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Cestnik-Jahr in Einbeck

Cestnik Mural

Über der Open-Air-Galerie thront eine riesiges Cestnik-Mural, geschaffen von der Künstlerin pARTricia.

Einbeck ist nicht nur bekannt für Oldtimer, Fachwerk und Bier. Die ehemalige Hansestadt im Süden Niedersachsens kann auch Kunst! Dem Einbecker Künstler Franz Cestnik, der am 28.11.2011 verstarb, wird von 03. August 2020 bis 03. August 2021 ein ganzes Themenjahr gewidmet – das Motto im Cestnik-Jahr lautet also: Cestnik kennt jeder!

Cestnik kennt jeder? Vielleicht nicht unbedingt. Mit diesem Beitrag möchte ich das ändern und euch auf eine kleine Reise in die Welt des Künstlers mitnehmen!

Wer war Cestnik?

Franz Cestnik war Künstler, Maler, Autodidakt und ein waschechter Einbecker. Geboren vor einem guten Jahrhundert, am 03. August 1921, begann er nach dem Schulabschluss mit einer Lehre als Musterzeichner in einem Atelier in Einbeck und arbeitet im Anschluss in diesem Berufsfeld weiter. Mit 19 Jahren wurde er für den Kriegsdienst bei der Wehrmacht eingezogen. Er überlebte, war jedoch schwer gezeichnet. Nach dem Ausscheiden aus dem Krieg fokussierte er sich mehr und mehr auf künstlerische Tätigkeiten, trotz der unsicheren Zukunftsperspektive als freischaffender Künstler. Cestnik besuchte im Laufe seiner Karriere nie eine Kunsthochschule. Er ging bei befreundeten Künstlern und Malern in die Lehre. Mit den Jahren erweiterte er sein Repertoire, erlernte Kaltnadelradierung, Holzschnitttechniken und befasste sich intensiv mit Ölmalerei.

1954 kommt es zur ersten Einzelausstellung in Hildesheim, weitere werden sich anschließen. Die Werke des Einbecker Malers wurden u.a. in Frankfurt, München, Würzburg und selbst in Frankreich in den 60er Jahren ausgestellt.

Start ins Cestnik-Jahr

Doch zurück ins Hier und Jetzt. Franz Cestnik wurde und wird ein gesamtes Jahr gewidmet. Initiiert wurde dies vor allem durch Patricia und Martin Keil, die in enger Zusammenarbeit mit den Söhnen Cestniks einiges auf die Beine stellen konnten.

Ich finde, er darf nicht in Vergessenheit geraten. […] Seine Strahlkraft, die er auch damals hatte, die darf wieder auf erleben.

Patricia Keil

Der Auftakt erfolgte für die öffentliche Wahrnehmung am 3. August 2020 – exakt 99 Jahre nach seiner Geburt. Geladen wurde zur Eröffnung der Open-Air-Cestnikgalerie am Alten Backhaus unter freiem Himmel bei aller feinstem Wetter. pARTricia kennt ihr ja bereits von unserem Beitrag über die Einbecker Street Art. Kreativität für das Startevent war dementsprechend vorprogrammiert. So gab es beispielsweise ein „rollendes Piano“, welches die Veranstaltung musikalisch eröffnete und begleitete. Gesangseinlagen, Sekt und Häppchen rundeten die Eröffnung zum Cestnik-Jahr ab.

Ein kleiner Einblick in den Start des Cestnik-Jahres! ©fb Frank Bertam

Eröffnung der Dauerausstellung

Das nächste Highlight im Cestnik-Jahr ließ nicht lange auf sich warten. An einem sonnigen Sonntagmorgen begab ich mich zur Eröffnung der Dauerausstellung. Die Lokalität der Vernissage war sein Geburtshaus in der Wolperstraße 25, direkt in der Einbecker Altstadt. Wie hier in der Innenstadt üblich, handelt es sich natürlich um ein Fachwerkhaus.

Die Kunstwerke des Malers verteilen sich in kleinen Räumen im gesamten zweistöckigen Haus. Die Ausstellung ist dabei jedoch nicht eine bloße Ansammlung der bekanntesten Werke Cestniks. Sie soll den Besucher:innen viel eher einen Eindruck seiner künstlerischen Entwicklung geben. Dementsprechend sollte man mit seiner persönliche Cestnik-Entdeckungsreise im Erdgeschoss beginnen und sich von Raum zu Raum vor ins Obergeschoss arbeiten. Aber Obacht, der Steigungsgrad der Treppe ist etwas heikel.

Cestnik verbindet flächige Welterfahrung mit dem Traumlicht des Künstlers.

Dr. Christian von Heusinger, Kunsthistoriker

Am Ende meiner Entdeckungstour, nach zwei Geschossen und sechs Räumen voll Cestnik, bin ich beeindruckt, aber es beschleicht mich auch ein leichtes Gefühl der Melancholie. Seine Werke strahlen eine Art Traurigkeit und Schwere aus. Sie wirken, als käme seine Inspiration aus einer anderen Welt. Auch für Nichtkunstkenner:innen wie mich, öffnet Cestnik eine Tür in künstlerische Greifbarkeit. Seine Werke lassen niemanden kalt.

Der Künstler besitzt eine eigene Farbskala und einen eigenen Farbauftrag…die Schatten in seinen Bildern lassen auf keine Lichtquelle zurückschließen. Ein solcher Lichteinfall in einem Bild wäre ein Stück Realität. Cestnik vermeidet diesen Bezug zur Realität.

Verfasser unbekannt, Teil der Ausstellungsinszenierung

Patenschaft für Kunstenthusiasten

Eine weitere glänzende Aktion ist eine Art Patenschaft. So ist es möglich gegen einen Obolus einen Platz in der Open-Air-Galerie schräg gegenüber vom Cestnik-Haus zu erwerben. Dort wird dann ein Kunstwerk Cestniks, welches man sich im Vorfeld ausgesucht hat, wetterfest abgedruckt. Somit wird man quasi selbst ein Teil der Galerie und unterstützt dabei parallel das Cestnik-Jahr!
Meldet euch dazu einfach bei pARTricia unter patricia@kulturell.es.

Im Zuge des Cestnik-Jahres gibt es übrigens eine limitierte Kaffeedose. In Zusammenarbeit mit der Einbecker Kaffeerösterei werden Bilder von Franz Cestnik auf die Dosen gedruckt. Für Fans des Künstlers und die, die es noch werden wollen, ein absolutes Muss.

Die Cestnik-Kaffeedosen der Einbecker Kaffeerösterei
Foto: Einbeck Tourismus

Cestnik in 2021

Das Cestnik-Jahr hatte bisher schon einiges zu bieten und wird auch im kommenden Jahr nicht nachlassen. Es ist prall gefüllt mit verschiedenen Veranstaltungen zur Erinnerung an den Einbecker Künstler:

Es kommt also noch so einiges bezüglich Cestnik auf uns zu und ich freue mich sehr darauf, mich von ihm und seinen Werken weiter beeindrucken zu lassen. Vielleicht hängt sogar eines Tages ein Cestnik in meinem Wohnzimmer – wer weiß!

Hier findet ihr noch weitere detaillierte Infos zu Franz Cestnik und seid immer auf dem aktuellsten Stand rund um die Veranstaltungen in den kommenden Monaten zum Cestnik-Jahr in Einbeck.

Denn Cestnik kennt jeder! #cestnikkenntjeder

Kreative Schöpfung im Stile Franz Cestniks von pARTricia.

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