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Vom Meer, Menschen und Kanonenbooten

Wilhelmshaven zeigt sich als ein vielschichtiger Ort. Wolken und Sonne. Ebbe und Flut. Erholung und Kanonen.

Auf der einzigen Südstrandpromenade an der deutschen Nordseeküste schlendere ich an den charmanten Strandhotels am Meer entlang und genieße die tolle Aussicht. Mein Spaziergang endet an einem Zaun. Gerade gehe ich noch an einem heimeligen Teich entlang, Schilf wiegt sich in der Brise, die über den Deich hinüberweht, am anderen Ufer Ferienhütten. Doch hier geht es nicht weiter: Bundeswehrgebiet – Betreten verboten.

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Wilhelmshaven ist eine Stadt mit reicher Militärgeschichte. Für die Marine war die Bucht des Jadebusens schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein bedeutender Standort und bis heute hat sich das nicht geändert. Manche Straße oder Pfad endet deshalb an einem hohen Zaun, an einer Schranke, einem Fabrikgelände – Eintritt nur für Befugte.

Für all jene, die sich für Geschichte begeistern, die ein gewaltiger Tiefwasserhafen fasziniert oder am vielfältigen Leben im Watt interessiert sind, ist dies genau der richtige Ort. Wilhelmshaven macht keine Show. Hier herrscht der herbe Charme einer Stadt, die, so wirkt es, eine fast militärisch nüchterne Mentalität entwickelt hat. Priorität hat hier das faktisch Wichtige, nicht das ästhetisch Erbauliche. Und das hat eine ganz eigene Faszination.

„Eine Hafenrundfahrt ist eine tolle Möglichkeit, um ganz nah ran zu kommen.“

Die gewaltigen blauroten Kräne des Tiefwasserhafens von Wilhelmshaven ragen über den Hafen hinaus, der weit vor der Stadt liegt, dort wo das grünlich schimmernde Wasser des Jadebusens in die offene Nordsee übergeht. Eine Hafenrundfahrt ist eine tolle Möglichkeit, um ganz nah ran zu kommen, wo die riesigen Ozeanfrachter ihre Container, Kohle und Öl entladen. Auf dem Rückweg drehen wir noch eine Runde im Militärhafen, wo einige deutsche Zerstörer für einen Einsatz bereit sind. Auch ein kanadisches Militärschiff hat hier angelegt, wegen technischer Probleme.

Viel näher dran – nämlich gänzlich hinein – kommt man im fantastischen Deutschen Marinemuseum. Hier steht sogar ein ausgemustertes deutsches U-Boot, dessen beklemmende Enge im Inneren die Hochachtung vor den Matrosen in neue Höhen schnellen lässt. Auch einen deutschen Zerstörer, in den Vereinigten Staaten gebaut, kann man fast komplett besichtigen.

Besonders interessant fand ich eine Sonderausstellung zu einem Schiff, das im Ersten Weltkrieg zu einer Legende wurde: die SMS Emden. Vor allem das ehrenwerte Verhalten der Besatzung machte bei den Kriegsgegnern Eindruck bei den Kaperfahrten des kleinen Kreuzers im Ersten Weltkrieg. Ein toller Einblick in die deutsche Marinevergangenheit.

Deich

Mein Besuch endet dort, wo die Nordsee am Schönsten ist: auf dem Deich. Neben mir grasen gemütlich einige Schafe, vor mir gluckert das letzte ablaufende Wasser auf dem braungrauen Watt. Die letzten Sonnenstrahlen glitzern weit draußen auf den Wellenkämmen. Und über mir kreischen die Möwen. Eine Böe weht mich fast um.

Mannomann denke ich, hier passt alles zusammen. Die Geschichte, die Gegenwart, die Menschen, die Landschaft und das Wetter. Nichts für Weicheier. Aber wer das Herbe hinnimmt, erlebt unvergessliche Momente, die bleiben.

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