Im raum23 findet man eine von zwei Modistinnen in Braunschweig: Margret Porwoll entwirft und erstellt seit zehn Jahren in Braunschweig Hüte, Mützen und Kopfschmuck, von modisch bis klassisch, von leger bis förmlich. Sie ist Hutmacherin in Braunschweig. Seit der Hochzeit von William und Kate sind auch in Deutschland Hut und Kopfschmuck wieder voll im Trend.
Oft schon bin ich* im Magniviertel am raum23, seit einiger Zeit in der Ritterstraße 23, vorbeigegangen, habe ins Schaufenster gelugt und die dort dekorierten Hüte, Mützen und den Kopfschmuck betrachtet. Fasziniert, weil die Hüte so modern und stilvoll sind und gleichzeitig wie aus der Zeit gefallen scheinen. Wer trägt denn noch handgefertigte Hüte? Und vor allem: Wer ist verrückt genug, Hüte herzustellen? In Braunschweig?
Verrückt ist Margret Porwoll keineswegs, eher weiß sie genau, was sie will und bringt den Mut auf, das auch zu tun. So wie die Lehre als Modistin, die sie begann, als sie schon fest in einem anderen Beruf stand. Gerade noch hatte sie anderen Menschen etwas beigebracht, jetzt drückte sie mit lauter 15-Jährigen die Schulbank. Einfach war das nicht, aber sie musste das machen. „Der Wunsch nach etwas Schöpferischem war in mir drin, schon immer“, erzählt sie mir bei meinem Besuch. „Meine Mutter sagt, ich habe schon als Kind genäht.“
Margret Porwoll sitzt mir gegenüber, eine dunkle Jacke aus schwerem Stoff über einen dunklen, leichteren Rock. Sie ist elegant gekleidet, ohne dabei overdressed zu sein. Der Kopfschmuck darf natürlich nicht fehlen – in altrosa schmiegen sich Filzblätter an ihr Haupt und machen deutlich, dass Kopfschmuck auch alltagstauglich ist. Und je länger ich sie beim Reden anschaue, desto weniger kann ich sie mir ohne Kopfschmuck vorstellen.
„Durch die Kopfbedeckung schlüpft man in andere Rollen, man kann sich hinter einer schrägen Krempe verstecken, kann geheimnisvoll wirken, man kann aber auch mit einem Hut auffallen, kann ausdrücken, welchen Stand man hat.“ Gerade bei Hochzeiten sind Hüte wieder gefragt. Nach der royalen Hochzeit in Großbritannien, die von William und Kate, ist die Nachfrage spürbar gestiegen: „Hochzeiten werden viel individueller gefeiert als noch vor ein paar Jahren. Im Sommer hatte ich Kunden, deren Hochzeitsgesellschaft in weiß-grau kommen sollte, ein anderes Paar hat sich gewünscht, dass die Outfits ganz bunt sind. Für die konnte ich natürlich ganz individuell Kopfschmuck herstellen“, sagt Margret Porwoll.
Die kompetente, individuelle Beratung ist einer der drei Grundpfeiler, auf die Porwoll ihr Geschäft aufbaut: Der Umgang mit Menschen ist ebenso wichtig wie das Handwerk und die Kreativität. Kreativität nützt nichts, wenn die Verarbeitung schlecht ist, der beste Hut wird nicht verkauft, wenn er dem Kunden nicht zusagt. Sie selbst sieht sich mehr als Handwerkerin denn als Verkäuferin. Das schönste an ihrer Arbeit sei, zu sehen, wie sich ein Kunde für einen Hut entscheidet – das Ausprobieren verschiedener Modelle und Materialien, das Aussuchen der passenden Farbe. Und auch die Kunden schätzen es, beim Herstellungsprozess dabei zu sein, vom Aussuchen über die Anprobe bis zur Fertigstellung: So wird der Hut zu etwas Eigenem.
Die Kopfbedeckungen, die Margret Porwoll in ihrer kleinen Werkstatt im hinteren Zimmer des Ladens herstellt, sind von Grund auf selbst entwickelt und handgemacht: Die Rohlinge aus Kaninchenfilz oder Stroh werden mit Dampf geschmeidig gemacht, auf eine der unzähligen Formen gestülpt und in Form gebracht. Margret Porwoll zieht die Kanten noch aus der Hand, was bedeutet, dass sie die Krempe mit der Hand formt, umschlägt und umnäht. Anschließend wir der Hut verziert. Auf einen bestimmten Stil will sie sich nicht festlegen, dafür wird sie viel zu häufig inspiriert und probiert aus. Dennoch sind viele ihrer Kopfbedeckungen asymmetrisch, „weil ein Gesicht auch nicht symmetrisch ist“.
Seit zehn Jahren ist Margret Porwoll jetzt selbstständig, sie ist eine von zwei selbständigen Modisten in Braunschweig. Ihre Kunden kommen aus allen Schichten und Altersgruppen. Auf die Frage, ob sie manchmal das Gefühl habe, etwas ausgefallener zu sein, antwortet sie mit „Ja. Und ich würde mich freuen, wenn die Mode hier etwas bunter wird, abwechslungsreicher und weniger funktional. Auch femininer.“
Neben ihren Kopfbedeckungen kann man im raum23 noch weitere schöne Dinge kaufen: Filztaschen von Frau Schmitt, Mode und Wohnaccessoires von Piou, Kleider und Mode von Modedesignern aus Hamburg und Berlin sowie hübsche Kleinigkeiten und Mitbringsel. Margret Porwoll ist nur wichtig, dass die Waren mindestens in Europa hergestellt werden, die meisten werden sogar in Deutschland gefertigt. Mit den schönen Dingen bietet sie anderen Herstellern nicht nur Platz zum Verkaufen, sie öffnet auch die Tür für Neugierige, die sich eigentlich nicht zu einer Modistin verirren würden. Ich selbst habe das erste Mal nur deshalb den raum23 betreten, weil ich ein Geschenk suchte. Langsam taste ich mich jetzt an einen Hut heran.
Service
raum23
Ritterstraße 23, 38100 Braunschweig
Di. – Fr. 10.00 – 18.00 Uhr, Sa. 11.00 – 16.00 Uhr
Dieser Beitrag ist zuerst auf dem Braunschweig-Blog „Leben in der Löwenstadt“ erschienen: https://loewenstadt.braunschweig.de/die-hutmacherin/
Unser Kopfbild: © raum23
* Ich ist unsere Gastbloggerin Maria Pöttering aus Braunschweig.
Und wer im raum23 war, der sollte sich um die Ecke im Strupait stärken.
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