Die Sonne strahlt am blauen Himmel, kaum eine Wolke ist zu sehen und ein laues Lüftchen weht durch die Straßen. Perfektes Wetter, um sich auf das Fahrrad zu schwingen. Mit einem Radwandernetz von über 1000 km gibt es einiges zu entdecken und herrliche Wege zum Radfahren in Celle und Umgebung.
Celles Radwege sind vielseitig: Egal, ob ihr mit E-, Mountain- oder Gravelbike, mit Fahrradanhänger oder auf dem klassischen „Drahtesel“ unterwegs seid – im Celler Land ist für alle Vorlieben und Fitnesslevel etwas dabei! Neben interessanten Themen-Routen und Radrundwegen ist Celle auch der Ausgangspunkt oder ein Etappenziel des Aller-Radwegs. Dieser verbindet auf fast 330 km die Elbe mit der Weser.
Einige Touren könnt ihr samt GPX-Download, Tourenverlauf oder Übersichtsflyer hier finden.
Eine von ihnen ist der Radrundweg CR1, der euch auf die Spuren der alten Dörfer führt.
„Auf den Spuren der alten Dörfer“ (Radrundweg CR1)
Feierabend – Den ganzen Tag über habe ich fast regungslos in meinem Bürostuhl gesessen. Also beschließen zwei Freunde und ich: Es ist Zeit für Bewegung! Die Luft ist lau und man weiß nicht, ob man die Jacke im Büro hängen lassen oder mitnehmen sollte.
Noch scheint die Sonne hoch am Himmel und auf dem Weg zum Fahrradständer wächst die Vorfreude auf eine Runde Radfahren durchs Grüne. Den Blick nach einem langen Tag am Monitor durch die aufblühende Natur schweifen zu lassen und die wärmenden Sonnenstrahlen aufzusaugen ist einfach herrlich. Also los – Fahrrad aufgeschlossen, Fahrradhelm aufgesetzt und ordentlich in die Pedale getreten.
Wir starten unsere Tour mitten im Herzen der Celler Altstadt am Alten Rathaus. Hier stehen unsere zweirädrigen Begleiter für die nächsten 30 bis 40 Kilometer und warten auf den „Austritt“ in die Natur. Damit sie ihnen nicht ausgeht, gibt es noch per Knopfdruck ein bisschen Luft auf die Reifen. Direkt am Eingang zum Alten Rathaus steht neben zahlreichen Fahrradbügeln auch eine elektrische Fahrradpumpe zur Verfügung.
Da wir in unserem Job den Großteil des Tages auf einen Bildschirm starren, soll es bei unserer Feierabend-Tour ganz „oldschool“ zugehen und wir holen uns in der Tourist-Info unsere Navigation in Papierform – einen Faltflyer mit Übersichtskarte.
Für uns soll es heute „Auf den Spuren der alten Dörfer“ entlanggehen. Ein familienfreundlicher Radrundweg, der auf knapp 33 km entlang der historischen Ortskerne der ehemaligen Dörfer rundum Celle führt. Was viele nicht wissen: Celle hat neben seiner wunderschönen historischen Fachwerk-Altstadt auch geschichtsträchtige kleine Ortsteile bzw. „alte Dörfer“ rundherum, die es sich lohnt zu erkunden.
Durch die belebte Altstadt zu den Dammaschwiesen
Aufgesattelt und mit allem Nötigen ausgestattet geht es entlang der bunten Fachwerkhäuser vorbei an belebten Plätzen, Stühlen und Tischen der Gastronomie sowie über die Pfennigbrücke mit Blick über die Aller, auf der der Ruderclub seine ersten Bahnen des Jahres zieht. Ein herrlicher Blick, der die Vorfreude auf die bevorstehende Fahrradtour weiter steigert. Angekommen an den Dammaschwiesen kommen wir an der Infotafel Radrundweg CR1 an, die den Startpunkt der Tour bildet. Wer auf eine Karte oder Navigationsapps beim Radfahren verzichten möchte, kann sich auch mühelos an die übersichtliche Beschilderung halten und folgt einfach dem entsprechenden CR1-Logo an den grünen Radweg-Hinweisschildern. An den Dammaschwiesen gibt es übrigens direkt neben dem zweispurigen Radweg eine digitale Anzeige, die zählt, wie viele Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer heute bzw. in diesem Jahr an der Säule vorbeigeradelt sind. Wir sind also heute auf keinen Fall allein unterwegs!
Zu entdecken gibt es laut unseres Faltflyers neben den beiden Informationstafeln auch 16 Thementafeln mit Wissenswertem über die „alten Dörfer“ und ihre Bewohner. Ich bin gespannt darauf, wie oft wir wohl anhalten werde, um mehr zu erfahren.
Von der Aller nach Altenhagen
Entlang der saftig grünen Dammaschwiesen fahren wir vorbei an Thaers Garten, der auf jeden Fall auch einen Besuch wert ist. Für heute genügt unserem radelnden Wissendurst aber eine Thementafel, die auf Albrecht Thaer, einen der berühmtesten Söhne der Stadt, hinweist. Weiter führt uns die Strecke über Wittinger- und Dörnbergstraße zum Fasanenweg, vorbei an gerade gepflügten Feldern weiter nach Altenhagen. Eine weitere Thementafel erwähnt dort den Gedenkstein am Ortsausgang und verweist auf die urkundliche Erwähnung von „Oldenhagen“ im Jahr 1377 – das ist wirklich alt, Hagen!
Der Bruchstraße folgend führt unser Weg an Wiesen, Feldern und Wäldern vorbei in den alten Schweinebruch, ein ca. 610 ha großes Naturschutzgebiet östlich der Residenzstadt.
Nicht nur die vielseitige Natur auf der Strecke ist beeindruckend, sondern auch die Geräuschkulisse. Ein paar Radminuten außerhalb der Stadt surren die Insekten, rauscht der Wind durch die Blätter der Bäume und plätschert der Bachlauf, den man an mancher Stelle überquert. Ein aktives Seelebaumeln auf zwei Rädern – genau das Richtige zum Feierabend.
Aus dem Grünen fast auf das „Grün“ – Von Gutshof und Golfern umgeben
Weiter geht es begleitet vom Altenhäger Kanal als Überbleibsel der geschichtsträchtigen Stauwiesenlandschaft und dem Gleis der Lachtetalbahn, auf dem seit 120 Jahren Güter auf der Strecke Wittingen – Celle transportiert werden. Links abgebogen auf den Großen Wiesenweg sehen wir mit Bostel schon das nächste „alte Dorf“ und seine umliegende Kulturlandschaft.
In Bostel fahren wir an der Seniorenresidenz vorbei, an deren Stelle einst das Gut „Edelhof“ stand, um am Gedenkstein zum Alter des Ortes die nächste Thementafel zu finden. Nach einer kurzen Trinkpause und einem prüfenden Blick auf die Übersichtskarte verlassen wir Bostel über den Teilkamp und folgen der Beschilderung. Am Golfplatz Herzogstadt vorbei geht es durch den Wald zum Osterberg. Während wir bei dem leichten Anstieg doch ein wenig ins Schwitzen geraten, eröffnet sich uns auf der linken Seite auf einmal ein überraschender Anblick. Wir stehen Auge in Auge einem hier heimischen Exemplar gegenüber: Ein weißhaariges Männchen der Gattung Golfer versucht auf Loch 9 gerade den finalen Putt zu spielen als er uns vorbeiziehen sieht, wir uns mit einem universellen „Moin“ zunicken und dann wieder unserer Wege gehen bzw. fahren.
Etwas weiter erfahren wir durch eine weitere Tafel von einer alten Sage über einen angeblichen Schatz am Silberberg, dem Ort, an dem sich heute der Golfplatz befindet.
Runde Traditionen in Garßen
Auf einem befestigten Sandweg geht es vom sagenumwobenen Osterberg hinab nach Garßen. Eine Thementafel verweist auf die kleine alte Markuskirche und einen alten Brauch, der bis heute noch von der Dorfgesellschaft gepflegt wird: Das traditionelle „Bälleholen“, bei dem die Übergabe eines versteckten Balls von jungverheirateten Paaren an junge Mädchen und Junggesellen des Dorfes das „Ende des Spielens“ mit einem rauschenden Fest einläutet. Wer mehr zu dieser jahrhundertealten und seit 1888 wiederbelebten Tradition wissen möchte, radelt am besten zu der interessanten Infotafel oder schaut zur Zeit des Heiligen-Drei-Königsfest im Januar einmal selbst in Garßen vorbei.
Das versteckte Fachwerk-Schmuckstück in Scheuen
Wir überqueren an der Ampel die Bundesstraße B 191 und folgen mit kräftigem Wind, der über die offenen Felder fegt, weiter der Beschilderung des Rundweges bis zur „kunstvoll“ mit Graffiti verzierten Bahnunterführung. Hier wartet die nächste Thementafel auf uns und berichtet etwas zur Geschichte der Bahnstrecke seit 1845. Am Celler Wasserwerk vorbei unterqueren wir die Bahnstrecke Celle–Soltau. Wie wir erfahren verband die damalige Kleinbahn ab 1902 Garßen mit Bergen und wurde genau vor 120 Jahren bis nach Celle verlängert, um Güter und Personen zu transportieren. Abseits unserer Fahrradstrecke kann man noch alte Bahndämme hinter dichtem Wildwuchs erkennen. Vorbei am Segelflugplatz kommen wir nach Scheuen, wo sich ein kleiner Abstecher zum Friedhof des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers anbietet. Der Rundweg leitet uns weiter entlang der Schnuckendrift bis zur Thementafel an der Arlohstraße. Hier machen wir kurz für ein paar Bilder eine Pause mit dem Radfahren, denn hinter der Tafel mit viel Wissenswertem über Scheuen steht ein wunderschönes Fachwerkhaus mit einem urigen Garten, der bei dem Lichteinfall einfach wunderbar aussieht und nicht in meiner Galerie fehlen darf.
Von ruhigen Wäldern zu kirchlichen Tafeln in Groß Hehlen
Die Spuren der alten Dörfer führen uns von Scheuen aus auf dem befestigten Winsener Weg nach Westen, entlang von Baumalleen und weiten Feldern . Einmal links abgebogen geht es durch den Wald auf den Krähenbergweg. Der Waldweg ist nicht wirklich befestigt und kann witterungsbedingt auch matschig oder, wie in unserem Fall, im unteren Bereich sehr sandig werden. Das hält uns aber nicht davon ab, diesen Abschnitt durch den Wald zu genießen.
Der lange Waldweg bietet eine tolle Flucht aus dicht bewachsenen Bäumen durch deren kräftig grüne Blätter sich die Sonnenstrahlen ihren Weg zu uns bahnen. Dazu noch diese wechselnde Geräuschkulisse aus absoluter Ruhe, Vogelgezwitscher und unserem Reifenprofil, das seine eigenen Spuren auf dem trockenen Weg hinterlässt. Wem der doch recht gut befahrbare Weg zu unsicher sein sollte, kann alternativ den parallel verlaufenden, asphaltierten Hustedter Weg zum Radfahren nutzen. Im weiteren Verlauf durchfahren wir entlang des Hustedter Weges und der Langen Straße dann Groß Hehlen bis wir im alten Teil des Dorfes landen. Hier steht die St. Cyriakus Kirche, die nicht nur damals das Zentrum eines sehr alten Kirchspiels (also einem weitreichenden Pfarrbezirk) war, sondern sich ebenfalls als Startpunkt für den Rundweg „Auf den Spuren der alten Dörfer“ eignet.
Wie an den Dammaschwiesen, steht auch an der Pforte zum Kirchgelände eine große Informationstafel zum CR1.
Idyllische Trinkpause mit Schwan am See und traumhafte Landschaft in Klein Hehlen
Auf dem ehemaligen Boyer Kirchweg führt der Rundweg entlang einer schönen Allee weiter nach Boye durch den kleinen historischen Dorfkern. Hier fahren wir an einigen schönen Hofcafés vorbei, die zum Verweilen einladen, bevor wir nach links abbiegen und den Grobebach überqueren. Anschließend führt die Strecke durch verkehrsberuhigte Wohngebiete bis zum idyllischen Waldsee in Klein Hehlen.
Einmal herumgefahren entdecken wir einen Schwan, der neben dem Hinweisschild vom Radweg in der Sonne eine Pause macht. Wir entschließen uns, das als Zeichen zu nehmen, um ebenfalls eine kleine Trinkpause in der Sonne einzulegen.
Danach geht es weiter entlang der Witzlebenstraße bis zu Allerniederung in Klein Hehlen. Hier ist landschaftlich gesehen wohl einer der schönsten Abschnitte des Rundwegs, inmitten des Naturschutzgebiets an der Talniederung der Aller mit saftigen Wiesen, schmalen Auwaldresten und sogar einem kleinen Baumerlebnispfad mit Erklärtäfelchen zu Namen und Eigenschaften der unterschiedlichen Gewächse. Hier haben wir buchstäblich „einen Gang runtergeschaltet“ und ein kleines fahrendes Quiz gemacht, bei dem ich haushoch verloren, aber an Wissen gewonnen habe!
An der Straße Tribünenbusch stoßen wir außerdem auf eine weitere Thementafel, die nicht nur den Straßennamen erklärt, sondern auch einen geschichtlich sehr spannenden Zusammenhang für Pferdefreunde erläutert: Hier hat nämlich einst das Galopprennen des königlich-hannöverschen Pferdevereins stattgefunden.
Endspurt entlang der Fuhse und an einem etwas anderen Neuen Rathaus vorbei
Raus aus der Natur geht es entlang der Fahrradstraße und der Bahnstrecke am Celler Hauptbahnhof vorbei und weiter auf den Fuhserandweg. Dieser idyllische Weg an der Fuhse führt uns angenehm durch das Stadtgebiet und unter anderem am Niedersächsischen Landgestüt vorbei. An den Brücken Fuhsestraße und Hannoversche Straße wechseln wir die Flussseite, um auf Höhe des Wohnmobilstellplatzes den Fuhserandweg zu verlassen und den weiteren Verlauf des Radrundwegs entlang der Wehlstraße zu nehmen.
Hier kommen wir auch am Neuen Rathaus vorbei, das einst als „Heidekaserne“ als eines der größten militärischen Gebäude Europas galt und mittlerweile als modernes Verwaltungsgebäude den meisten Fachbereichen der Stadtverwaltung Celle Platz bietet und mit dem anliegenden Stadtpark auch ein wunderschönes Fotomotiv abgibt. Nur noch ein paar letzte Tritte in die Pedale durch die Fritzenwiese und wir überqueren ein weiteres Mal die Pfennigbrücke, um bei den Dammaschwiesen wieder an unserem Ausgangsort anzukommen.
33 km Entschleunigung, viel Wissenswertes und ein Radler später
Beseelt von den vielen schönen Eindrücken unserer Tour auf den Spuren der alten Dörfer, setzen wir uns noch einen Moment auf den Rasen, genehmigen uns als Feierabendgetränk passenderweise ein Radler und tauschen uns noch über unsere kleinen und großen Highlights aus, die wir auf den vergangenen 33km Radfahren erlebt haben.
Mehr zu „erfahren“: Radfahren durch die Heide oder den Aller-Radweg entlang
Wer nicht nur eine „Runde“ durch Celle und sein Umland drehen will, kann auch wunderbar unsere schöne Residenzstadt als Ausgangspunkt für Tagestouren durch die angrenzende Lüneburger Heide nehmen oder als Etappenziel oder Start einer Fahrradtour entlang des Aller-Radwegs. Auf den rund 250 km von Verden bis hin zur Allermündung in Sachsen-Anhalt gibt es vieles flussauf und –abwärts zu entdecken. Beispielsweise kann man auf der dritten Etappe vom Aller-Radweg von Celle aus startend über das Kloster Wienhausen und durch historische Dörfer wie Langlingen und Müden bis in die „Mühlenstadt“ Gifhorn radeln. Auch in die andere Richtung über Wietze, Winsen und Schwarmstedt am Südwestrand der Lüneburger Heide bis nach Verden bieten sich viele spannende Abschnitte für Radbegeisterte.
Mein Fazit unserer fahrenden Spurensuche
Ich für meinen Teil habe mir vorgenommen, vermehrt nach Feierabend die Entschleunigung auf dem Sattel meines Drahtesels zu suchen und das Zusammenspiel beim Radfahren aus Bewegung, Natur und ein bisschen Futter für die grauen Zellen zu genießen! Denn wie Albert Einstein schon treffend sagte: „Das Leben ist wie Radfahren. Um die Balance zu halten, musst du in Bewegung bleiben!“.
Abschließend hoffe ich natürlich, dass ihr auch Lust bekommen habt, eure Umgebung, oder noch viel besser Celle und unsere anderen tollen Aboutcities, mit dem Fahrrad zu erkunden. Ich schwinge mich jetzt auf jeden Fall auf meinen Sattel und schaue, was ich hier so als Nächstes erfahre!
Persönlicher Tipp: Checkt euer Fahrrad vor der Tour
Vor dem Radfahren die Verkehrstüchtigkeit eures Fahrrads überprüfen!
Es gibt viele Fahrradhändler und Reparaturwerkstätten in Celle. Einfach im Internet suchen und zu einem unserer kompetenten Rad-Profis gehen bzw. schieben.
Beispielsweise befinden sich direkt am Celler Bahnhof auf dem Gelände der Stadtwerke die „Radretter Celle“. Hier könnt ihr vor dem Radfahren euer Rad auf Vordermann bringen oder direkt dort lassen und ein neues, überholtes Modell mitnehmen.