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Schäferstündchen in der Gifhorner Heide

Eines der Dinge, die ich an Gifhorn am meisten mag, ist die Nähe zur Natur. Im Stadtgebiet gibt es viel grün und mit dem Gebiet rund um den Schlosssee ein Paradies für Spaziergänger, Jogger, Picknicker und Sichgutgehenlasser. Und nur ein paar Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, im Stadtteil Winkel, befindet sich das Naturschutzgebiet Gifhorner Heide.

Im Spätsommer ist Heideblüte

Ein Spaziergang oder eine Radtour in der Heide bedeutet das ganze Jahr über Erholung und Entspannung. Aber im August und September ist es dort sehr besonders, denn dann blüht sie, die Calluna vulgaris, die Besenheide.

Die Intensität der Heideblüte hängt sehr stark mit dem Wetter zusammen. Grundsätzlich ist die Besenheide ein sehr anspruchsloses Gewächs, wenn es aber sehr lange sehr trocken ist, bekommt das der Heide nicht gut. So war es beispielsweise 2018. Um zu schauen, wie sich die Blüte dieses Jahr entwickelt, fahre ich in die Gifhorner Heide. Ich sehe sofort, dass sich die Pflanzen gut entwickelt haben und die Blüten teilweise satt violett sind.

Die Heide blüht lilafarben.

Carlo Laser und seine Heidschnuckenherde

Neben dem violett fällt mir gleich eine andere Farbe auf, nämlich grau-weiß, denn aus der Ferne sehe ich eine Herde von Heidschnucken. Und dann erkenne ich auch Carlo Laser, den Schäfer, mit dem ich über die Heide und die Schnucken sprechen möchte.

Carlo Laser hat bereits seit rund 20 Jahren eine Heidschnuckenherde und kümmert sich um die Pflege der Gifhorner Heide, die er von der Stadt gepachtet hat. Von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Gifhorn bekommt er jedes Jahr Flächen zugewiesen, um er sich besonders kümmern soll. Die Pflege beschränkt sich also nicht nur auf die Sommerzeit, sondern dauert das ganze Jahr über.

Die grau-weißen Schnucken sind gut in der violetten Heidelandschaft zu erkennen.

Die Weiße Gehörnte Heidschnucke

Die Herde besteht aus rund 300 Tieren. Es handelt sich um eine Stammherde, die Schnucken werden gezüchtet und nur als Lebendtiere verkauft, um die Rasse zu erhalten. Carlo Lasers Heidschnucken sind nämlich eine ganz besondere Art: Die Weiße Gehörnte Heidschnucke. Diese Rasse ist sehr selten und in der Gifhorner Heide ist eine der größten Stammherden zu sehen.

Direkter Blick in die Kamera.

Heidepfleger auf vier Beinen

Die Heidschnucken haben eine ganz wichtige Aufgabe zu erfüllen, denn sie kümmern sich um die Pflege und den Erhalt der Heideflächen. Sie fressen Gräser, verjüngen die Heidepflanzen und verbeißen Birken, Kiefern und die Kanadische Traubenkirsche. Sie sind sehr genügsam, ständig in Bewegung und sind langsam, aber gleichmäßig auf den Heideflächen unterwegs. Dadurch erhält sich eine beständige Struktur in der Heide.

Von den 300 Herdentieren sind zurzeit 116 in der Gifhorner Heide. Durch das trockene Jahr 2018 und das teilweise ebenfalls trockene 2019 ist das Futter knapp. Aber hier in der Heide gibt es genug zu fressen für die Heidschnucken. Sie „schnökern“ (naschen) sich durch die Heide, daher stammt wohl der Name „Schnucke“.

Frühmorgens in der Heide

Carlo Laser ist morgens ab halb fünf in der Gifhorner Heide zu finden. Bereits ab fünf Uhr, so erzählt er, sind hier bereits die ersten Menschen unterwegs, meistens Jogger. Am Nachmittag kommt Laser noch einmal wieder. Er unterhält sich gerne mit Wanderern und Spaziergängern, mit Einheimischen, Ausflüglern und Touristen. Er kennt sich aus in seiner Heide, weiß viel über die Flora und Fauna in der Region. So ist er beispielsweise auch Wolfsberater für den Landkreis.

Die Heidschnucken bewegen sich gemeinsam in eine Richtung und folgen den Anweisungen der Hütehündin.

Faible, die Hütehündin

Von Zeit zu Zeit muss Laser das Gespräch unterbrechen, um der Hütehündin Faible zuzurufen, was sie tun soll. „Walk on!“, ruft Laser und Faible läuft gerade auf die Schafe zu. „Away!“, ruft er, und es geht rechts herum, „come by!, bedeutet links herum. „Lay down!“ unterbricht die aktuelle Anweisung. Durch diese Instruktionen kann Laser die Heidschnuckenherde mithilfe der Hündin lenken. Das ist ein faszinierendes Schauspiel.

Im September bekommt Laser zwei Herdenschutzhunde. Diese Hunde sind in einer Schafherde aufgewachsen und von Beginn an an Schafe gewöhnt. Ihre Aufgabe ist es, die Herde zu verteidigen, zum Beispiel gegen andere Hunde, Menschen und Wölfe.

Die Heidschnucken überqueren den Sandweg und wechseln ihren Standort.

Ein Besuch der Gifhorner Heide

Wer Lust auf ein „Schäferstündchen“ in der Gifhorner Heide hat, kann Carlo Laser und seine Heidschnuckenherde dort regelmäßig antreffen. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht, da Laser auch andere Aufgabe übernommen hat und die Schnucken auch mal in anderen Flächen unterwegs sind.   

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