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Relaxed durch Oldenburg radeln! Liegerad im Test

Probesitzen auf dem Liegerad

Spätestens seit diesem Frühjahr sind die Liegerad-Fahrer aus dem Oldenburger Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Ich bin neugierig auf dieses interessante Gefährt geworden. Also, Tablet an, „Liegerad-Verleih Oldenburg“ gegoogelt, kurz angerufen und gleich einen Termin für den nächsten Tag vereinbart!

Der Liegerad-Spezialist „Die Speiche“ verleiht Liegeräder an potenzielle Käufer

Am nächsten Morgen hole ich meinen „Scorpion“ ab – und mache gleich beim Probesitzen den ersten Fehler: „Beim Hinsetzen immer vor den Pedalen stehen“, werde ich vom betriebsamen Fachpersonal belehrt. Der Sitz ist daraufhin schnell eingestellt und ich fahre ohne größere Einweisung einfach los.

Erstmal ein bisschen auf dem Liegerad üben – bevor es in die große weite Oldenburger Welt hinaus geht

Nach ein paar Metern bemerke ich, dass ich intuitiv auf dem Fußweg gefahren bin. Uuups! Als brave Verkehrsteilnehmerin wechsle ich sofort auf die Radspur auf meinem Weg zu den nahegelegenen EWE Arenen, auf deren Vorplatz ich erst einmal ein bisschen Kurvenfahren und Bremsen üben möchte. An der Arena, in der abends die großen Veranstaltungen in Oldenburg stattfinden, wird ja um diese Uhrzeit noch nichts los sein.
Auf dem Weg dorthin muss ich nur eine Kreuzung passieren. Doch schon dort werde ich mit meiner größten Sorge konfrontiert: dem LKW-Fahrer. Ich habe Vorfahrt, aber kann der mich hier unten sehen? Offensichtlich kann er, denn er winkt mich freundlich über die Straße. Ok, eine Sorge weniger.

In den EWE-Arenen finden regelmäßig Konzerte und Sportveranstaltungen statt

An den Veranstaltungshallen angekommen, stelle ich mit Schrecken fest, dass der Vorplatz von Absperrpfosten umzingelt ist. Mist, das hatte ich nicht bedacht. Es sieht nicht so aus, als würde ich mit meinem „Scorpion“ hindurchpassen. Oder vielleicht doch? Ich steige lieber ab und versuche es mit Durchschieben. Passt
In weniger als 5 Minuten teste ich einmal das ganze Programm. Kurven, Geschwindigkeit, Bremsen. Das ging doch schneller als gedacht. Jetzt kann es richtig losgehen. Ich fühle mich sicher und düse ohne zu bremsen zwischen den Pfosten zurück in den regulären Verkehrsbetrieb.

So ein Liegerad bringt einen ins Gespräch

Auf geht es zum Hafen, wo derzeit ein neues, modernes Quartier entsteht. Mal sehen, was sich da in den letzten Wochen so getan hat.

Am Hafen entsteht ein ganz neues Quartier mit modernem Wohnraum und Gastronomie

Aha! Eine neue Gastronomie namens „Glut und Wasser“. Das muss ich mir genauer ansehen. Aber wo stelle ich mein Rad ab? Die Fahrradständer vor dem Gebäude bieten nicht genügend Platz. Da sich in Oldenburg jedoch eh keiner so recht an die vorgegebenen Abstellmöglichkeiten hält, parke ich einfach direkt neben den im Außenbereich aufgestellten Bierbänken. Noch bevor ich mir ein schönes Plätzchen suchen kann, werde ich von anderen Gästen auf „mein neues Rad“ angesprochen. Liegeradfahren hat also auch deutlich kommunikative Aspekte!
Ich studiere die Karte. Hm lecker! Muttis Klassiker wie Königsberger Klopse und Milchreis. Schade, dass ich noch nicht so recht hungrig bin. Ich bestelle also „nur“ eine der ausgefallenen Limonaden und überlege, wie meine Tour weitergehen soll …

An der Hafenpromenade treffe ich einen „Kollegen“

Test auf Herz und Nieren

Auf jeden Fall muss ich noch testen, wie „ruckelfest“ das Rad ist und wie schnell ich damit wohl fahren kann. Ich erinnere mich an eine geführte kulinarische Radtour, auf welcher wir durch eine der ältesten noch erhaltenen Straßen Oldenburgs fuhren und aufgrund des unebenen Kopfsteinpflasters nur den Mittelstreifen nutzen konnten. Das ist jetzt genau das Richtige!

Am Schlossplatz drehe ich ein paar extra Runden um eine amüsierte Stadtführungsgruppe herum

Ich fahre also als nächstes durch die Innenstadt, über den Schlossplatz, vorbei an einer Stadtführungsgruppe und dem in herrlicher Blüte stehenden Schlossgarten in das sogenannte Dobbenviertel. Hier fällt mir auf, wieviel besser man die imposanten Fassaden und Giebel der zahlreichen Stadtvillen von einem Liegerad aus bestaunen kann. Das „guckt sich“ viel relaxter als auf einem „normalen“ Rad.

Im Dobbenviertel entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts imposante Stadtvillen, die dieses Viertel heute zu einem der schönsten und teuersten Wohngegenden Oldenburgs machen

Das holprige Kopfsteinpflaster meistert das Fahrrad mit Bravour. Hm – ich bin fast ein bisschen enttäuscht. Das war unspektakulär. Ich mache mich deshalb direkt auf zum Schnellfahrtest. Hierfür will ich mich in die sogenannten Haarenniederungen begeben, wo es sehr gerade und wenig befahrene reine Fahrradstrecken gibt.

Im Dobbenviertel befindet sich noch eine Straße mit einem Straßenbelag von vor dem ersten Weltkrieg

Plötzlich komme ich an einer kleinen Skateranlage vorbei. Ich stocke kurz … man könnte ja … nein, lieber nicht! Zu gefährlich! Und außerdem ist das Rad ja auch nur geliehen. Ich setze meine Fahrt fort. Doch ein paar Meter weiter: quietschende Reifen. Die Verlockung ist zu groß. Ich MUSS es ausprobieren und kehre um. Die kleine Rampe da, die müsste man doch hochkommen. Ich nehme ein bisschen Anlauf – und tatsächlich schaffe ich es gleich im ersten Versuch. Ich probiere noch dieses und jenes und stelle zur vollsten Zufrieden fest: Das Rad ist „unumkippbar!“

Die Skateranlage an der Sporthalle des TuS Bloherfelde macht auch mit dem Liegerad Spaß

Nun jedoch weiter zum Geschwindigkeitstest. Ich schaffe circa 30 km/h. Dann ist Schluss. Na gut, mehr muss ja in der Regel auch nicht sein.

Entspannte Stunden auf der Route um Oldenburg

In den Haarenniederungen ist die Natur der Stadt ganz nah

Ich fahre noch ein bisschen weiter auf den Strecken meiner geliebten Route um Oldenburg, die man sich individuell für Fahrradtouren in und um Oldenburg zusammenstellen kann, bevor ich den „Scorpion“ wieder nach Hause bringe und auf mein gutes altes Hollandrad umsteige. Die ganze Fahrt nach Hause kommt mir vor, als würde ich im Stehen fahren. Ich überprüfe das noch einmal … Nein! Ich sitze tatsächlich auf dem Sattel. Komisches Gefühl.

Im Gespräch mit den Profis

Am Abend möchte ich die Profis kennenlernen. Ich begebe mich deshalb ins Mephisto, wo regelmäßig Treffen der Oldenburger Liegeradgruppe stattfinden. Hier treffe ich auf Dieter und Ulf, die mit ihren sogenannten Flevobikes und Velomobilen Marke Eigenbau anrücken.

Bei den einmal im Monat stattfindenden Ausfahrten der Oldenburger Liegeradgruppe sind neugierige Gäste herzlich willkommen

Nach kurzem Probesitzen merke ich schnell: Das Beherrschen dieser Gefährte bedarf ein wenig Übung und stärkt ganz gewiss die Bauch- und Rumpfmuskulatur! Also setze ich mich lieber wieder zurück in die gemütliche Runde, die gerade über die nächste gemeinsame Ausfahrt und das im Spätsommer anstehende große Liegeradtreffen in Oldenburg plaudert.

Nach dem Sport mit dem Liegerad nach Hause wäre auch ganz schön relaxed

Mein Fazit

Bequemlichkeit: top

Robustheit: unerschütterlich

Sicherheit: geprüft

Schnelligkeit: ausreichend

Fahrgefühl: wie auf Schienen

Ausblick vom Rad: erstaunlich

mit dem Liegerad durch Oldenburg: grandios

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