Von der Tillyschanze, einer Grenzüberschreitung, liebevollen Momenten, legendären Bratkartoffeln und einer Zwei-Personen-Gemeinde.
Wir sind mal wieder in einer der 17 Städten in Niedersachsen unterwegs. Wenn man beim Spaziergang durch Hann. Münden den Blick nach oben schweifen lässt, dann sieht man immer auf der Anhöhe des bewaldeten Rabanenkopfes im Reinhardswald die Tillyschanze über der Stadt thronen. Nachts sogar mit Beleuchtung.
Es gibt drei Wege hinauf, wir wählen die Straße über die Pionierbrücke den Tillyschanzenweg hinauf, vorbei an einem Hotel. Der Aufstieg ist etwas länger, dafür weniger beschwerlich – so schafft ihn die ganze Familie. Nach gut 20 Minuten ist es geschafft, vor uns steht der Tillyschanzenturm.
Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft
Der Rundturm ist ein massiver Steinbau mit einer Wendeltreppe im Inneren. In dem zweistöckigen Anbau befinden sich eine Dachterrasse mit einem traumhaften Ausblick ins Tal und zwei Turmzimmer mit einem Museum zur Turmgeschichte. Dort hängt auch das Relief des Mündener Bildhauers Gustav Eberlein, das die Belagerung der Stadt 1626 durch die Truppen Tillys während des Dreißigjährigen Krieges darstellt. Der Turm soll an die Verwüstung der Stadt erinnern, die die Truppen von Johann Tserclaes Graf von Tilly an Pfingsten 1626 anrichteten: Etwa 2.000 Männer, Frauen und Kinder wurden erschlagen. Neuere Forschungen belegen allerdings, dass Tilly seine Kanonen nicht an dieser Stelle, sondern weit unterhalb am Ufer der Fulda aufgestellt hatte. Aber nicht nur zurück blicken kann man hier, auch den gemeinsamen Start in die Zukunft feiern. In einem Turmzimmer werden in den Sommermonaten standesamtliche Trauungen durchgeführt.
Eine Gemeinde mit fünf Nullen
Der Aussichtsturm wurde von 1881 bis 1885 von einer Bürgerinitiative mit Spendenmitteln errichtet. Bereits bei Baubeginn wurde für ein Grundstück neben dem Turm eine Schankgenehmigung zur Verpflegung von Besuchern erteilt. Nach langem Leerstand übernahm 1995 ein neuer Eigentümer die Baulichkeiten und sanierte sie. Während seine Partnerin unserer Tochter die neuesten Errungenschaften ihrer Puppensammlung zeigt erklärt uns der Wirt, Reinhold Heck, dass wir auf den paar Metern zwischen Tillyschanze und seinem Gasthaus die hessische Grenze überquert hätten, wir seien jetzt im hessischen Gutsbezirk Reinhardswald. Er erzählt uns auch noch einige kuriose Dinge von einer Postleitzahl mit fünf Nullen bis er uns die legendären „Bratkartoffeln Tilly’s“ serviert, die uns schließlich für den Abstieg nach Hann. Münden stärken.
TV-Tipp: Die ganze Geschichte um die kuriose Zwei-Mann-Gemeinde, die von einem Förster verwaltet wird und als Postleitzahl fünf mal eine Null hat wird am 27. Februar auf Kabel 1 in der Sendung „Abenteuer Leben täglich neu entdecken“ ab 17 Uhr erzählt.
Den 360-Grad-Panoramablick von der Tillyschanze, durch das Turmzimmer und um die Waldgaststätte finden Sie hier – für den Blick von der Tillyschanze einfach nacht rechts scrollen. Und hier geht es zum Spaziergang durch die Innenstadt.