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Bühne frei! für das Theater Lüneburg

„Die Zukunft ist immer anders“

Zugegeben, meine bisherigen Berührungspunkte mit dem Theater Lüneburg waren spärlich. Meine letzte Erinnerung an dieses Haus reicht bis in die Grundschule zurück, als wir mit der Klasse ein Weihnachtsmärchen sahen. Um ehrlich zu sein, kann ich mich nicht einmal mehr an den Titel des Stücks erinnern. Generell würde ich mich nicht als großen Theaterfan bezeichnen – eine experimentelle Inszenierung von Moby Dick in Hamburg hat mich nachhaltig verwirrt.

In Vorbereitung auf diesen Beitrag nutzte ich die Gelegenheit, das Theater Lüneburg im Rahmen des Eröffnungsfestivals wieder zu besuchen. So hatte ich die perfekte Chance, in die faszinierende Welt des Theaters einzutauchen, die mir bisher eher fremd war. Besonders spannend war der Zeitpunkt meines Besuchs, denn mit dem neuen Intendanten Friedrich von Mansberg beginnt eine frische Ära am Theater Lüneburg, die in dieser Spielzeit unter dem Motto „Die Zukunft ist immer anders“ steht.

Lasset die Spielzeit beginnen

Erstmals in der Geschichte des Hauses fand ein mehrtägiges Eröffnungsfestival statt. Über mehrere Tage hinweg konnte das Publikum das Theater in all seinen Facetten erleben. Die Premieren neuer Inszenierungen, spannende Führungen hinter den Kulissen, lebendige Diskussionsrunden und stimmungsvolle Konzerte zogen zahlreiche Besucher:innen an. Sogar ein Fundus-Flohmarkt, bei dem Kostüme und Requisiten aus vergangenen Produktionen verkauft wurden, war Teil des Programms.

Das Festival verdeutlichte eindrucksvoll, wie lebendig und vielseitig das Theater Lüneburg als kultureller Treffpunkt ist und wie engagiert das gesamte Team daran arbeitet, Kultur einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Neu in dieser Spielzeit ist die „Akademie Junges Musiktheater“. Unter der Schirmherrschaft des bekannten „Phantoms“ Thomas Borchert sollen junge Talente auf ein Musicalstudium vorbereitet und gefördert werden.

Szene aus dem Grand Hotel ©Jochen Quast

Von den Anfängen bis heute

Das Theater ist eine echte Institution in Lüneburg und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Diese begann 1946 mit der Gründung als städtisches Theater. Zunächst lag der Schwerpunkt auf dem Wiederaufbau des kulturellen Lebens nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich das Theater zu einem wichtigen Kulturort in der Region. Mit der Eröffnung des Großen Hauses im Jahr 1991 wurde es zu einem Mehrspartenhaus, das heute ein breites Spektrum an Produktionen bietet. Neben dem Großen Haus, das Platz für bis zu 525 Zuschauer:innen bietet, gibt es das T.NT, welches eine intimere Atmosphäre schafft, sowie die Junge Bühne T.3, die speziell für Kinder und Jugendliche konzipiert ist.

Der Musical Klassiker „West Side Story“ ©Jochen Quast

Im Rampenlicht

In der Spielzeit 2024/2025 präsentiert das Theater Lüneburg ein spannendes Programm in seinen drei Sparten: Musiktheater, Schauspiel und Tanz.

Die Zuschauer:innen erwartet facettenreiche Aufführungen im Bereich Musiktheater. Dazu gehört die glamouröse Welt des Grand Hotel, das die Geschichten seiner Gäste in den 1920er Jahren lebendig werden lässt. Auch die legendäre West Side Story wird aufgeführt, die die Tragödie verbotener Liebe im Kontext rivalisierender Jugendbanden thematisiert. Love Never Dies, die Fortsetzung von Das Phantom der Oper, thematisiert Liebe und Verlust, während das Phantom Christine in seine Welt zurückholen will.

Die Schauspielsparte bringt packende Adaptionen auf die Bühne. Die Blechtrommel, basierend auf dem Roman von Günter Grass, erzählt die Geschichte von Oskar Matzerath, der als dreijähriger Junge beschließt, nicht mehr zu wachsen und die Wirren des Zweiten Weltkriegs mit seiner Trommel kommentiert. Auch die Geschichte von Pinocchio, der hölzernen Marionette auf der Suche nach Menschlichkeit, wird gezeigt. Zudem wird Schillers Don Carlos aufgeführt, ein Stück über politische Intrigen und persönliche Konflikte am spanischen Königshof.

Im Tanzbereich überzeugt das moderne Stück Restless, bei dem zwei Choreographien von zwei Choreographen gezeigt werden, die sich ganz unterschiedlich mit dem Ausdruck Restless auseinandersetzten. Schneewittchen und die sieben Zwerge hingegen bietet mit seiner charmanten Ballettaufführung ein unterhaltsames Erlebnis für die ganze Familie.

Und damit sind hier nur einige Highlights genannt, denn das gesamte Programm des Theaters Lüneburg ist noch viel umfangreicher. Es bietet eine Vielzahl an Stücken, die für jeden Geschmack etwas bereithalten. Schaut doch mal rein, hier gehts zum Spielplan.

Licht aus? Theater in Not

Doch wie viele Kultureinrichtungen kämpft auch das Theater Lüneburg zunehmend mit finanziellen Herausforderungen und einer alternden Zuschauerschaft. Steigende Betriebskosten und begrenzte öffentliche Fördermittel setzen dem Theater zu. Besonders emotional diskutiert wurde die Zukunft des Orchesters. Dank einer Entscheidung von Stadt und Landkreis bleibt dessen Fortbestehen vorerst gesichert. Diese Entscheidung zeigt, wie stark der kulturelle Wert des Theaters und seines Orchesters für Lüneburg und die Region eingeschätzt wird.

Um weiterhin erfolgreich zu sein und neue Zielgruppen zu erschließen, gibt es zahlreiche Kooperationen mit lokalen und regionalen Partnern. In Zusammenarbeit mit der Leuphana Universität, der Kunstsammlung Henning J. Claassen, der Musikschule und verschiedenen Schulen der Region werden diverse Projekte umgesetzt. Diese Kooperationen stärken nicht nur die kulturelle Bildung, sondern tragen auch dazu bei, das Theater in allen Altersgruppen fest zu verankern. Mit einem vielseitigen Programm, das zunehmend auch außerhalb der klassischen Bühnenräume in Stadtteilhäusern oder im Kulturforum stattfindet, will das Theater weiter in die Mitte der Gesellschaft rücken.

Die Blechtrommel ©Jochen Quast

Ab ins Theater!

Nach all diesen Eindrücken und Informationen kann ich nur feststellen: Ein Besuch im Theater Lüneburg lohnt sich! Das Theater ist nicht nur ein Spiegel der Gesellschaft, sondern auch ein lebendiger und wichtiger Raum für unsere Stadt. Jede neue Aufführung erweckt die Vielfalt der Kunst. Und wer weiß, vielleicht werde ich jetzt doch noch ein großer Theater (Lüneburg) Fan!

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