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Live dabei bei der Celler Hengstparade

Die Damen zeigen ihren Reistil bei der Celler Hengstparade

Die Celler Hengstparaden sind eine absolute Traditionsveranstaltung in Celle. Jedes Jahr am letzten Septemberwochenende und am ersten Oktoberwochenende präsentiert das Landgestüt Celle seine Hengste in einer ausgiebigen Veranstaltung. An insgesamt vier Terminen kommen die zahlreichen Besucher in das Landgestüt gestürmt, um die Schaubilder und historischen Kutschen und natürlich die Hengste zu bestaunen. Obwohl ich keine Pferdenarrin bin, besuchte ich vergangenes Jahr die Parade und ließ mich mitreißen in die Welt von Pferden und Historie.

Am letzten Samstag im September machte ich mich auf und war etwas früher da, um vielleicht auch einen Blick hinter die Kulissen zu erlangen. Geschichte und Tradition liegen in meinem Interesse und diese majestätischen Tiere faszinierten mich immer schon. Die Sitzplatz-Tribünen waren schon gut gefüllt, ich hatte mich für einen Stehplatz entschieden und war so ganz nah dran am Geschehen. Der Paradeplatz ist an drei Seiten von den Tribünen umgeben und auf einer Seite befinden sich Stehplätze. Von dort hatte ich einen schönen Blick auf den Einzugsweg der Pferde und Gespanne.

Kommandantenwagen, Jagdwagen und Coupé

Schon gleich zu Beginn wurden die ersten Schmuckstücke ausgepackt. Nacheinander kamen unter anderem Kommandantenwagen, Jagdwagen und Coupé  eingefahren und präsentierten sich den begeisterten Zuschauern. Mir gefiel sehr, dass die Gespanne mehrere Runden fuhren, was jedem Zuschauer die Zeit gab, diese in aller Ruhe zu bestaunen.
Passend dazu lauschten wir den Erklärungen von Hauptsattelmeister Fred Müller, der die Parade moderierte. Unterstützt wurde er dabei übrigens von zwei Radiomoderatoren von Antenne Niedersachsen, die live von der Hengstparade berichteten. Über die Erklärungen war ich als Laie sehr dankbar, aber auch ohne Vorkenntnisse war ich einfach nur begeistert von diesen coolen Gespannen.

Von Anspannungen und der Ungarischen Post

Noch mit großen Augen vom ersten Schaubild lauschte ich gespannt meinen Stehnachbarn, die schon voller Vorfreude auf das zweite Schaubild warteten. Von Ihnen erfuhr ich, dass als nächstes die Ungarische Post angesagt war, ein absolutes Lieblings-Schaubild der Zuschauer. Dabei wurden zwei Pferde dicht nebeneinander gebunden und ein mutiger Reiter stieg auf, stehend, jeweils einen Fuß auf dem Rücken der beiden Pferde.

Ich kann nur sagen, wow. Spätestens jetzt war ich hin und weg. Auch ohne Reiter- Kenntnisse war mir klar, dass diese Figur ein großes Können voraussetzt und ich konnte sehr gut nachvollziehen, warum die Zuschauer sich jedes Jahr wieder auf diese besondere Figur freuen. Und auch die Schaubilder, die danach folgen sind spektakulär. Es gab Freiheitsdressuren und Präsentationen von Junghengsten, die sogenannte Fahrschule und die Vorstellung der bewährten Hengste. Besonders imposant fand ich auch die Sechserzüge (Kutschen gezogen von sechs Pferden, für uns Laien).

Entdeckungstour auf dem Gelände des Landesgestüts zu Celle

Viel zu schnell war es schon Zeit für die Pause, aber das war nicht schlimm, denn das gab mir etwas Zeit, das Landgestüt zu erkunden. Das ganze Gelände war für uns Zuschauer zugänglich. Es gab ein paar Stände mit Erfrischungen und Imbissen, was sehr gut angenommen wurde, aber ich folge der Menschenmenge in Richtung Stallungen. Dort wurden gerade die Pferde ausgespannt  und versorgt, die wir eben noch vor den prächtigen Kutschen bewundert haben. Ich war begeistert, dass man so nah am Geschehen sein konnte und auch hinter die Kulissen blicken durfte. Während wir durch die Stallungen spazierten wurden nebenan auf dem Trainingsplatz schon die nächsten Pferde warmgeritten.

„Hier steht die Zeit irgendwie still- im guten Sinne“

Die ganze Stimmung war besonders. Hier auf dem Landgestüt scheint die Zeit irgendwie stehen geblieben zu sein, im guten Sinne. Mit ein bisschen Phantasie kann man sich ins Jahr 1735 versetzt fühlen, das Gründungsjahr des Celler Landgestüts. Auf Anweisung des Kurfürsten Georg II. von Hannover, seinerseits auch George II,  König von Groß Britannien, entstand damals das Niedersächsische Landgestüt, sozusagen als Ersatz für die Verlegung der Residenz von Celle nach Hannover. Seitdem wird in Celle offiziell gedeckt und gezüchtet, und so die Hannoversche Pferdezucht am Leben gehalten. Insgesamt 120 Hengste und 100 Mitarbeiter hat das Niedersächsische Landgestüt heute, verteilt auf 34 Besamungsstationen und Deckstellen in ganz Niedersachsen. Von Mitte Juli bis Mitte Februar herrscht auf dem Celler Gestüt Hochbetrieb, wenn die Hengste hier ausgebildet werden.

Entführt in eine andere Zeit

Nach einer guten halben Stunde ging es weiter mit dem Programm, nach und nach füllten sich die Plätze wieder mit Zuschauern, die genau wie ich auf Entdeckungstour waren. Jetzt war die Aufmerksamkeit wieder auf den Paradeplatz gerichtet, wo schon Springhindernisse für das nächste Schaubild aufgebaut wurden. Auf die Springreiter, die in verschiedenen Farben kreuz und quer über den Platz fegten, folgten eine Präsentation von Damensätteln und danach verschiedene Anspannungen. Besonders beeindruckend fand ich die Kutschen, in denen die Pferde einzeln  hintereinander eingespannt sind, zwei, drei oder sogar vier Pferde hintereinander. Außerdem gab es auch einen Achtspänner, der auf dem Paradeplatz seine Runden drehte. Die Kutschen und Anspannungen sind übrigens alle historische Stücke, die hier im Landgestüt gepflegt und in Stand gehalten werden. Dazu passend sind natürlich auch die Uniformen und Kleider, die von den Reiter*innen getragen werden.

Finale

Bevor es zum krönenden Abschluss noch eine Vorführung des Römerwagens gab, durften auch die Auszubildenden des Landgestüts eine Präsentation ihres Könnens geben, die Junghengste wurden vorgestellt und eine weitere Dressurquadrille wurde aufgeführt.

Als nach vier Stunden das letzte Pferd den Paradeplatz verließ und die Hengstparade für heute zu Ende ging, schwelgte ich auf einem nostalgischen Hoch. Die Kulisse des Landgestüts, die historischen Kutschen mit den majestätischen Pferden davor und die Mitarbeiter in ihren schicken Uniformen und Reiterdressen, das alles passt so wunderbar zusammen. Eine ganz besondere Stimmung, die auch Nicht-Pferdenarren wie mich begeistert hat.

Wenn ihr Lust bekommen habt, euch die Hengstparaden oder das Landgestüt einmal selber anzuschauen, Karten gibt es beim Landgestüt Celleoder über eventim.de.

Das Landgestüt ist von Mitte Juli bis Mitte Februar für Besucher geöffnet:
Montag bis Donnerstag 8 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr und Freitag  und Samstag von 8 bis 12 Uhr
Führungen auf Anfrage über das Landgestüt Celle

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