefühl von Weite sowieso.

Blick von der Aussichtsplattform Richtung Norden in den Steinbruch am Piesberg (c) B. Neuhaus

Im Zenit bouldern

Wenn am Wochenende die Sonne so gar nicht durch die dichten Nebelschwaden brechen will und es draußen ungemütlich ist, überzeugen Schwimmbad oder Museum nicht immer. Ein ganz anderer Vorschlag: Bouldern. Was das ist? Auf der Internetseite der Zenit Boulderhalle in Osnabrück erfährt man: Bouldern ist Klettern ohne Sicherung in Absprunghöhe über Fallschutzmatten.

Nach einem ausgiebigen Sonntagsfrühstück steht man also gespannt am hölzernen Tresen in der ehemaligen Fabrikhalle auf dem Kulturhof an der Dammstraße. Es dauert nur ein paar Minuten, bis man angemeldet und eingewiesen ist. Eine Sicherung ist nicht nötig und es kann direkt losgehen. Man klettert nach Farben und Schwierigkeitsgrad und auf jeden Fall mit Spaß. Das gilt auch fürs Scheitern, denn man fällt weich auf spezielle, fugenlose Matten.

Erst die Woche drauf spürt man als Anfänger eine Vielzahl von Muskeln, die man vorher nicht kannte. Foto (c) Zenit Boulderhalle

Wer das Klettern dann doch zu waghalsig findet, braucht keine Angst vor Langeweile haben: Spannender als ein Kinofilm ist es, die Profis zu beobachten, die sich geschmeidig auf den blauen und roten Routen wie schwerelos vier Meter hoch an der Wand auf den verschraubten Griffen bewegen oder direkt unter der Decke zu schweben scheinen.

Der Kaffee aus der Siebträgermaschine schmeckt köstlich, dazu gibt es ein knisterndes Kaminfeuer und gemütliche Sitzsäcke auf selbst gebauten Holzmöbeln. Dass man etwas für die Fitness getan hat, merkt man noch zwei Tage später in Muskeln, von denen man nicht wusste, dass es sie gibt.
Bouldern im Zenit

Dies sind meine Tipps, um die hektische Zeit vor Weihnachten zu unterbrechen. Wonach es einem auch immer ist: Entschleunigter Start ins Wochenende, Lichtkunst oder einem intensiven Training, das Körper und Geist in Anspruch nimmt. Dies sind alles wunderbare Dinge, um sich aus dem Alltag herauszuziehen. Und dann kann Weihnachten gerne kommen!

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