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Fantasievolles Rumtasting in Bremerhaven

Rumflasche

Jede Flasche ist einem Helden der Brooklyner Boxwelt aus 1932 zugeordnet. Wer schon Spaß an dieser Dramaturgie hat, der wird das dazugehörige Booklett lieben, das mit viel Fantasie und Sprachfreude spannende Geschichten um die Helden erzählt. © Copper & Brave

Was Bremerhaven, Netflix, Voodoo und illegale Boxkämpfe miteinander zu tun haben? Unglaublich viel – nämlich hochprozentigen Rum! Die Verbindung stellen die Menschen von „Copper & Brave“ her. Was sind dahinter verbirgt, wird beim Rumtasting klar.

Rum gehört zur Seemannskultur, wie das Buddelschiff und die Äquatortaufe. Seit dem 17. Jahrhundert gehen Seemänner mit dem Fässchen auf das Meer. Meist gibt es ihn in sparsamen Rationen. Meist wird er zu Grog verdünnt mit Zucker und Wasser getrunken. Bis heute kennen die meisten „Landratten“ Rum nur als billiges Partygetränk. Es wird oft dem einen oder anderen Cocktail beigefügt. Nicht so beim Rumtasting in Bremerhaven.

Barkeeper Edi im Hotel Haverkamp hat sichtlich Gefallen daran, „Voodoo Priest“ zu servieren. © Dörte Behrmann

Vodoo Priest und Rumble Harbor

Kenner wissen, wie komplex und vollmundig Rum im Gaumen wirkt. Der Kulinarik-Trend Gin konkurriert mit dem Premiumgetränk Rum. Das ist ganz in meinem Sinne. In Bremerhaven stehen der Bar im Hotel Haverkamp zwei Rumsorten vor mir. „Rumble Harbor“ und „Voodoo Priest“ wähle ich für das Rumtasting. Und die schmecken extrem lecker. Allein deren Darreichungsform beeindruckt selbst Rum-Nichttrinker.

Einfach schön inszeniert: die Rumsorte „Rumble Harbor“ im Produktfoto (c) Copper & Brave

New York 1932. Arbeitslosigkeit, Prohibition und Hoffnungslosigkeit regieren. Im Brooklyn Navy Yard vertrauen die sechs härtesten Männer der Werft auf ihre eisernen Muskeln und illegalen Faustkämpfe. Und auf einen besonderen Rum, um diesem Elend zu entfliehen.
Die Menge tobt, Gentlemen und Gangster wetten gleichermaßen. Der Rum fließt in Strömen. „Lasst die Kiefer krachen, ihr Ratten!“ Jeder lauert darauf, dass der erste Zahn fliegt. [aus der Produktbroschüre für „Rumble Harbor“]

Zahn im Rum

Zugegeben, ein wenig martialisch klingt das schon. Wer sich aber die dazugehörige Flasche „Rumble Harbor“ anschaut, der sieht die Geschichte, die da gesponnen wird, tatsächlich vor sich. Die Flasche ist angestoßen. Ihre Blessuren wirken, als käme sie gerade aus dem Staub, den die Männer bei ihren Boxkämpfen aufwirbeln. Den Korken hält ein grobes Stück Hanfseil. An einem gedrehten Kupferdraht ist ein Schildchen mit den Initialen „RH“ befestigt. Der Hit aber ist der Zahn im Inneren. Er symbolisiert die Story um die Faustkämpfe. Dieser ist nicht in den 1930ern aus dem Boxring aufgesammelt. Heute wird er detailgetreu aus Keramik hergestellt. Ihr müsst also keine Angst vor dem Rumtasting haben.

Mit viel Liebe zum Detail wird jede Flasche von Hand bearbeitet und verziert. © Dörte Behrmann

Einen Schritt weiter geht die Sorte „Voodoo Priest“. Der jamaikanischen Rum vereint karibische Lebenskraft und okkulte Rituale. Hier prangt ein aufgebrachter Hahnenfuß auf dem Flaschenhals. Ein weißer Handabdruck manifestiert den Priesterkult der Karibik. Und in die Flasche ist Rum mit der Farbe „trübe, eruptive Magma“ eingefüllt. Für den Duft haben die Macher diese Worte gewählt:

Geheimnisvoll, mysteriös, exotisch, dominante Zitrusblumen mit feinen Anflügen von Zimt und Vanille, zusammengefasst durch betörenden Ingwer. [aus der Produktbroschüre für „Voodoo Priest“]

Klingt aufregend? Ist aufregend!

Jede Flasche ist einem Helden der Brooklyner Boxwelt aus 1932 zugeordnet. Wer schon Spaß an dieser Dramaturgie hat, der wird das dazugehörige Booklett lieben, das mit viel Fantasie und Sprachfreude spannende Geschichten um die Helden erzählt. © Copper & Brave

Meine Kollegin Tanja, mit der ich die Welt von „Copper & Brave“ so genussvoll beim für das Rumtasting betreten habe, erzählt euch hier in unserem Städteblog mehr vom Geschmackserlebnis.

Mehr als ein Getränk

Insgesamt sind die Rumsorten von „Copper & Brave“ mehr als Getränke. Es sind Produkte einer, wie ich finde, genial entwickelten Marke. Für die ist die Bremerhavener Agentur Braue verantwortlich. Sie entwickelt eine Welt rund um die beiden Kunstfiguren Gabriel Copper und Tyler Brave. „Wir wollten eine Story kreieren, die das Zeug hätte bei Netflix zu laufen“, formuliert Agenturchef Kai Braue im Interview den Anspruch.

New London 1867. Gabriel Copper und Tyler Brave konnten der Welt bereits mehrfach nach Rückkehr von ihren gefährlichen Expeditionen durch die Zeit einzigartige Destillate präsentieren, die unsere Lustregionen des Gehirns auf bislang unbekannte Art stimulieren können. Doch ihre Zeitreisen fordern einen hohen Preis für das stetige Verzerren der natürlichen Ordnung: Es desintegriert und zerstört allmählich die Stofflichkeit der beiden Wissenschaftler. Seitdem führen sie ein mysteriöses Schattendasein, unbemerkt pendelnd zwischen Raum und Zeit. [aus der Website]

Geschmack, der überzeugt

Ausgerechnet die Zaghaftigkeit eines Agenturkunden gibt den Impuls für das Rum-Engagement. Für diesen haben die Marketingfachleute nämlich ein Produkt entwickelt, dass „mutig, spannend, anders“ ist. Von den Vorschlägen ist der Kunde überfordert. „Um den Frust abzubauen, haben wir die Idee dann nur so für uns umgesetzt“, erinnert sich Kai Braue. Kurzerhand wird der Erstling „Voodoo Priest“ in einer kleinen Auflage als Geschenk für Agenturkunden zu Weihnachten hergestellt. Die standen dann im März wieder vor der Tür und wünschten sich weitere Flaschen.

So fing alles an: In der heimischen Küche suchte Kai Braue nach der Rezeptur, die die konzipierte Markenwelt am besten verkörpert. Gefunden hat die dann ein Experte für Destillerieprodukte. © Kai Braue

Diese Begehrlichkeit hält bis heute an und steigert sich noch. Das hat sicher nicht nur mit dem raffiniertem Geschmack der Rumsorten zu tun. Liebe und Leidenschaft fließen in die Darreichung und die Verpackung ein. Drei Wochen dauert der Veredelungsprozess der Flaschen. Diamantschleifer und Sandstrahler kommen hierbei zum Einsatz. Es ist viel Handarbeit notwendig. Braue nennt die Anzahl der verkauften Flaschen nicht . Allerdings gibt es eine „Steigerung von 350 Prozent von 2016 auf 2017“.

Edi zelebriert das Rumtasting

Dazu trägt aber sicher auch Edi bei. Er ist Barkeeper des Hotels Haverkamp in der Bremerhavener Stadtmitte. Im früheren Leben Animateur eines Mittelmeerklubs ist Edi der geborene Rum-Charmeur. Er hat Freude daran, die Rums von Copper & Brave zu inszenieren. Mit viel Liebe zum Produkt erklärt er die Schritte, bis der Voodoo Priest feurig in einem Glas vor mir steht.

Totenkopf-Gläser, randvoll gefüllt, mit einem speziellen Pülverchen angezündet –angefeuerte Vorfreude auf den Voodoo Priest, der dann sanft-exotisch in die Kehle rollt. © Dörte Behrmann

Die Website www.copper-and-brave.de zeigt, wo dieser besondere Rum in Norddeutschland live zu bekommen ist. Sie dient aber vor allem als Showroom und Online-Shop und weist auch die neueste Kreation aus: „Voodoo Priest Volcano“. Die Geschichte geht also weiter …

Mehr zu diesen Spezialitäten hier.

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