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Im Bauhaustakt

Gloria Köpnick, Projektleiterin "Das Bauhaus in Oldenburg"

Gloria Köpnick mit dem Bild von Karl Schwoon "In Memoriam Bauhaus Dessau I, um 1972, Gouache und Acryl," Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg

Gloria Köpnicks Suche nach den Meistern der Form

Keine Recherche war zu kompliziert. Keine Planung war zu langweilig und es gab kaum eine Herausforderung, der sie sich nicht gestellt hat in den letzten 2,5 Jahren. Gloria Köpnick vom Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte steckt gerade mitten in den Vorbereitungen für die Ausstellung „Zwischen Utopie und Anpassung – Das Bauhaus in Oldenburg“. Die Ausstellung eröffnet am 27. April 2019. Denn Oldenburg und das Landesmuseum haben eine einzigartige Bauhaus-Vergangenheit. Sie lädt ein zu einem spannenden Blick auf Menschen und ihre Familiengeschichten. Anhand der bewegten Lebensgeschichten von vier Bauhäuslern (Hans Martin Fricke, Hermann Gautel, Karl Schwoon und Hin Bredendieck) aus Oldenburg und Ostfriesland rekonstruiert die Schau exemplarisch die Entwicklungen des Bauhaus-Impulses von seinen Anfängen bis in die heutige Zeit.

Vorbereitungen

Um mehr zu erfahren, habe ich mich mit Gloria Köpnick, Projektleiterin für das Bauhaus in Oldenburg, zum Gespräch getroffen.
5000 E-Mails, spannende Reisen zu Bauhäusler-Nachkommen, in Archiven stöbern und sehr viel lesen-Aus diesen Zutaten bestand seit Ende 2016 der Arbeitsalltag von Gloria.
Wir haben uns im Augusteum, wo sie derzeit mit dem Aufbau der Ausstellung beschäftigt ist. Das Interview fand in einen besonderen Ausstellungsbereich statt. Der Raum, in dem exakt die Bauhaus-Werke einer „Bühnenbild-Ausstellung“ gezeigt werden sollen, die zwischen 1926 und 1930 schon mal in einer Ausstellung in Oldenburg zu sehen waren. Damals unter Beteiligung von Oskar Schlemmer und László Moholy-Nagy.

Das Oldenburger Augusteum.

Zu Gloria Köpnick und was sie am meisten beeindruckte!

Gloria Köpnick ist Kunsthistorikerin und stammt aus Berlin. Sie studierte mit Fokus auf die Forschung zur Weimarer Republik. Ein Volontariat hat sie dann 2014 ins Landesmuseum nach Oldenburg verschlagen. Im Anschluss bekam sie dann im Rahmen eines Forschungsprojekts die Chance erstmals das Wirken von vier Bauhäuslern aus Nordwestdeutschland zu erforschen und damit wissenschaftliches Neuland zu betreten. Also ist sie geblieben. Somit sind aus zwei geplanten Jahren schon fast fünf geworden. Und sie fühlt sich wohl, denn auch in Oldenburg ist es manchmal ein bisschen wie in Berlin ;-). Ein paar Minuten Gespräch mit ihr und man merkte, dass sie ihre Arbeit richtig gerne macht.

Gloria Köpnick mit dem Bild von Karl Schwoon „In Memoriam Bauhaus Dessau I, um 1972, Gouache und Acryl,“ Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg

Gloria Köpnick trifft Nachkommen von Bauhäuslern

An ihrem Forschungsprojekt „Avantgarde in der Provinz“ mag sie besonders, dass es um Menschen geht. Sie erzählte mir von ihrer Reise zum Sohn von Hin Bredendieck, der heute in Irland lebt. In seinem Cottage bewahrte er den fast vollständigen Nachlass auf. „Das ist für eine Kunsthistorikerin wirklich was Außergewöhnliches. Normalerweise sind Nachlässe einfach nicht mehr auffindbar“, berichtete sie mir. Deswegen freut sie sich auch auf den Besuch von Hin Bredendiecks Tochter, die in den USA lebt. Als sie noch ein Baby war emigrierte die Familie Bredendieck während des Zweiten Weltkrieges in die USA. Die Tochter lebt noch heute dort. Zur Ausstellung kommt sie erstmals zurück in ihre Geburtsstadt.
Außerdem schätzt sie den Bauhausgedanken, der Toleranz und das freiheitliche Miteinander in sich trägt. Besonders die Fotografie der Bauhausepoche hat es ihr angetan, da diese oft keine sorgfältige Komposition von Bildelementen enthalten, sondern es um einen experimentellen Charakter geht.

Vier Bauhäusler (Hermann Gautel, Robert Lenz, Hin Bredendieck und Lony Neumann?), um 1929, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, Nachlass Hermann Gautel.

Die einzigartige Avantgardegeschichte des Landesmuseums und die reichhaltigen Archive im Museum selbst und in der Stadt Oldenburg ermöglichen es, die Geschichte des Bauhaus-Impulses und der Wirkungsgeschichte dieses erfolgreichen kulturellen Exportartikels Deutschlands im Nordwesten sichtbar zu machen.
Und wie es sich für eine bedeutende Ausstellung gehört, gibt es natürlich auch ein paar Souvenirartikel zu erwerben im Shop des Museums und in der Oldenburg-Info im Lappan. Mir gefällt besonders der Bleistift.

Veranstaltungs-Tipp

Wer von euch Freude am Kreativsein hat, sollte sich das Bauhaus-Wochenende in Oldenburg in den Kalender eintragen. Vom 24. bis 26. Mai 2019 findet in Kooperation mit der Werkschule in Oldenburg ein experimentelles Wochenende statt. Hier kann man eigenhändig in Bauhaus-Manier tätig werden. Mit Design-Profis könnt ihr denken, planen und entwerfen.

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