„Das ist eine ganz besondere Minze, riech mal dran,“ sagt der Marktverkäufer einladend. Und tatsächlich, die Minze riecht nach Rosen. Schade, dass ich sie nicht mitnehmen kann, denn heute habe ich noch so einiges vor. Neben dem Marktbesuch, schaue ich mir auch die historischen Gebäude der Stadt an und spaziere durch das Mühlenmuseum. Für den Nachmittag ist ein Ausflug in die Gifhorner Heide geplant, auf den ich mich schon besonders freue.
Nur eine Viertelstunde später bin ich aus der Stadt draussen und schließe neue Freundschaft mit zwei wunderschönen Pferden auf dem Weg zum Mühlenmuseum.
Die Zeit vergeht wie im Flug…
…und nach einem kurzen Mittagssnack vom Markt heißt es: Auf in die Heide. Zur Einstimmung habe ich mich ein wenig in die Gedichte von Hermann Löns eingelesen.
„Drei Birken sind es und nicht sieben
valleri und vallera
ein schönes Mädchen tat ich lieben
juppheidi heida
drei Tage lang auf brauner Heid
dann war sie aus, die schöne Zeit“
Der deutsche Journalist Hermann Löns war bekannt als Heidedichter. Er fand in der Heide sein Landschaftsideal und das spiegelte sich später in seinen Texten wider. Auf der Suche nach ähnlich wunderbaren Bildern begeben sich noch heute viele in die Heide. Zum Beispiel in die Gifhorner Heide unweit der kleinen Ortschaft Winkel, wo Hermann Löns gerne verweilte.
Naturschutzgebiet Gifhorner Heide
Ich spaziere mit Brigitte Preiß, Kultur- und Landschaftsführerin in der Südheide Gifhorn durch die Landschaft und erfahre so einiges von der studierten Geografin, die selbst gerne kritische Fragen stellt. Die Gifhorner Heide ist ein Naturschutzgebiet das als Naherholungszentrum für die Anwohner und als Sehenswürdigkeit für Besucher gilt. Mit dem Auto sind es nur wenige Minuten bis zum Parkplatz Winkel, Startpunkt der Führung. Wir haben Glück, noch ist keine Hochsaison und unter der Woche ist auch weniger los.
Die Gifhorner Heide wird liebevoll auch Gifhorner Schweiz genannt, wegen der kleinen Hügel und Täler. Doch wie kommt die Heide eigentlich hierher?
Die Heide ist dort entstanden wo die letzten Gletschermoränen ihre Ausläufer hatten, so lassen sich die Sandhügel erklären. Als man in Lüneburg angefangen hat Salz abzubauen brauchte man viel Holz, ebenso für den Bau der wunderschönen, teils heute noch erhaltenen Fachwerkhäuser. Also wurde mehr und mehr Wald abgeholzt und da Aufforsten noch kein Thema war, bildete sich an vielen dieser Stellen die Heide. Bald zogen die Schäfer mit ihren Heidschnucken ein, die besonders gerne an dem Heidekraut naschten. Sie hielten die Heide jung und gut gedüngt. Im Altweibersommer machten die Schafe zudem die Wege frei von Spinnweben, was den Bienen wiederum ihren Job erleichterte. Eine perfekte Symbiose.
Heutzutage sind die Schafe meist abgezogen und die Heide muss händisch gepflegt werden, damit Föhren und Birken nicht in Windeseile überhand nehmen und damit sie nicht verholzt. Denn verholzte Heide blüht im Herbst nicht. Und damit hätte Hermann Löns und seine Bewunderer keine Freude.
Aber auch jetzt wo die Heide noch nicht blüht fällt es nicht schwer, seine Gedanken wandern und die pastellfarbene Heide ihre beruhigende Wirkung ausüben zu lassen…
Eindrücke vom Markttag in Gifhorn
Über die Autorin: Lea Hajner ist Reisebloggerin und Mitglied im Reiseblogger Kollektiv das für die aboutcities die 17 Städte besuchte.