Elf Regisseure aus sieben Ländern mit sieben Stücken. „Fast Forward“, das europäische Festival für junge Regie am Staatstheater Braunschweig lädt vom 27. bis 30. November 2014 zu seiner vierten Ausgabe ein.
Kuratorin Barbara Engelhardt hat nach den Visionen einer jungen Künstlergeneration Ausschau gehalten, die sich aufmacht, in Europa Theater zu machen. Mit welchen Fragen und Stoffen beschäftigen sich Jungregisseure in anderen Ländern, zu welchen Formen finden sie dabei?
Wir haben uns zunächst auf die Suche nach den Stücken gemacht. Drei „Klassiker“ und vier junge Produktionen stehen auf dem Programm:
Champs d‘Appel
In François Lanels »Champs d’Appel« scheinen vertraute Gegenstände und Gegebenheiten ein Eigenleben zu entwickeln. Objekte und Bilder erzählen ihre eigenen Geschichten und die Bühne verwandelt sich in einen schier endlosen Kosmos. Zwei Akteure, die sich in ihrer Redseligkeit verheddern und an Don Quichotte und Sancho Pansa erinnern. So stolpern sie von kleinen Geschichten in große Bilder, von überschaubaren Details in überdimensionale Konstrukte und Fiktionen. Es ist die dritte Regiearbeit des 1980 geborenen Absolventen des Pariser Schauspielkonservatoriums.
Steppengesänge
Die Theaterperformance „Steppengesänge“ wurde 2014 beim „Festival 100° Berlin“ mit dem Jurypreis ausgezeichnet. In „Steppengesänge“ sitzen vier Darsteller auf der Bühne und zeigen ein Video, eine Stimme vom Band erzählt einen Reisebericht. Aber statt Urlaubsidylle wird berichtet, wie der Braunkohleabbau ganze Landstriche entvölkert. Im Laufe des Stücks wird die frontale Zuschauersituation aufgelöst: Die Akteure bespielen die Stuhlreihen, das Publikum hockt auf der Bühne.
Les Justes
Das Theaterstück basiert auf einer wahren Begebenheit: Im Jahre 1905 verübte die terroristische Gruppierung der Sozialrevolutionäre einen Anschlag auf den russischen Großfürsten Sergei. Daraus machte Albert Camus ein Drama in fünf Akten. Es kreist um die Fragen, ob Terrorismus gerecht sein kann? Ist es gerecht, den Tyrannen zu töten, auch wenn Unschuldige dabei sterben? Das Thema hat beklemmende Aktualität.
Baal
„Er ist asozial“, schreibt Bertolt Brecht über seinen Protagonisten, „aber in einer asozialen Welt“. Baal ist ein bewunderter Dichter, aber die bürgerliche Gönnergesellschaft interessiert ihn nicht. Baal will ins Leben, vornehmlich in Kneipen, und sucht vor allem: Bedürfnisbefriedigung. Moral und Freundschaft gibt es für ihn nicht. Brecht zeigt einen Menschen, der sich dem kruden Vitalismus verschrieben hat, was auf Kosten des Menschen und der Gesellschaft geht.
Mit den restlichen drei Stücken „Forecasting“, „Rule“ und „Der Fall M.“ hat sich Annika Petersohn auf dem Löwenstadt-Blog auseinandergesetzt.
Rahmenprogramm
Fast Forward ist ein Festival für Entdeckungen und für zahlreiche Gelegenheiten, mit Künstlern, Zuschauern, Fachleuten und Studierenden ins Gespräch zu kommen. Eine internationale Jury zeichnet am letzten Festivaltag eine der gezeigten Arbeiten aus und trägt dafür Sorge, dass das Festival für Braunschweig nachhaltig bleibt. Denn der ausgezeichnete Künstler / die ausgezeichnete Künstlerin kehrt für eine neue Arbeit an das Staatstheater Braunschweig zurück. Im Rahmenprogramm des Festivals sind Studierende aus Braunschweig, Ludwigsburg und Hamburg zu Gast und treffen auf Dozenten wie den Theaterwissenschaftler Joachim Fiebach oder den Kritiker Christian Rakow.
Service
Neben den theatereigenen Spielstätten Kleines Haus und Haus Drei sind zwei Inszenierungen im LOT-Theater und ein Stück erstmals in der Aula der Gaußschule zu sehen.
Künstlergespräche und Partys am Ende des jeweiligen Tages runden das Programm ab. Wer gerne noch tiefer einsteigen möchte, nimmt am Festivalgespräch teil.
Hier geht es zum Festival-Blog.
Impressionen vom Fast-Forward-Festival 2013
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