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Harte Männer und Fotografen mit Gefühl

Beim InstaWalk Museumsschiff „Gera“ entern acht Instagrammer, Mailin und ich den letzten deutschen Seitentrawler „Gera“. Das Museumsschiff liegt ruhig an seinem Liegeplatz im Fischereihafen Bremerhaven. Doch so ruhig ging es hier nie zu. Welche lebensgefährliche Arbeit die Seeleute an Bord hier verrichteten, sollen wir gleich erfahren. Mit gespitzten Ohren und den Kameras im Anschlag lauschen wir den Worten von Kerstin, der Mitarbeiterin des Historischen Museums Bremerhaven, zu der die „Gera“ gehört.

„Instagrammer hören mit den Augen und malen mit der Kamera“

Instagrammer Sandy auf der Jagd nach dem besten Fotomotiv an Deck der „Gera“ (c) Tanja Albert

Auf der Suche nach der besten Perspektive

Für Instagrammer ist es wichtig, Raum und Zeit zu haben, um das optimale Foto aus der bestmöglichen Perspektive schießen zu können. Umso mehr freut es uns, dass wir derzeit die einzigen Besucher an Bord sind und viel Platz haben. Das Licht an Deck ist ebenfalls optimal. Los geht’s! Kerstin nimmt es nicht übel, dass die Teilnehmer sich von ihr abwenden, um zu fotografieren. Auch, wenn sie sie nicht direkt ansehen, hören sie doch immer mit einem Ohr zu. Die Teilnehmer schwirren aus und schießen die ersten Fotos.

Eine Hand fürs Schiff, eine Hand für dich

Kerstin zeigt uns das lange Netz, welches an der Steuerbordseite liegt. An ihm sind dicke Stahlkugeln befestigt, die beim Fischen über den Meeresgrund laufen. Oben am Netz sind kleinere Schwimmkugeln und an den Seiten zwei riesige Scherbretter, die die Netzöffnung offen halten, damit möglichst viel Fisch hinein gelangt. Mit Hilfe großer Seilwinden wurde der Anfang des Netzes an Bord gehievt. Den schweren Rest mit dem Fisch darin mussten die Seeleute an der Steuerbordseite des Schiffs von Hand an Deck ziehen. Eine gefährliche und schwere Arbeit. Weit über das Schanzkleid (Seitenwand) gebeugt, versenkten sie ihren Stauhaken im Netz und zogen mit der anderen Hand. Das Schiff rollte dabei bei starker See und kalten Temperaturen von einer Seite zur anderen. Die Mannschaft musste acht geben, nicht über Bord gespült zu werden oder mit den Füßen in die laufenden Leinen am Boden zu geraten. Die Gefahr, hier zu stürzen oder Gliedmaßen zu verlieren, war groß. Diese Berichte berühren die InstaWalk-Teilnehmer und uns. Gleich sehen wir die Aufbauten, Netze und das Arbeitsmaterial mit anderen Augen und großem Respekt an.

Instagrammer Thomas beim vorsichtigen Abstieg in den Bauch der „Gera“ (c) Tanja Albert

Enge und fehlendes Licht sind eine Herausforderung

Wir steigen hinab in den Bauch der „Gera“. Allein das ist schon eine Herausforderung, denn die Niedergänge (Treppen) sind schmal und sehr steil. Ungeübte und Landratten sollten hier vorsichtshalber rückwärts runter steigen. Behangen mit Fotoapparaten und Handies macht es den Abstieg nicht leichter. Kerstin weiß zu berichten, dass alle Gegenstände hier an Bord Originale sind. Die Mannschaft hat nach der letzten Fahrt der „Gera“ am 15. Juni 1990 zu ihrem heutigen Liegeplatz in Bremerhaven alles an Bord gelassen. Könnten die Jacken, Stiefel, Rettungswesten, das Geschirr, die Kabineneinrichtung und vieles mehr also sprechen, hätten sie sicher viel Spannendes zu erzählen.

Die ehemalige Mannschaft hat die Kleidung nach Außerdienst-Stellung an Bord der „Gera“ zurückgelassen (c) Tanja Albert

Exklusivität beim InstaWalk

Das Besondere an einem InstaWalk ist, dass es immer ein besonderes Highlight gibt, das anderen Gästen nicht zugänglich ist. So kommen wir heute in den Genuss, die Brücke erkunden zu dürfen, denn Kerstin hat den passenden Schlüssel. Klasse, denn auch hier ist der Platz begrenzt. Es wäre kaum möglich, außergewöhnliche Fotos zu schießen, wenn andere Museumsbesucher anwesend wären. So sind wir unter uns, stören niemanden und haben alle Zeit der Welt. Klar, dass die Instagrammer untereinander rücksichtsvoll sind und den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern Platz machen, um ein schönes Motiv abzulichten.

Katja fotografiert beim InstaWalk „Gera“ auf der Brücke (c) Tanja Albert

„Hier gibt es sogar schwebende Kaffeetassen“
bestaunen die Instagrammer die kardanische Aufhängung

Jeder entdeckt etwas anderes

Obwohl wir alle mit dem gleichen Ansatz und zum gleichen Thema hier sind, hat jeder von uns seinen eigenen ganz persönlichen Blickwinkel auf die Dinge. Das wird sofort deutlich, wenn Instagrammer als Gruppe einen Ort betreten. Die einen wenden sich nach links, die anderen nach rechts. Wieder andere lassen die Blicke über den Boden schweifen auf der Suche nach besonderen Unebenheiten und Merkmalen. Die anderen strecken sich gen Himmel oder Decke, um dort etwas zu entdecken, was regulären Besuchern vielleicht entgehen mag.

Elo ist noch auf der Suche, Katja reckt sich gen Himmel, Sandy postet bereits und Mailin und Vanessa haben die Handies im Anschlag (c) Tanja Albert

Wo früher harte Männer Knochenarbeit leisteten…

…dürfen wir heute in aller Ruhe die unscheinbarsten Kleinigkeiten ausfindig machen und in die rechte Perspektive rücken. Ein schöner Gedanke, dass Dinge des Arbeitsalltags der hart schuftenden Seeleute für die Nachwelt erhalten bleiben. Die Instagrammer haben ein geschultes Auge für Details und rücken diese mit ihren Fotos ins rechte Licht. So erstrahlt eine unbedeutende Planke, ein Bolzen oder ein Tampen in neuem Glanz. Gut, dass wir bei solchen Fotoaufnahmen ungestört und unter uns sind. Manch anderer Gast wäre sicher irritiert, wenn vor ihm auf dem Boden auf einmal ein Mann mit Fotoapparat in der Hand liegt, wie hier Thomas.

„Da legst di‘ nieder“, wie man bei uns im Norden sagt (c) Tanja Albert

Time to say goodbye

Auch der spannendste InstaWalk geht einmal zu Ende. Wir haben gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen ist, als wir uns von Kerstin verabschieden. Wer von euch jetzt auch Lust bekommen hat, einmal an einem InstaWalk an besonderen Orten in der Seestadt Bremerhaven teilzunehmen, findet hier die aktuellen Informationen. Wir würden uns freuen, mit euch gemeinsam auf die Jagd nach dem besten Motiv gehen zu dürfen.

Tschüss „Gera“. Ein toller InstaWalk geht zu Ende (c) Tanja Albert

Hier posten die Instagrammer

„Arbeitsgeräte“ eines Instagrammers (c) Tanja Albert

@fotos_by_stefan_dammann

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