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Eine Virtual Reality Zeitreise ins Wilhelmshaven vor über 100 Jahren

Impressionen der HAVENSPUREN VR-Tour in Wilhelmshaven

Versetzt euch in eine Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihr seid umgeben von Werftarbeitern, einem Zeppelin, der über euch fliegt, dem Kaiser zujubelnden Kindern und Matrosen, die demonstrieren. Schwer vorzustellen? Gar kein Problem! Denn das alles könnt ihr in Wilhelmshaven ganz ohne viel Fantasie und mithilfe von Virtual Reality Brillen bei der Tour ,,HAVENSPUREN“ erleben.

Als jemand, der in Wilhelmshaven geboren und aufgewachsen ist, denkt man häufig, man hat schon alles von seiner Stadt gesehen. Falsch gedacht! Denn die neue Stadtführung ,,HAVENSPUREN“ zeigt Touristen, aber auch Einheimischen, eine ganz neue (alte) Seite von Wilhelmshaven, so wie ihr es zuvor noch nicht erlebt habt. Die Neugier in mir wurde geweckt, weshalb ich mir direkt einen Einblick in die Führung verschafft habe.

Keine Virtual Reality Vorkenntnisse notwendig

Die Tour beginnt an der Tourist-Information Wilhelmshaven mit einer kurzen Einweisung durch den Gästeführer. Das Wichtigste vorweg: Es sind keine technischen Vorkenntnisse im Bereich Virtual Reality notwendig. Die Brillen werden auf Aufforderung des Gästeführers an den jeweiligen Stationen aufgesetzt, dann wählt man die passende Szene aus und schon gelangt man in eine andere Welt. Falls es doch einmal zu Schwierigkeiten kommen sollte, ist das auch kein Problem, da alle unsere Gästeführer äußert kompetent sind und schnell behilflich sein können.

Aus Neu macht Alt

Der erste Zwischenstopp befindet sich nur wenige Meter vom Startpunkt entfernt. Man sammelt sich vor der NordseePassage auf dem Valoisplatz. Werden hier jetzt die Brillen aufgesetzt, verschwindet das Einkaufszentrum. Der Bahnhof, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts anstelle der Passage stand, erscheint. Zu sehen sind unter anderem Kinder, die sich freuen, dass der Kaiser zu Besuch kommt. Überrascht hat mich, dass damals eine Straßenbahn durch Wilhelmshaven fuhr. Das ist heute, leider, nicht mehr der Fall!

James Bond in Wilhelmshaven

Weiter ging es zu Fuß ca. fünf Minuten bis zum 1873 erbauten Amtsgericht. Auch hier wurden die Brillen wieder aufgesetzt. In einer der beiden Szenen befand man sich in einer dreidimensionalen Welt mit verschiedenen Fakten über Wilhelmshaven. Wusstet ihr, dass James Bond von Helgoland aus die in den Reichkriegshafen von Wilhelmshaven einlaufenden U-Boote observierte?

Ein Stück Berlin an der Nordsee

Auf dem Weg zu den verschiedenen Stopps hat uns unser Gästeführer noch viele Interessante Informationen über Wilhelmshaven gegeben. So erzählte er uns zum Beispiel, als wir die Adalbertstraße entlang gingen, das als Inspiration für diese die Berliner Straße ,,Unter den Linden“ diente. Prinz Adalbert von Preußen, dessen Denkmal bereits seit 1882 die Straße ziert, wollte, dass die Offiziere, die in den Offiziershäusern entlang der Straße lebten, ein Stück Heimat vor der Tür hatten. Heute stehen dem 2. Weltkrieg geschuldet, nur noch drei der Offiziersgebäude. Falls ihr euch selbst noch weiter über die Historie von Wilhelmshaven informieren wollt, könnt ihr das gerne unter https://www.wilhelmshaven-touristik.de/erleben/urban/historisch machen.

Denkmal zu Prinz Adalbert von Preußen; Foto: Julia

Ein Schloss für die Ewigkeit – in Virtual Reality

An der Nordseite der Straße stand früher ein Stationsgebäude, auch ,,Weißes Schloss“ genannt. Heute kaum noch vorzustellen, da sich an dieser Stelle heute lediglich ein recht unscheinbarer Eingang zum Kurpark befindet. Zum Glück kamen nun wieder die VR-Brillen zum Einsatz. Sie zeigen das imposante weiße Gebäude in seiner schönsten Pracht. Einer der Matrosen sprach etwas wie ,,ein Gebäude für die Ewigkeit“. Die nächste Szene zeigte einem dann den Platz nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Stationsgebäude zerstört, die Wiese vernichtet und eine Frau, die einen auffordert, beim Wiederaufbau zu helfen. Das beeindruckt.

Gruppe an der dritten Station der Virtual Reality Tour, wo es das „Weiße Schloss“ zu sehen gibt; Foto: Wilhelmshaven Touristik & Freizeit GmbH

Froh über eine 60-Stunden-Arbeitswoche

Weiter ging es dann zum historischen Werfttor. Das frühere Haupttor der kaiserlichen Werft dient noch heute als Eingang zum Marinearsenal. Hier wird erneut die Brillen aufgesetzt. Die zweite Szene ist ein Einblick in die damalige Arbeit in einer der Werfthallen. Einer der dort arbeitenden Männer sprach darüber, wie froh er sei, dass die 60 Stunden Woche eingeführt wurde. Heute kaum noch denkbar…

Historisches Werfttor in Wilhelmshaven; Foto: Julia

Beim vorletzten Halt geht es zum alten Rathausplatz. Hier steht seit 1901 der Kaiser-Wilhelm-Brunnen, womit er der älteste Zierbrunnen Wilhelmshavens ist. Außerdem befindet sich hier die ehemalige Torpedokaserne bzw. das Marineuntersuchungsgefängnis. Alle drei sind so alt, dass man diese auch in der virtuellen Realität sehen kann.

Hoffnung auf eine bessere Welt

Nicht weit vom alten Rathausplatz entfernt geht es dann zum letzten Stopp. Dem Bontekai. Setzt man hier die Brille auf, befindet man sich nach dem Szenenwechsel zum Wasser nach Süden blickend in einer dunkleren Zeit, die um den Zweiten Weltkrieg spielt. Guckt man in Richtung Norden, sieht man ein helleres Szenario. Menschen die miteinander sprechen, Musik hören, fröhlich aussehen… Ein symbolisches Bild, das gerade in den heutigen Zeiten Hoffnung auf eine bessere Welt gibt.

Bontekai in Wilhelmshaven; Foto: Rainer Ganske

Mit diesem nachdenklichen Gedanken endet die Tour nach etwas mehr als zwei Stunden dann auch schon.  Von hier hat man die Möglichkeit, zurück zur Tourist-Info zu gehen oder man läuft direkt zur Kaiser-Wilhelm-Brücke oder der Maritimen Meile mit ihren Museen, Cafés und Restaurants. Diese liegen nämlich nur 10 Minuten vom letzten Stopp entfernt.

Für mich war die ca. zweistündige Tour ein beeindruckendes und nachwirkendes Erlebnis, dass ich jedem empfehlen kann, der bereit ist, eine einzigartige Stadtführung der neuen Art kennenzulernen. Denn nirgendwo in Deutschland kann man zurzeit mithilfe von Virtuellen Reality Brillen zu Fuß die Stadt erkunden. Die HAVENSPUREN Tour könnt ihr unter www.havenspuren.de buchen. Sollte euch die Tour nicht so zusagen, schaut doch gerne mal auf der Landingpage zu Stadtführungen vorbei. Vielleicht ist bei der breiten Angebotspallette eine unserer anderen Stadtführungen etwas für euch.

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