Axel Schnell liest am 17. November, 18 Uhr aus seinem Roman „Die Hauptstadt des Teufels“. Wo? An historischer Stätte in der Gaststätte Plümecke, Voßstraße 39, 30161 Hannover.
Neulich am hannoverschen Hauptbahnhof kommt mir* eine Punklady entgegen. Gibt es denn überhaupt noch Punks, denke ich bei mir? Die Sex Pistols und die Ramones sind doch alle tot?? Ihr zu enger Rock sieht schottisch aus und korrespondiert mit den zerrissenen Netzstrümpfen, ihre schulterlangen Haare sind pechschwarz und ihre grünen Augen total überschminkt. Weiter komme ich nicht in meinen Gedanken, denn die Lady wirft sich in meine Arme und raunt mir ins Ohr: „Wie von Sinnen sind die Finnen, krault man ihnen an den Kinnen.“
Sie wiederholt den Satz dreimal und reißt sich dann von mir los. Erstaunlicherweise trägt sie ein Buch in der Hand: „Die Hauptstadt des Teufels“, auf dem Cover ist ein „Hannover“-Schild abgebildet und eine Frau, die genauso aussieht wie die Punklady selbst. Merkwürdig. Da mich die Sache mit den Finnen nicht in Ruhe lässt, kaufe ich mir das Buch und lese es:
Auf der Erde liefert sich das uralte Böse aus dem All mit der Hölle einen erbitterten Kampf um Energiequellen: Plünderung von Rohstoffen und die Zerstörung des Planeten auf der einen, erneuerbare Energien in Form von Seelen auf der anderen Seite. Journalist Alexander Sturm muss sich in diesem Jahrmillionen alten Krieg entscheiden, für wen er kämpfen will. Er begegnet dem Teufel, Dämonen, Göttern, den monströsen Großen Alten aus dem Lovecraft-Universum sowie ihrer Raumflotte. Und der infernalischen Liebe seines Lebens: Morgana. Alle Fäden laufen in Hannover zusammen – dem Hauptquartier des Teufels. Es gibt viel Lokalkolorit, der geneigte Leser wird die legendären Kneipen „Plümecke“ und „Maulwurf“ wiedererkennen, wo in den 70er Jahren ein junger Mann namens Dirk Roßmann nach Personal für seine Drogerien suchte.
Nachdem Hamburg platt gemacht wurde, kommt es in Hannover zur apokalyptischen Endschlacht zwischen den Bösen und den noch mehr Bösen. Leider werden dabei Altwarmbüchen, Lahe, Bothfeld und große Teile der List in Schutt und Asche gelegt. „Pleased to meet you. Hope you guess my name …“
Wir treffen den Autor Axel Schnell in der Schateke, einer traditionellen hannoverschen Altstadtkneipe. Von hier aus kann man das Pentagramm des Teufels auf der hannoverschen Marktkirche sehen. Schnell trinkt keinen Whisky wie seine Romanhelden, sondern alkoholfreies Bier.
aboutcities: Herr Schnell, Sie hatten am Tag der Einheit eine legendäre Lesung im Max Walloschke. Was wollten die Leute denn so wissen?
Axel Schnell: Einer fragte, ob es denn autobiografische Züge in meinem Roman gäbe. Schließlich habe der Held Alexander Sturm ja die gleichen Initialen wie ich.
aboutcities: Und?
AS: Ganz ehrlich, den Namen meines Helden habe ich beim Schreiben mehrmals gewechselt, und als ich mich für Alexander Sturm entschied, da ist mir die Gleichheit der Initialen nicht aufgefallen. Aber es gibt natürlich noch andere Ähnlichkeiten: Auch ich habe Literaturwissenschaft studiert, wie Sturm. Auch ich habe bei der Zeitung gearbeitet und mache PR. Und natürlich ist Hannover meine Stadt. Man schöpft beim Schreiben immer aus der eigenen Lebensgeschichte, aber der, der da“ ich“ sagt, das muss nicht ich sein. Leider habe ich auch Morgana noch nie getroffen.
aboutcities: Ihr erster Roman „Wolff. Der Kampf um Atlantis“ war ja zumindest am Anfang eine richtiger Krimi nach dem Muster der amerikanischen Schwarzen Serie. Gegen Ende ist er dann knallharte Fantasy. „Die „Hauptstadt des Teufels ist eine Fantasy-Satire. Was kommt als nächstes?
AS: In meinem dritten Roman gibt es keine Dämonen. Aber einen Serienkiller, der viel schlimmer ist als alle Dämonen. Es wird auch erstmals einen richtigen Kommissar gegeben, ich sehe ihn schon vor mir, weiß aber noch nicht, wie er heißt.
aboutcities: Hemingway schrieb gerne in der Kneipe, Proust brauchte ein vom Tageslicht abgedunkelten Raum. Wo schreiben Sie?
AS: Ich brauche absolute Ruhe. Ich habe einen weitgehend unordentlichen Schreibtisch, an dem ich bei absoluter Ruhe schreibe. Ich muss meine Fantasie so kontrollieren können, dass dabei auch ein Text entsteht. Schreiben ist harte Arbeit. Aber für die Inspiration, dazu gehe ich natürlich raus. Für meinen neuen Roman muss ich zum Beispiel viel über Polizeiarbeit wissen, Dienstränge, Arbeitsabläufe und wie funktioniert ein überregionales Ermittlerteam. Das muss akribisch recherchiert werden.
aboutcities: Letzte Frage: Sie sprachen von überregionaler Polizeiarbeit. Spielt der neue Roman nicht wieder in Hannover?
AS: Nein, hauptsächlich in Frankfurt und an anderen Orten in Deutschland. Aber eines kann ich versprechen: Hannover wird wenigstens Schauplatz eines Mordes werden.
Sympathy for the Devil von den Rolling Stones
Unser Kopffoto zeigt einen Ausschnitt aus dem Umschlagbild des Romans.
* Unser Gastblogger Thorsten Windus-Dörr hat auch Literaturwissenschaft studiert und ist trotzdem noch begeisterter Leser.
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